Disco auf einem Flusskreuzfahrtschiff, neues Entertainment-Konzept, offene Tischzeiten und freie Platzwahl – das Schiffsjournal war über Ostern auf einer der ersten Kurzreisen der neuen MS Alena auf dem Rhein dabei und erfuhr, wie der Chef-Kreuzfahrtdirektor sich die moderne Flusskreuzfahrt bei Phoenix Reisen vorstellt. Die fünftägige Fahrt über den Rhein führte uns dabei bis ins französische Straßburg, eine der wohl schönsten Städte Europas.
Vergangenes Jahr waren 2,18 Millionen Deutsche auf Hochseekreuzfahrt. Auf dem Fluss reisten 470.400 Millionen Bundesbürger – Tendenz steigend. Während die „Symphony of the Seas“ als neues, weltweit größtes Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer erstmals in See stach, feierte auch im Bereich der Flusskreuzfahrten ein Neubau Premiere. Die MS Alena des Bonner Reiseveranstalters Phoenix Reisen wurde am Freitag, den 23.03.2018, in Köln getauft. Die ersten Reisen absolvierte das Schiff als Kurzkreuzfahrten ab/bis Köln über den Rhein ins französische Straßburg.
Disco statt Crewshow
Während die „Symphony of the Seas“ und die Schiffe auf See lange abwechslungsreiche Reisen mit viel Entertainment und jungem Publikum bieten, eilt der Flusskreuzfahrt noch immer ein wenig aufregender Ruf hinterher. Nur vereinzelt erreicht man es bisher, Passagiere unterhalb des Rentenalters anzusprechen. An Bord der „Alena“ erwarteten uns dann jedoch einige Überraschungen: Bedingt durch die Feiertage, die kurze attraktive Reisedauer und den spannenden Neubau liegt der Altersdurchschnitt auf der Reise nach Schätzungen des Kreuzfahrtleiters Peter Schultze deutlich unter 56 Jahren. Zahlreiche Kinder und Jugendliche sowie Reisegruppen sind dabei, das Alter der Passagiere reicht von acht bis 91 Jahren. Kurzerhand stellte Schultze, der in 517 Reisen zuvor nie solch junge Gäste hatte, daraufhin das Programm um: Statt der Crewshow am Abend nach dem Gala-Abschiedsdinner setzte er eine Disco auf das Tagesprogramm. Und die wurde ein „Riesenerfolg“, wie er sagt. Ist die Lounge sonst schon früh leer, herrschte bis in die Nacht tolle Stimmung und eine volle Tanzfläche. „Das war mutig, aber ich bin hellauf begeistert“, sagt Schulze.
Schritt für Schritt mehr Schwung auf den Fluss
„Ich dachte schon immer das es möglich ist, mehr Stimmung zu erzeugen“, meint auch Chef-Kreuzfahrtdirektor Christian Adlmaier, der die Neueinführung der „Alena“ ebenfalls begleitet. Er nimmt auf den Schiffen von Phoenix Reisen die Perspektive der Passagiere ein, sucht nach Neuerungen und Verbesserungen.
„Auf der Toilette, auf der du nicht selbst gesessen hast, weißt du nicht was der Gast sieht, wenn er darauf sitzt“, ist sein Credo. Dafür ist er ständig unterwegs. Seit November reist er mit dem gleichen Koffer. Seine Vision ist es mehr Schwung an Bord eines Flusskreuzfahrtschiffes zu bringen und damit auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. „Ich habe Ideen bis ins nächste Jahrtausend“, sagt Adlmeier, aber die Neuerungen erfolgen Stück für Stück und nicht mit der Brechstange. Die zahlreichen Stammkunden sollen auch von etwas Neuem überzeugt werden.
So wird Phoenix Reisen in diesem Jahr ebenfalls ein neues Entertainmentprogramm einführen. Bei Reisen ab einer Dauer von 7 Tagen sollen Gastkünstler zwischenzeitlich für Auftritte an Bord kommen, zunächst auf Rhein und Mosel. Dafür arbeite der Bonner Reiseveranstalter mit einer neuen Agentur zusammen.
Auch neue Essenszeiten haben das gleiche Ziel. Denn bei Frühstück und Mittagessen gibt es auf der „Alena“ nun eine offene Tischzeit und freie Platzwahl. Nur das Abendessen erfolgt noch mit festem Tischplatz.
