Museumsschiff PEKING wieder in heimischen Gewässern

Historische Viermastbark verlässt nach Überfahrt aus New York Dockschiff und wird zur Restaurierung in die Peters Werft nach Wewelsfleth geschleppt

Foto: SMH / Jan Sieg

Seit 1976 war die 1911 bei Blohm+Voss gebaute PEKING fester Bestandteil des South Street Seaport Museums in New York. Jetzt hat sie im Laderaum des Dockschiffes COMBI DOCK III des Schwergutbefrachters Combi Lift (Teil der Bremer Reedereigruppe Harren & Partner) nach Jahrzehnten wieder heimische Gewässer erreicht. Im Elbehafen von Brunsbüttel wird die Viermastbark voraussichtlich am Mittwoch das Dockschiff verlassen und im Anschluss zur Peters Werft nach Wewelsfleth geschleppt. Dort wird die PEKING grundlegend restauriert. Im Anschluss wird sie als erstes und größtes Objekt des zukünftigen Deutschen Hafenmuseums in ihrem Heimathafen Hamburg eine feste Bleibe finden.

Das Schiff, das bis 1932 für die Reederei F. Laeisz über den Atlantik segelte, hatte am 19. Juli im Inneren des Dockschiffes COMBI DOCK III den Hafen von New York verlassen. Nach elf Tagen Fahrt über den Atlantik und durch den Ärmelkanal hat das Dockschiff gestern am späten Nachmittag den Brunsbütteler Elbehafen erreicht. Nach umfangreichen Sicherungsarbeiten sowie einer erfolgreichen Besichtigung auf Schwimm- und Verholfähigkeit durch die Klassifikationsgesellschaft DNV GL wird die PEKING voraussichtlich am Mittwoch erstmals seit Jahrzehnten wieder in der Elbe schwimmen. Gleich im Anschluss soll das historische Schiff vom Elbehafen in Brunsbüttel zur Peters Werft nach Wewelsfleth geschleppt werden, um gegen 11:30 Uhr bei Hochwasser das Störsperrwerk zu passieren.

In der Peters Werft bleibt das Schiff zunächst an der Ausrüstungspier liegen, wo die Masten zur späteren Restaurierung an Land abgelegt werden. Anschließend wird der Rumpf ins überdachte Trockendock verholt, wo er voraussichtlich für anderthalb Jahre witterungsbeständig grundüberholt wird. Hierbei wird das Unterwasserschiff weitgehend erneuert und mit der alten Tragstruktur verbunden. Der neue Teil des Rumpfes erhält einen Doppelboden zur Aufnahme von Ballastwasser. Bei der Restaurierung von Überwasserschiff, Deck und Aufbauten soll so viel alte Nietstruktur wie möglich erhalten bleiben. Die Peters Werft plant, nach rund anderthalb Jahren den fertigen Rumpf aus dem Trockendock auszuschwimmen, um anschließend an der Ausrüstungspier die PEKING wieder aufzuriggen, die neuen Holzdecks zu verlegen und die historische Inneneinrichtung teilweise zu rekonstruieren. Nach Abschluss aller Arbeiten soll die PEKING dann endgültig nach Hamburg verholt werden. In Hamburg wird sie Teil des Deutschen Hafenmuseums, für das derzeit die Standortsuche läuft. Wie lange die Arbeiten genau dauern werden, kann erst nach der genauen Aufnahme durch die Werft zuverlässig gesagt werden.

Die Überführung der PEKING und ihre Restaurierung werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages aus dem November 2015 mit bis zu 26 Millionen Euro gefördert. Überführung und Restaurierung werden durch die Stiftung Hamburg Maritim organisiert. Mit der Entwicklung, der Errichtung und dem Betrieb des Deutschen Hafenmuseums wurde die Stiftung Historische Museen Hamburg beauftragt, von der auch die inhaltliche Konzeption zur späteren Nutzung der PEKING im Kontext des Deutschen Hafenmuseums erarbeitet wird.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit der erfolgreichen Rückführung der PEKING ist ein Meilenstein hin zur künftigen Nutzung der Viermastbark als Teil des Deutschen Hafenmuseums gelungen. Sie wird eine spektakuläre Attraktion dieses wichtigen neuen Museums sein. Als einer der legendären Flying P-Liner kann uns die PEKING viel über die Geschichte der Schifffahrt und den globalen Handel erzählen. Mein Dank gilt der Reederei und Crew des Dockschiffes, der Stiftung Hamburg Maritim und allen, die dazu beigetragen haben, dass das schwierige Unterfangen der Überführung der PEKING gelungen ist.“

Johannes Kahrs, Haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Wahlkreis-abgeordneter für Hamburg-Mitte: „Ich bin stolz wie Bolle, dass es mir gemeinsam mit dem Kollegen Kruse gelungen ist, die Finanzierung für die PEKING zu sichern. Sie ist das künftige Wahrzeichen des Deutschen Hafenmuseums. Dort wird sie für viele Hamburger und Besucher aus der ganzen Welt eine begehbare Attraktion und ein großartiger Anziehungspunkt sein.“

