Nord- und Ostsee: Neue Technologien für umweltfreundliche Fährpassage
- Ab 1.1.2015: Neue Schwefelgrenzwerte auf der Nord- und Ostsee
- Mit umweltfreundlichen Technologien werden Fähren umgerüstet
- Herausforderung für die Branche
Ab dem 1. Januar 2015 treten für den gesamten Schiffsverkehr in der Nord- und Ostsee neue Bestimmungen zur Regulierung des Schwefelgehalts in Treibstoffen in Kraft: Der Schwefelgrenzwert wird von derzeit 1,0 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt. Mit modernster Technik und neuen Treibstoffen reagieren die Reedereien auf die EU-Direktive und rüsten ihre Fähren in diesem Fahrtgebiet um, damit das Klima sowie die Ökosysteme der Nord- und Ostsee nachhaltig geschont werden. Der Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik e.V. (VFF) stellt anlässlich der ITB eine Auswahl umweltfreundlicher Technologien am Beispiel von vier Reedereien vor, die stellvertretend für alle Fähren auf Nord- und Ostsee stehen.
Bestehende Flotte: Scrubber und Hybridsystem
Schwefelarmer Treibstoff ist deutlich teurer als der bislang genutzte Schiffsdiesel und möglicherweise nicht in ausreichender Menge verfügbar. Eine Alternative für bestehende Schiffe ist die Installation von Abgasfiltern, so genannten Scrubbern. Diese reinigen die Motorenabgase von Schadstoffen wie Schwefel, Stickstoff und Feinstaub und reduzieren so den Emissionsausstoß um mindestens 90 Prozent. Die Reederei Color Line investiert rund 30 Millionen Euro in die neue Umwelttechnik. Die Color Line SuperSpeed II wird bereits im April 2014 mit Scrubbern umgerüstet, die weiteren Fähren im Deutschland-Norwegen- sowie im Dänemark-Norwegen-Verkehr folgen im Januar 2015. Im Hafen von Oslo werden die Color Line-Fähren zudem mit Landstrom betrieben.
Scandlines stattet alle vier Fähren auf der Linie Puttgarden-Rødby sowohl mit Scrubbern als auch mit einem Hybridsystem aus, das überschüssige Energie, die bei langsamer Fahrt oder bei Hafenliegezeiten gewonnen wird, in Batterien speichert. Die Fähren können damit ihren Treibstoffverbrauch an die Auslastung anpassen. Auf diese Weise werden bis zu 15 Prozent der CO2-Emissionen eingespart.
Auf die Einhaltung des neuen Schwefelgrenzwertes stellen sich auch die weiteren auf der Nord- und Ostsee operierenden Reedereien ein. So werden in die bestehende Flotte von TT-Line sowie in die RoRo-Schiffe von DFDS Seaways Scrubber eingebaut. Andere Fährgesellschaften arbeiten ebenfalls an individuellen Lösungen.
Neubauten: Flüssiggas erste Wahl
Bei Neubauten wird von vornherein auf umweltschonende Antriebe gesetzt. Sowohl Viking Line als auch Fjord Line betreiben ihre neuen Schiffe mit Flüssiggas. LNG (liquified natural gas) ist derzeit das weltweit modernste Verfahren zum ökologischen Schiffsantrieb in der Praxis. Die Schwefelemission beträgt dabei nahezu Null. Auch andere Abgasemissionen werden drastisch reduziert: Treibhausgase um bis zu 23 Prozent, Stickstoff um 92 Prozent und Partikel um bis zu 98 Prozent. Seit über einem Jahr fährt die MS Viking Grace der finnischen Reederei Viking Line auf der Strecke Stockholm-Turku ausschließlich mit LNG und wird auch während der Hafenliegezeiten mit Flüssiggas betrieben. Zur positiven Umweltbilanz trägt weiterhin das treibstoffsparende Design des Schiffsrumpfs bei.
Ab Mitte März 2014 nimmt die MS Bergensfjord der Fährgesellschaft Fjord Line ihren Dienst auf. Wie schon ihr Schwesterschiff, die MS Stavangerfjord, ist auch sie mit einem LNG-Antrieb ausgestattet. Die Fähren verkehren täglich zwischen den norwegischen Häfen Bergen und Stavanger und dem dänischen Hirtshals sowie zwischen Hirtshals und Langesund (Norwegen).