Die neue Schiffsgeneration auf dem Fluss
Für den Beginn eines Schiffes laufe es laut Adlmaier auf der „Alena“ bereits sensationell gut. Als weitgehend baugleiches Schwesterschiff zur im letzten Jahr in Dienst gestellten „Asara“ gibt es an Bord nur kleine Detailverbesserungen und ein neues Farbkonzept. Reederei beider Schiffe ist Rijfers Nautical Management B.V. Gebaut wurde der 135 Meter lange Neubau auf der serbischen Schiffswerft Vahali in Zasavica und wurde im niederländischen Gendt fertiggestellt. Für den Hotelbetrieb zeichnet sich, wie auch auf den Phoenix Hochseeschiffen und auch beispielsweise bei TUI Cruises, sea chefs verantwortlich. Der Service: gewohnt freundlich und zuvorkommend. „Die Alena ist ein absolut zeitgemäßes Schiff“, sagt auch Kreuzfahrtleiter Peter Schultze, der außerdem besonders den Stauraum in den Kabinen hervorhebt. Dieser ist in der Tat außerordentlich und fügt sich ins sehr gute, moderne Konzept der 95 Passagierkabinen ein. Ein Großteil ist mit tollem französischen Balkon ausgestattet.
Auch das Gesamtpaket an Bord der Alena überzeugt uns, wird einem gehobenen Anspruch gerecht und gehört zur neuen Schiffsgeneration auf dem Fluss. Das Design ist hell und freundlich. „Es macht Spaß hier etwas Neues zu entwickeln“, sagt Schultze.
Lieblingsplatz von Chef-Kreuzfahrtdirektor Christian Adlmaier ist dabei das Spezialitätenrestaurant am Heck des Schiffes. Wöchentlich wechselnd werden in dem kleinen Bereich spezielle Themen mit einer kleinen Auswahl an Gerichten angeboten. Das „Light Lunch“, wie es Phoenix nennt, ist kostenlos und eine schöne Auswahlvariante zum Hauptrestaurant. Das „Vier Jahreszeiten“ offeriert hingegen allen Passagieren dreimal täglich feinstes Essen. Die Portionen sind nicht allzu üppig, doch immer sehr lecker. Die vier bis fünfgängigen Menüs sind abwechslungsreich. Das Restaurant ist flächenmäßig nicht all zu groß, doch punktet die geschickte Aufteilung durch Trennwende und die Buffetstation fürs Frühstück in der Mitte. Auch die Gestaltung ist gelungen.
Die Panorama-Lounge auf dem Oriondeck bietet den Hauptanlaufpunkt für den Bordalltag und einen schönen Blick auf die Flusslandschaft Backbord sowie Steuerbord. Gestaltet ist sie in einem Mix aus modernen, skandinavischen Sitzgelegenheiten und traditionellen Loungemöbeln, gespickt mit leichten Farbakzenten. Sie beinhaltet außerdem eine Bar mit moderaten Getränkepreisen und eine kleine Bibliothek. Ein Pianist unterhält die Passagiere mit guter Stimme und passender Musik. Auch ein Außenbereich ist vorhanden.
Das Sonnendeck ist weitläufig und bietet genügend Platz für alle Passagiere. Mussten auf unserer Reise noch wärmende Decken bereit liegen, ist eine entspannte Flussfahrt im Sommer auf den Liegestühlen sehr gut vorstellbar. Besonders schön sind die gemütlichen und modernen Sitzmöbel im vorderen Bereich. Am Heck schließt sich ein Schachspiel und ein kleiner Pool an. Sportliche Aktivitäten fehlen, doch gibt es eine gemütliche Sauna, die zum Entspannen einlädt.
Von Köln bis zum Straßburger Münster
Auch eine Auslaufmelodie gehört zu den kleinen Verbesserungen, von denen Christian Adlmaier spricht. Die Gänsehaut-Atmosphäre von den Hochseeschiffen soll übertragen werden. So stehen zum Auslaufen aus Köln, durch die Hohenzollernbrücke, vorbei am Dom und dem Medienhafen, die Passagiere an Deck und genießen die erste Frühlingssonne – ein traditionell toller Auftakt einer Flusskreuzfahrt. Schon am Mittag des nächsten Tages wird die „Alena“ von vielen Passanten im Zentrum von Worms empfangen. Hier startet der Ausflug nach Heidelberg und dem dortigen Schloss. Wir entscheiden uns für eine Tour auf eigene Faust mit den bordeigenen, sehr modernen Fahrrädern. Während unser Flusskreuzfahrtschiff sich in Richtung Mannheim bewegt, verfolgen wir es parallel am Rhein-Radweg die gesamten 25 Kilometer bis Mannheim. Die sportliche Betätigung als tolle Abwechslung zum Bordalltag ist dabei komplett kostenlos. Die Räder müssen lediglich im Vorhinein reserviert werden.
