Liebe Kreuzfahrt-Begeisterte,
aus aktuellem Anlass möchte ich heute über die Maßnahmen berichten, die unternommen werden, wenn eine Person über Bord geht. In den letzten Wochen kam es zu zwei Zwischenfällen auf Kreuzfahrtschiffen. Auf der Norwegian Star ist in der kroatischen Adria eine Passagierin über Bord gegangen und Anfang dieser Woche ein Passagier von der AIDAluna vor Neufundland.
Im ersten Fall ist es gut ausgegangen und die Passagierin wurde gerettet, im letzteren Fall wohl leider nicht…
Als Crew übt man ständig für den Ernstfall, der hoffentlich nie eintritt. Wenn doch, muss jeder Handgriff sitzen… Sicher hat die Passagierin, die gerettet wurde, großes Glück gehabt, aber eine routiniert arbeitende Schiffsbesatzung sowie aufmerksame Passagiere verbessern die Überlebenschancen im Ernstfall deutlich.
Es gibt für alle Notlagen entsprechende Übungen an Bord. Passagiere erleben das selbst hautnah am Tag der Einschiffung, denn dort findet für alle verbindlich die Rettungsübung statt. Im Rahmen dieser Übung erklären die meisten Reedereien auch, was zu tun ist, wenn eine Person über Bord geht. Sofern man eine Person beim Sturz beobachtet, sollte man die Unglückstelle unbedingt durch einen Gegenstand markieren. Bestenfalls mit einem Rettungsring, zur Not aber auch mit einem Holzstuhl oder Ähnlichem. Zudem sollte man sofort Alarm auslösen, indem man laut ruft „Person über Bord“ und versucht ein Crewmitglied zu alarmieren.
Jetzt ist es wichtig, der Brückenbesatzung eine präzise Meldung zu geben, wann und an welcher Seite des Schiffes die Person über Bord gegangen ist. Denn wenn das Unglück gleich bemerkt wird, kann die Brückenbesatzung schnell reagieren und ein Wendemanöver einleiten. Das Bekannteste ist der sogenannte “Williamson Turn”. Dieses Manöver bringt das Schiff auf direkten Gegenkurs und das Schiff kann genau zu der Stelle manövriert werden, an der die Person über Bord gegangen ist. Mit einem Rettungsboot kann die Person dann eingesammelt und wieder an Bord gebracht werden. In der Praxis ist das natürlich wetterabhängig.
Sollte erst nach längerer Zeit auffallen, dass an Bord jemand fehlt, können die Kameradaten der Security ausgewertet werden. Durch diese Daten kann exakt die Position bestimmt werden, an der die Person über Bord gegangen ist. Diese Position kann dann an andere Schiffe und auch an Land gesendet werden, um Unterstützung anzufordern.
Oft kommt es nicht vor, dass eine Person über Bord geht, aber im Falle des Falles muss eben jeder Handgriff sitzen.
Herzlichst Ihr Kreuzfahrt-Experte
Christian Baumann
- Webseite: www.baumann-kreuzfahrten.de
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