Neues Vorhaben zur Stärkung der Attraktivität des Wilhelmshavener Hafens
SCHORTENS. Als Marktführer in der Tiefkühllogistik besitzt die NORDFROST mit Hauptsitz im friesischen Schortens die größte Tiefkühllagerkapazität Europas an bundesweit flächendeckend 40 Kühllagerstandorten. Als seinerzeit erster Investor im Containerhafen Wilhelmshaven hat sich der Logistiker inzwischen als starker Player in der Hafenlogistik etabliert und plant jetzt am „Heimathafen“ des Unternehmens auch den Einstieg in das Fährgeschäft. Die NORDFROST wird dafür den in ihrem Eigentum befindlichen Nordwest- und Südwestkai im Inneren Hafen von Wilhelmshaven nutzen. Das 7 ha große Hafengrundstück erfüllt ideal alle nötigen Voraussetzungen. So verfügt es über eine Kailänge von 470 m mit 8 bis 10 Meter Wassertiefe sowie über die benötigten Freiflächen und eine RoRo-Anlage. Ziel ist es, möglichst noch in diesem Jahr eine Fährverbindung mit festen Abfahrtzeiten von und nach Skandinavien einzurichten. Sowohl für LKW, Trailer und Container als auch für Busse, PKW und Wohnmobile stellt die Fähre ab Wilhelmshaven eine ökonomisch sinnvolle Verkehrsverbindung nach Skandinavien dar, da sie für Ziele von und nach Süddeutschland und Westeuropa gegenüber anderen norddeutschen Häfen die größten Einsparungen an Straßenkilometern ermöglicht. Der Aufenthalt der Fähre im Hafen nimmt je vier Stunden in Anspruch, die Überfahrt benötigt weniger als 20 Stunden, so dass mit einer Fähre drei Abfahrten pro Woche in jeder Richtung möglich sind. Je Fahrtstrecke können 60 Sattelzüge aufgenommen werden oder mehr Fahrzeuge bei entsprechend kleineren Einheiten.
Nach den Worten von Firmenchef Horst Bartels dürfte es NORDFROST schnell gelingen, bereits bestehende langjährige Geschäftsbeziehungen, z.B. zu norwegischen Fischproduzenten, auszubauen und gezielt weiteres Frachtvolumen von Skandinavien zu generieren. „Auch bei deutschen und europäischen Lieferanten Skandinavienverkehre zu akquirieren ist für uns nicht die größte Herausforderung“, so Bartels.
Das für die Fährabfertigung vorgesehene Gelände im Inneren Hafen von Wilhelmshaven diente seit den 70er Jahren vorrangig dem Lebensmittelumschlag. Über die Kaje schlug NORDFROST in der Vergangenheit Güter wie Magermilchpulver, Butter, Käse, Fleisch, Fisch, Zuckersäcke, Kartoffeln und Holz um, die in Bulkschiffen transportiert wurden. Dieses Geschäft ist aber stark zurückgegangen, da der Seetransport dieser Güter im Zeitablauf weitgehend containerisiert wurde. So dient der Betrieb heute unter anderem zur Ausrüstung von Offshore-Schiffen.
Seit etwa einem Jahr nutzt die NORDFROST dieses Hafengelände übergangsweise für Projektverladungen, die für den Schiffsumschlag über den 8 km entfernen Containerhafen Wilhelmshaven bestimmt sind. So werden derzeit im Inneren Hafen Maschinen- und Anlagenteile seemäßig verpackt und anschließend in Container gestufft, wofür der Logistiker hier auch die benötigten Exportverpackungen selbst produziert. Der Zwischentransport der schweren Güter durch die Stadt zur Verladung auf das Containerschiff ist aufwändig und soll eingespart werden, so dass die Projektverladungen künftig auf das 32 ha große Gelände der NORDFROST in der Logistikzone des Containerhafen Wilhelmshaven verlagert werden. Dort beginnen dafür die Bauarbeiten an drei Hallen mit Deckenkränen für Projektverladungen und Schwergut sowie einer 1.500 m langen Bahngleisanbindung. Mit dem Umzug werden im Inneren Hafen Kapazitäten für die Einrichtung der Fährverbindung frei.
Im Containerhafen Wilhelmshaven hat das Unternehmen bisher € 104 Mio. investiert und gedeckte Lagerflächen zur Größe von 70.000 qm geschaffen, die je zu 1/3 für Tiefkühl-, Frische- und beheizbare Trockenlagerung bestimmt sind. Auf den Außenanlagen der Container Freight Station betreibt NORDFROST ein Containerdepot, in dem neben der reinen Lagerung auch Leercontainer gewaschen und repariert werden. Zudem werden die befestigten Flächen für Verladungen, z.B. von Holz aus Containern auf LKW, genutzt. Noch in diesem Monat startet NORDFROST im Containerhafen mit einem weiteren Investitionsvorhaben für ein vollautomatisches Tiefkühlhochregallager und vier Verarbeitungsstraßen im Lebensmittelbereich. Das 40 m hohe Tiefkühlhaus soll Anfang 2021 in Betrieb genommen werden, die Schwerguthallen Mitte 2020.
Für das neue Geschäftsfeld des Fährbetriebes bieten letztlich die riesigen Lagerkapazitäten des Unternehmens in der Region Wilhelmshaven-Friesland ebenfalls ideale Voraussetzungen. „Auch mit dem sich explosionsartig entwickelnden Containerhafen Wilhelmshaven gibt es für uns viele Möglichkeiten, den neuen Fährverkehr zu befruchten“, meint Horst Bartels.