„Bonjour“ heißt es dann am Ostersamstag aus Straßburg. Die „Alena“ liegt statt wie geplant auf der deutschen Seite in Kehl, heute im Industriehafen von Straßburg. So nehmen wir am Vormittag ein Taxi für die wenigen Kilometer direkt ins Zentrum. Straßburg gilt als eine der schönsten Städte Europas und überzeugt besonders mit seinem historischen Stadtkern und schönem Marktplatz mit moderner Fußgängerzone. Highlight ist das Liebfrauenmünster. Dieses feierte in 2015 sein 1000-jähriges Jubiläum und ist eine der bedeutendsten Kathedralen der europäischen Architekturgeschichte und zählt zu den größten Sandsteinbauten der Welt. Das gesamte Zentrum, das aufgrund zahlreicher umlaufender Kanäle eigentlich auf einer Insel liegt, die “Grande Ile“, ist UNESCO Weltkulturerbe. Die französische 280.000 Einwohner Stadt ist die größte in der ehemals deutschen Region des Elsass, bekannt für wunderbaren Wein, Gugelhupf und Flammkuchen, den wir in einem netten Restaurant unweit des Münsters probieren.
Etwas entfernt von der Altstadt liegt auch das massive Europaparlament. Direkt anschließend an ein Wohngebiet fügt sich der beeindruckende Gebäudekomplex kaum ins Leben der beschaulichen französischen Stadt ein. Straßburg gilt dadurch auch als Hauptstadt Europas. Über 6.000 Mitarbeiter sind im Parlament tätig, davon 751 Abgeordnete. Auch eine Besichtigung ist möglich, denn das größte Besucherzentrum eines Parlaments in Europa wurde hier errichtet. Am Abend nimmt die MS „Alena“ schließlich wieder Kurs in Richtung Norden nach Köln, während an Bord bereits der Sektempfang mit dem sympathischen niederländischen Kapitän Hendrik Schouwstra sowie das Gala-Abschiedsdinner im Restaurant stattfindet.
Nachdem wir am ruhigen Ostermontag im Rahmen eines Stadtrundganges kurz im Mainzer Dom eine beeindruckende Ostermesse verfolgen, passieren wir am Nachmittag bereits die romantische Mittelrheinstrecke. Während das Loreley-Lied aus den Lautsprechern erklingt, serviert die Crew ein Gläschen Sekt zur Passage des berühmten Felsens. Am Abend macht die „Alena“ den letzten Stopp unserer Flusskreuzfahrt: Koblenz, dort wo sich Rhein und Mosel treffen. Und wir haben Glück: Die schöne Festung Ehrenbreitstein, die direkt vom Anleger mit der Seilbahn zu erreichen ist, bietet während unserer Liegezeit eine ganz besondere Veranstaltung. Das FestungsLeuchten ist nicht nur ein fotografisches Highlight im Hintergrund unserer „Alena“, sondern auch ein tolles Erlebnis auf dem großen Areal der Festung. In mehreren Bereichen werden verschiedene Lichtshows präsentiert, die hunderte Besucher anziehen – der Himmel über Koblenz leuchtet.
Tagsüber bietet sich von Ehrenbreitsstein auch ein toller Blick über die gesamte Rheinmetropole. Doch, dass es am Deutschen Eck schön ist, haben längst alle Flusskreuzfahrer erkannt. Wie auch weitere Gemeinden an der Mosel kommt die Stadt fast an ihre Kapazitätsgrenze, wie Chef-Kreutfahrtdirektor Christian Adlmaier berichtet. Wie die Flusskreuzfahrt in zehn Jahren aussieht vermag deshalb auch er nicht zu sagen. Doch die Branche boomt. Allein im nächsten Jahr folgen aus dem Hause Phoenix Reisen wohl gleich zwei neue Flusskreuzfahrtschiffe.
Cruiseclips: VideoVoyage – unsere Impressionen in bewegten Bildern: