Ein ganz normaler Wintertag für die Seenotretter
Der Winter hat Nord- und Ostseeküste fest im Griff: Einige kleinere Häfen sind vereist, der Schiffsverkehr ist mancherorts zum Erliegen gekommen. Der Blick von Bord der Seenotkreuzer auf die Umgebung der Liegeplätze bietet oftmals ein winterlich-friedliches Bild. Wenn da nicht das Rauschen und Knacken der Funkgeräte wäre …
Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sind trotz Schnee und Eis jederzeit einsatzklar. Schneeräumen gehört auch an Bord der Rettungsflotte derzeit zu den wichtigsten Aufgaben. Anleger müssen eisfrei gehalten, das Deck von Schnee befreit werden.
Kontrollfahrten unternehmen die Seenotretter nun mit erhöhter Wachsamkeit. Fahrten im Eis verlangen größte Umsicht und viel Fingerspitzengefühl. Auch unter extremen Bedingungen üben die DGzRS-Besatzungen: So haben die Seenotkreuzer HERMANN HELMS/Station Cuxhaven und THEODOR STORM/Station Büsum am Mittwoch (23. Januar) bei eisiger Kälte und Dunkelheit Windenmanöver mit SAR-Hubschraubern der Deutschen Marine trainiert. Auch die Seenotkreuzer von Borkum, Norderney, Bremerhaven, List, Grömitz und Sassnitz haben am gleichen Tag in ihren Revieren nach dem Rechten gesehen sowie den einen oder anderen dringenden Krankentransport übernommen.
Die Freiwilligen-Besatzung der Station Schilksee wiederum nutzt die ruhigen Wintertage zur “Fahrschule”: Sie macht sich umfassend mit ihrem neuen Seenotrettungsboot WALTER ROSE vertraut. Jeder Handgriff muss sitzen, wenn die Einsätze wieder zahlreicher werden. Aus dem Schilkseer Hafen hat sich das Eis schon wieder zurückgezogen. “Wir hatten in diesem Winter schon eine fünf Zentimeter starke Eisdecke, so dass wir mit unserem Boot täglich eine Rinne brechen mussten, um einsatzbereit zu bleiben”, berichtet Vormann Detlev Sass. Ganz anders sieht es weiter östlich aus: Die Boddengewässer rund um Rügen und Hiddensee sowie am Darß sind vereist. Die Seenotretter nutzen die Zeit für Aus- und Fortbildungen auf den Stationen.
In der SEENOTLEITUNG BREMEN ist von Winterruhe wenig zu spüren. Denn die Einsatzzentrale der DGzRS hilft in vielen Fällen jährlich deutschen Seeleuten oder Schiffen weltweit auch außerhalb des deutschen Zuständigkeitsbereiches. So auch am gestrigen Mittwoch, als die Wachleiter von Bremen aus die Abbergung eines verletzten Besatzungsmitgliedes von einem Containerschiff vor Singapur in die Wege geleitet haben. Etwas später vermittelten sie über Seefunk ein medizinisches Beratungsgespräch mit dem Stadtkrankenhaus Cuxhaven nach Asien.