Ein neues Seenotrettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat am Samstag, 19. Januar 2019, dem Eröffnungstag der 50. „boot“ in Düsseldorf, den Namen GERHARD ELSNER erhalten. Noch vor seiner Indienststellung hat das neueste Spezialschiff der Seenotretter eine ungewöhnliche Reise zur weltgrößten Wassersportausstellung angetreten. Dort ist es bis einschließlich 27. Januar zu sehen. Sein Einsatzgebiet wird die viel befahrene und bei Wassersportlern beliebte Kieler Förde.
„Wir freuen uns sehr über diese besondere Bootstaufe zu unserem Messejubiläum als Zeichen der Verbundenheit der Gemeinschaft der Wassersportler mit der starken Gemeinschaft ,ihrer‘ Retter auf Nord- und Ostsee“, sagte Petros Michelidakis, Direktor der „boot“ Düsseldorf, in seinem Grußwort zur Taufe des Neubaus auf dem Messestand der Seenotretter in Halle 14 (Stand D65). Nach wie vor wird die gesamte Arbeit der Seenotretter ausschließlich durch Spenden und freiwillige Beiträge finanziert.
Stationierung im Wassersportrevier Kieler Förde
Stationiert wird SRB 73 im Olympiahafen Kiel-Schilksee. Kieler Förde und Kieler Bucht gelten als Mekka des Wassersports. „Einhandsegler sind dort ebenso unterwegs wie Traditionsschiffe und moderne Yachten, aber auch große Fähren und viele Frachtschiffe“, beschreibt Vormann Hans-Jürgen Naumann das stark befahrene Revier seiner rund 25 freiwilligen Seenotretter.
Von der Bedeutung für Wassersportler zeugen mehrere tausend Yachtliegeplätze, die Kieler Woche als eines der größten Segelsportereignisse der Welt sowie jährlich viele weitere Regattaserien mit großen Feldern in fast allen Bootsklassen. Beliebt ist das Revier zudem bei Hochsee- und Sportanglern, Surfern und Kitesurfern. Sie alle sind auch auf der „boot“ Düsseldorf zu Hause. „Und für alle sind wir da, wenn sie in Not geraten“, sagt Naumann.
Finanziert aus dem Nachlass eines passionierten Seglers
Der Name des Neubaus erinnert an den Ende 2016 verstorbenen passionierten Segler Gerhard Elsner aus Berlin. Er hat die Seenotretter großzügig in seinem Testament bedacht. Das Seenotrettungsboot wurde aus seinem Nachlass finanziert. Zur Taufe überreichte sein Sohn Helmut eine Medaille mit dem Porträt seines Vaters an die Seenotretter. Sie soll an Bord aufgehängt werden und – in Anlehnung an eine Schiffbautradition – der Besatzung Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen.
Getauft wurde das neue Seenotrettungsboot durch Schwiegertochter Dr.-Ing. Gabriele Dorfstecher, die der GERHARD ELSNER und ihrer Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr wünschte. Der Neubau wird auf der Freiwilligenstation Schilksee die 2003 gebaute WALTER ROSE ablösen. Sie wiederum wechselt dann zur Ausbildungsstation Neustadt beziehungsweise wird als Springer zum Einsatz kommen.
Bereits 1990 hatte das Tochterboot JAPSAND des Seenotrettungskreuzers EISWETTE auf der „boot“ seinen Namen erhalten – als Zeichen des Dankes der Seenotretter an ihre zahlreichen Freunde und Förderer in Nordrhein-Westfalen. Allein an Rhein und Ruhr spenden mehr als 60.000 Menschen regelmäßig für die Seenotretter. Und rund 2.000 der bekannten rot-weißen Sammelschiffchen haben dort ihren „Liegeplatz“. Auch die „boot“ und viele ihrer Aussteller unterstützen die Seenotretter seit Jahrzehnten.
Modifizierter Nachbau der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse
Die GERHARD ELSNER ist ein modifizierter Nachbau der 9,5-/10,1-Meter-Klasse. Die Einheiten dieses Typs haben sich in zahlreichen Einsätzen auch unter extremen Bedingungen zur Zufriedenheit der Besatzungen in allen Revieren hervorragend bewährt.
Die Eckdaten des neuen Seenotrettungsbootes:
- Länge über Alles: 10,1 Meter • Breite über Alles: 3,61 Meter • Tiefgang: 0,96 Meter
- Verdrängung: 8 Tonnen • Geschwindigkeit: 18 Knoten (ca. 33 km/h)
- Besatzung: Freiwillige • Antrieb: ein Propeller, 380 PS
Hohe Seetüchtigkeit, umfangreiche Ausrüstung
Gebaut wurde die GERHARD ELSNER auf der Werft Tamsen Maritim in Rostock. Wie alle Einheiten der DGzRS wurde sie als Selbstaufrichter konstruiert, vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem. Der Bootstyp zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt er gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.
Für Einsätze unter schwierigsten Bedingungen sind bei der Konstruktion umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt worden. Die Rettungseinheiten dieses Typs sind mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.