Der Technologiekonzern Wärtsilä hat mit dem erfolgreichen Test zur Fernsteuerung von Schiffen einen weiteren wichtigen Schritt in der zur sogenannten Smart Marine Solution unternommen. Die Testversuche wurden am 21. August vor der Nordseeküste Schottlands in Zusammenarbeit mit Gulfmark Offshore durchgeführt, einem US-amerikanischen Seetransportdienstleister, der das Schiff für das Projekt zur Verfügung stellte. Bei den Tests musste das Schiff eine Reihe von Manövern absolvieren, bei denen sowohl dynamische Positionierungen (DP) als auch manuelle Joystick-Steuerungen angewendet wurden. Obwohl sich das Testschiff in der Nordsee befand, wurde die Fernsteuerung aus dem 8000 km (5000 Meilen) entfernten Wärtsilä-Büro in San Diego, Kalifornien, durchgeführt.
Schon seit dem Frühjahr 2016 entwickelt die Abteilung Dynamic Positioning bei Wärtsilä Fernsteuerungssysteme für Schiffe, doch dies war der erste Testlauf mit einem realen Schiff. Das Schiff „Highland Chieftain“ ist ein 80 Meter langes Plattform-Versorgungsschiff, das bereits mit dem Nacos-Platinum-Paket von Wärtsilä ausgestattet ist, welches das Navigations-, Automatisierungs-, DP und die Antriebssteuerung von Wärtsilä zusammenführt. Für den Test wurde dem DP-System vorübergehend zusätzliche Software hinzugefügt, um Daten über die Satellitenverbindung des Schiffes zur Kontrollstation an Land in Kalifornien zu leiten.
Dabei war es wichtig, dass die Prüfverfahren von Wärtsilä mit Standardbandbreiten der satellitengestützten Bordkommunikation durchgeführt wurden. Für den Austausch zwischen dem Schiff und dem fernsteuernden Kontrollbüro wurde keine landgestützte Technik verwendet. Aufgrund des modularen und leicht aufrüstbaren Systems von Wärtsilä konnte die Nachrüstung mit der DP-Software innerhalb von nur 30 Stunden mit minimalen Beeinträchtigungen abgeschlossen werden.
Der erfolgreiche Test wurde über einen Zeitraum von fast 4 Stunden durchgeführt. Während dieser Zeit durchlief das Schiff eine Reihe von Manövern sowohl mit hohen als auch niedrigen Geschwindigkeiten. Alle durchgeführten Prüfverfahren verliefen wie geplant.
„Wärtsilä hat sich der Entwicklung von Technologien verschrieben, die eine Zukunft für Smart Marine ermöglichen. Im Zeitalter der Digitalisierung wird ein zukünftiges Smart-Marine-Netzwerk „intelligente“ Schiffe mit „intelligenten“ Häfen verbinden, um den Einsatz von Ressourcen noch effizienter zu gestalten. Dies wird auch die Auswirkungen auf das Klima reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit erhöhen“, sagt Roger Holm, Präsident von Wärtsilä Marine Solutions.
Andrea Morgante, Leiterin des Bereichs Digital bei Wärtsilä Marine Solutions fügt hinzu: „Eine der wichtigsten und kritischsten Hürden auf dem Weg zu einer intelligenten Schifffahrt ist die Entwicklung effizienter und zuverlässiger Fernsteuerungs- und Überwachungsfunktionen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Bandbreitenbeschränkungen und Cyber-Sicherheit. Dieser Test ist ein klarer Beweis dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dies zu erreichen. Die Tatsache, dass das Schiff in nur wenigen Stunden für die Fernsteuerung umgerüstet werden konnte, ist eine klare Bestätigung für die Positionierung von Wärtsilä an der Spitze der maritimen Technologieentwicklung. Bei Wärtsilä sind wir voll und ganz mit der Entwicklung von „intelligenten” Schiffen beschäftigt, da wir solche Technologien für die Beibehaltung der zukünftigen Profitabilität unserer Kunden für wichtig halten.“
Wärtsilä geht davon aus, dass die Entwicklung von erfolgreichen Fernzugriffen auf Schiffe den Kunden auch virtuelle Service-Lösungen ermöglichen wird, wenn sie ihre DP-Systeme abstimmen oder testen möchten. Darüber hinaus wird diese Lösung auch für andere Pilotprojekte wie automatisierte Docking-Verfahren eingesetzt werden können.
„Bei Gulfmark Offshore glauben wir, dass es wichtig ist, neuen Technologien offen gegenüber zu stehen, da sie für unsere Branche die Zukunft bedeuten. Wenn Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen, dann müssen sie nach vorne schauen und die enormen Entwicklungsanstrengungen von Unternehmen wie Wärtsilä nutzen. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, mit Wärtsilä an diesem großartigen Projekt zusammenzuarbeiten“, sagt Ashley Robinson, SVP Operations Gulfmark.
Wärtsilä hat bereits zuvor drei Hochseeschiffe der „Highland-Serie“ von Gulfmark Offshore mit verschiedenen Produkten, Systemen und Lösungen ausgestattet und auch mehrere andere Schiffsserien der Flotte des Unternehmens mit DP-Systemen ausgerüstet.