Schadstoffeinträge in Nordsee und Flüsse senken – Inhaltsstoffe und Wirkung auf die Gewässer stehen im Fokus
Die Nordsee sowie Ems, Weser und Elbe müssen kräftig schlucken: Abwasser von industriellen Betrieben und Kommunen, Kühlwasser von Kernkraftwerken und Sole-Einleitungen. Allein die 17 Spitzenreiter bei der Abwassereinleitung spülen Jahr für Jahr 70 Millionen Kubikmeter in die Flüsse und damit ins Meer. Ein einzelnes Kraftwerk kommt auf knapp 600.000 Kubikmeter Kühlwasser. Doch es sind nicht die auf den ersten Blick erschreckend hohen Zahlen, die Umweltminister Stefan Wenzel umtreiben: „Die nackten Zahlen sagen wenig, grundsätzlich ist nicht allein die Menge schon ein Grund, die Einleitung zu reduzieren. Wichtig sind vor allem die Inhaltsstoffe und deren Wirkung auf die Gewässer”, betonte Wenzel am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts des NLWKN in Norden.
Deshalb sollen zukünftig Einleitungen verringert und gewässerökologisch verträglicher gestaltet werden, um bei der Erreichung der europaweit vorgegebenen Ziele der Wasserrahmenrichtlinie und Meeresstrategierahmenrichtlinie voranzukommen. Sorgen bereitet vor allem die Einleitung von Chemikalien wie beispielsweise Blei, Cadmium oder Quecksilber. Sie gelten als besonders gefährlich, da sie sich im Körper des Menschen und in anderen Lebewesen anreichern, sehr giftig sind und sich in der Umwelt nur sehr schlecht abbauen. „Ihre Wirkung auf das Gewässer muss vor einer Genehmigung sorgfältig geprüft werden”, sagte der Minister. Die Wasserrahmenrichtlinie gibt den Rahmen für die deutschen Vorschriften vor, um entsprechend zu reagieren. Das könne bedeuten, auch bereits bestehende Erlaubnisse zu überprüfen und anzupassen.
Wenzel begrüßte ausdrücklich ein Pilotvorhaben für das Küstengewässer Jade im Nordwesten von Niedersachsen: Hier wurden sämtliche Einleitungen aufgearbeitet und mit der Belastungssituation des Gewässers gekoppelt. Anhand dieser fundierten Basisdaten ist ein Bewertungswerkzeug entstanden, mit dem nun neue oder veränderte Anträge auf Einleitungen auf ihre Verträglichkeit in Hinblick auf die Grenzwerte geprüft werden können. „Diese Basisarbeiten werden derzeit auf das gesamte Übergangs- und Küstengewässer ausgedehnt”, sagte NLWKN-Direktor Siegfried Popp.
Insgesamt sind drei Pilotstudien beauftragt, die die Bewertung der derzeitigen Situation, die Erarbeitung einer aktuellen Übersicht zu den Effekten sowie die Konzeption von Handlungsoptionen für ein küstenweites Management zum Inhalt haben. „Aus den Ergebnissen der Studien erwarten wir Hinweise mit Blick auf die Meeresschutzrichtlinie”, betonte Popp. Aufgrund dieser fachlichen Basisinformationen sei es grundsätzlich möglich, dass das Land in den Bewirtschaftungsplänen für Flüsse, Bäche und Seen und das Küstengewässer Ziele zur Senkung der Schadstoffeinträge festlegt.