50. European Marine Biology Symposium
Vom 21. bis 25. September 2015 findet auf Helgoland das 50. Europäische Meeresbiologie-Symposium statt. Knapp 200 Teilnehmende aus 24 Ländern treffen sich, um über langfristige Veränderungen von Umweltbedingungen und Ökosystemen zu diskutieren. Das Jubiläum ist eine Rückkehr zu den Wurzeln: Die Biologische Anstalt Helgoland richtete im Jahr 1966 auch das erste dieser Symposien aus, die seitdem jährlich an wechselnden Orten stattfinden.
Langzeitdatenreihen sind das übergeordnete Thema des Meeresbiologie-Symposiums. Dabei stellen Forscher vor, mit welchen Methoden sie heute und in Zukunft Langzeitdaten erheben und nutzen und wie man dieses in Einklang miteinander bringen kann. Solche Langzeitbeobachtungen haben am AWI-Helgoland lange Tradition: Seit 1962 analysieren Mitarbeiter täglich Wasser- und Planktonproben und haben mit der sogenannten Helgoland Reede Planktonzeitreihe eine der längsten Zeitreihen Europas, die zusätzlich die zeitlich am höchsten aufgelöste ist.
Vergleiche mit Daten aus anderen geografischen Regionen wie der Arktis sind wichtig, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Meeresbewohner fundiert einschätzen zu können. So stellen Langzeitforscher aus aller Welt ihre aktuellen Arbeiten vor und tauschen sich unter anderem darüber aus, wie man große Datensätze managt und verknüpft. Auch am Alfred-Wegener-Institut arbeiten Biologen, Klimaforscher und Modellierer zusammen, die ihre Daten in verschiedenen Regionen erheben. „Das Symposium ist eine tolle Plattform, um unsere Erfahrungen mit der internationalen Forschungsgemeinschaft zu teilen und gegenseitig voneinander zu lernen“, sagt AWI-Biologin Dr. Alexandra Kraberg, die das Symposium mitorganisiert.
Ein praktisches Beispiel für die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Meereslebewelt ist das Auftreten von Planktonblüten. Veränderte Temperaturen verschieben den Zeitpunkt, zu dem bestimmte Kleinstalgen in hoher Zahl im Meer vorkommen. Dies kann sich über verschiedene Glieder des Nahrungsnetzes auch auf die Nahrungsverfügbarkeit für Fischlarven auswirken. Welche Folgen das auf die Fischbestände oder andere Ökosystemleistungen hat, ist Gegenstand der Gespräche der Symposiumsteilnehmer. Daneben stehen auch der Küstenschutz, die Effekte eingewanderter Arten auf die Ökosystemfunktion und die Bedeutung neuer Beobachtungstechniken für die Langzeitdatenforschung im Fokus.
„Das Symposium bringt Meeresbiologen aus der ganzen Welt zusammen, die mit sehr diversen Methoden und in sehr unterschiedlichen geografischen Gebieten arbeiten. Es bietet daher großes Potential zur Vernetzung“, sagt Prof. Dr. Karen Wiltshire, Vizedirektorin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), zu dem die Biologische Anstalt Helgoland heute gehört. Der direkte Austausch war auch für Prof. Dr. Otto Kinne das Ziel, als er im Jahr 1966 erstmalig zum European Marine Biology Symposium (EMBS) auf die Insel einlud. Die Meeresforschung sollte vom unmittelbaren Gedankenaustausch profitieren, die im Zuge der wachsenden Zahl von Forschern und Institutionen unübersichtlich und unpersönlich zu werden drohte. „Wir sind stolz darauf, das Jubiläum hier auf Helgoland ausrichten zu können“, sagt Wiltshire. „Besonders freut es mich, dass das EMBS auch nach einem halben Jahrhundert nach wie vor Spitzenforscher anzieht und wir dieses Jahr sogar Gäste aus Kanada, Australien und Neuseeland begrüßen können“, so die Meeresbiologin weiter.