Rüdiger Kruse, CDU Bundestagsabgeordneter und Berichterstatter für Kultur und Medien im Haushaltsausschuss und Beauftragter für die maritime Wirtschaft der CDU/CSU-Fraktion: „Mit der PEKING wird Handels- und Technikgeschichte exemplarisch dargestellt. Darum geht es bei dem neuen Museum für Deutschland in Hamburg. Nach Energie (Zeche Zollverein) und Industrie (Völklinger Hütte) wird nun der Handel als dritte Säule der Entwicklung Deutschlands mit einem modernen musealen Konzept erlebbar und das Hafenmuseum inmitten eines aktiven Hafens zum Ort der Information und Diskussion. Die gemeinsamen Erfolge im Bereich Kultur gehören zu dem Besten, was die große Koalition in diesen vier Jahren erreicht hat. Daran mitgewirkt zu haben, ist für mich Erfolg und Lohn zugleich.“

Joachim Kaiser, Vorstandsmitglied der Stiftung Hamburg Maritim hat die PEKING bei ihrer Fahrt über den Atlantik begleitet: „Die elftägige Atlantik-Überquerung mit der PEKING huckepack ist völlig problemlos verlaufen. Grund für unsere verspätete Abfahrt aus New York war der große Aufwand für das seefeste Stauen der Bark im Laderaum des Dockschiffs, andererseits bestand genau hierin die Vorbedingung für einen sicheren Transport. Eine Portion Glück war auch mit dabei: kein Sturm, keine Delle, nichts. Unsere Stiftung dankt der Crew des Dockschiffs COMBI DOCK III, der Reedereigruppe Harren & Partner und deren Schwergut-Spezialisten für den erfolgreichen, vor allem aber unbeschadeten Rücktransport unseres empfindlichen alten Schiffes auf die Elbe – Hut ab!“

Börries von Notz, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg: „Die PEKING wird das erste und wichtigste Museumsobjekt des Deutschen Hafenmuseums. Ein großer Meilenstein hierfür ist heute erreicht. Das spektakuläre Schiff befindet sich nun in Deutschland und an der Rekonstruktion und Wiederherstellung kann fachkundig gearbeitet werden. Schon die Überführung ist eine große Leistung und insgesamt der PEKING würdig. Sie repräsentiert die Spitze einer jahrtausendealten technischen Entwicklung, nämlich der Frachtsegelschifffahrt, und ist damit ein Leitobjekt für die frühen Anfänge der Globalisierung und des prosperierenden Welthandels.“

Nikolaus H. Schües, Inhaber der Reederei F. Laeisz und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Hamburg Maritim: „In Hamburg für eine Hamburger Reederei gebaut und Teil der Flying-P-Liner. Mehr maritimes Erbe geht gar nicht. Die PEKING wird zum Blickfang des Deutschen Hafenmuseums.“

Mathias Kahl, Freunde der PEKING: „Uns alle verbindet die Vision, die PEKING zu einer besonderen Attraktion Hamburgs werden zu lassen. Dem sind wir mit der Rückkehr der PEKING einen großen Schritt näher gekommen.“

Heiko Felderhoff, CEO Combi Lift: „Obwohl wir bereits mehrere Projekte dieser Art erfolgreich durchgeführt haben, war dieser Transport – nicht zuletzt wegen des Zustands der PEKING – sehr anspruchsvoll. Unsere erfahrenen Ingenieure und Nautiker haben ein ausgefeiltes Konzept entwickelt, um die PEKING sicher und unbeschadet nach Deutschland zurückzubringen. Wir sind froh und stolz, Teil dieses außergewöhnlichen Projektes zu sein.“

Frank Schnabel, Geschäftsführer Brunsbüttel Ports GmbH: „Wir freuen uns, bei diesem Projekt aktiv beteiligt zu sein. Der Elbehafen Brunsbüttel ist Schauplatz eines historischen Ereignisses: Hier schwimmt die PEKING zum ersten Mal wieder allein in heimischen Gewässern.“

Peter Sierk, Geschäftsführer Peters Werft: „Wir freuen uns, dass unser Restaurierungskonzept die Stiftung überzeugt hat und die Peters Werft einen Beitrag zur Erhaltung der PEKING leisten kann.“

Matthias Galle, Chefbesichtiger bei DNV GL: „Ein so geschichtsträchtiges Schiff zu prüfen ist etwas Besonderes. Wir sind sehr erfreut, dass wir zur Weiterreise der PEKING grünes Licht geben konnten.“

Die PEKING gehört zu den letzten großen Frachtseglern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Sicherheit und Präzision noch gegen Dampf- und Maschinenschiffe antreten konnte. Das stellte sie vor allem als Transportschiff für den damals stark nachgefragten Salpeter aus Chile unter Beweis. Salpeter (Natriumnitrat) aus der Atacamawüste wurde als Stickstoffdünger und bei der Schwarzpulverherstellung eingesetzt. Bis zur Eröffnung des Panamakanals 1914 war die Route um Kap Horn trotz aller Unwägbarkeiten die günstigste Möglichkeit, von Europa zur Westküste Südamerikas zu gelangen.

Die PEKING ist Teil der legendären Flying P-Liner, zu denen auch die POMMERN (Jahrgang 1903, Museumsschiff vor Mariehamn/Finnland), die PASSAT (Jahrgang 1911, Museumsschiff vor Travemünde) und die KRUZENSHTERN ex PADUA (Jahrgang 1926, aktives russisches Segelschulschiff) gehören.