In den 1990er Jahren entwickelte die Reederei Stena Line das Fährkonzept HSS (High-Speed Sea Service), um ihre Passagiere schnell und komfortabel von A nach B zu bringen. Ein Modell der futuristisch anmutenden Katamaran-Fähren stellte Stena Line heute dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH) zur Verfügung.
v.l.n.r.: Dr. Stanislaw Rowinski, Hauptkurator des IMMH, Ron Gerlach, Geschäftsführer Stena Line Deutschland, Peter Tamm, Vorstand des IMMH mit dem HSS 1500-Modell
Das Modell des 1.500 Passagiere fassenden und 40 Knoten (ca. 74 km/h) schnellen HSS 1500 übergab Stena Line Deutschland-Geschäftsführer Ron Gerlach dem Vorstand des Internationalen Maritimen Museums, Peter Tamm:
„Ich freue mich wirklich sehr über dieses Schiffsmodell und bin dankbar für die Übergabe. Eine HSS-Fähre hat uns in der Sammlung noch gefehlt und so können wir eine Lücke schließen. Ich bin selbst vor Jahren mit einem der Schiffe nach Frederikshavn gefahren, das war schon ein tolles Erlebnis“, so Peter Tamm.
„Ich hatte das Glück, vor einem Jahr eine persönliche Führung durch das IMMH zu bekommen und war sehr beeindruckt. Insbesondere die Geschichte des Schiffbaus vom Einbaum bis zu den großen Kreuzfahrtschiffen finde ich hochspannend. Wenn das Museum nun auch einen Platz für ein Stena Line-Modell findet macht mich das stolz“, sagt der gelernte Schiffbauingenieur Ron Gerlach und ergänzt:
„Bei Stena leisten wir uns bis heute eine eigene Schiffentwicklungsabteilung, um die besten Designs für die speziellen Anforderungen unserer Routen zu entwerfen. Dabei scheuen wir uns nicht, neue Wege einzuschlagen und Risiken einzugehen – wie zum Beispiel 2015 bei der Methanolfähre Stena Germanica. Spritfressende Passagierfähren wie die HSS-Modelle würde man heute in Europa nicht mehr bauen. Zu Zeiten von europaweitem Duty-free und teuren Flugreisen waren sie jedoch das Maß aller Dinge.“
Insgesamt operierten von 1996 bis 2015 vier Hochgeschwindigkeitsfähren im Routennetzwerk von Stena Line. Die drei großen HSS 1500-Fähren von Stena Line waren auf der Irischen See und der Route Hoek van Holland-Harwich im Einsatz. Die kleinere HSS 900 fuhr zwischen Göteborg und Frederikshavn in Dänemark.
Der große Vorteil der HSS-Modelle von Stena Line gegenüber herkömmlichen Katamarandesigns war die spezielle Pontonform, die auf der Wasserlinie extrem schmal war und erst unter Wasser wieder breiter wurde, um die Seebewegung bestmöglichst abzufedern. Das ermöglichte auch bei voller Geschwindigkeit und bis zu acht Meter hohen Wellen eine komfortable Fahrt.
Die Abschaffung von Duty-free innerhalb der Europäischen Union und das Aufkommen der Billigflieger, sowie ein steigender Frachtanteil sorgten für eine schlechter werdende Passagierauslastung der HSS. Der starke Anstieg des Ölpreises in den Jahren nach Indienststellung zwang Stena Line, die Geschwindigkeit der Fähren zu reduzieren, womit der Wettbewerbsvorteil der HSS-Fähren verloren ging. Zwei der vier Fähren wurden inzwischen verschrottet, eine dient ihrem heutigen Besitzer als Büro und Forschungslabor. Die kleinere HSS 900 Stena Carisma liegt derzeit in Göteborg auf.