Die norwegische Reederei Hurtigruten lässt die neuen Expeditionsschiffe mit umweltverträglicher Hybrid-Technologie bauen. Zum ersten Mal wird vollelektrischer Antrieb auf einem Passagierschiff möglich sein. Hierdurch kann der Kraftstoffverbrauch um bis zu 20 Prozent reduziert werden.
Die Investition in eine Hybrid-Lösung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg der Hurtigruten, die Arktis und Antarktis mit vollelektrischen Expeditionsschiffen zu bereisen. „Die Zukunft der Schifffahrt ist ohne Zweifel leise und emissionsfrei. Unsere neuen Expeditionsschiffe sollen den Weg für diese neue Technologie ebnen und der Welt zeigen, dass Hybridantrieb auf großen Schiffen bereits heute möglich ist“, sagt Hurtigruten CEO Daniel Skjeldam. Gebaut werden die Schiffe bei der Kleven Werft in Norwegen.
3000 Tonnen CO2 weniger pro Jahr
Die Hybrid-Technologie, in Kombination mit der Konstruktion des Rumpfes und der effektiven Nutzung von Strom an Bord, wird den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen der Schiffe um bis zu 20 Prozent reduzieren. Die Verringerung des Schadstoffausstoßes beläuft sich auf mehr als 3000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Ein Passagierschiff zu betreiben erfordert enorme Mengen an Energie. Bisher gab es keine Technologie, die die Anforderungen eines vollelektrischen Hurtigruten Schiffes erfüllen konnte. Die Hybrid-Lösung wurde von Rolls-Royce entwickelt. Zudem spielte die internationale Umweltschutzorganisation Bellona eine zentrale Rolle in der Projektierunsgphase und sieht den Vorstoß von Hurtigruten als Meilenstein:
„Dies ist ein historischer Tag für die norwegische Schifffahrt. Der batteriebetriebene Antrieb von Schiffen dieser Größe liefert eine enorme Reduktion der Emissionen.“, sagt Gründer und Präsident von Bellona, Fredric Hauge.
Die Stille der Fjorde
Die Anschaffung der neuen Schiffe stellt die größte Investition in der Geschichte von Hurtigruten dar. Der Vertrag mit der Kleven Werft umfasst den Bau zweier Schiffe mit einer Kapazität von je 530 Betten und beinhaltet eine Option für zwei weitere Schiffe.
Die Hybrid-Schiffe werden in zwei Phasen gebaut: Das erste Schiff wird im Jahr 2018 fertiggestellt und mit einem elektrischen Hilfsmotor ausgestattet, der den Elektroantrieb für bis zu 30 Minuten Fahrt gewährleistet. Schiff Nummer Zwei wird mit einem vollwertigen Hybridmotor ausgestattet, der das gesamte Schiff für längere Distanzen und Zeiträume mit Strom versorgen, und die emissionsfreie Fahrt in sensiblen Gebieten, wie Arktis und Antarktis, sowie Fjorden ermöglichen wird.
„Die Möglichkeit mit elektrischem Antrieb zu fahren, trägt nicht nur zur Schonung der Umwelt bei, sondern bietet unseren Gästen ein noch intensiveres Naturerlebnis, wenn die Schiffe ohne jede Form von Emissionen in einen Fjord gleiten“, sagt Skjeldam.
Die Kosten für die Investition in die neue Technologie belaufen sich auf 124 Millionen norwegische Kronen (NOK). Das norwegische Regierungsunternehmen Enova, verantwortlich für die Förderung von umweltfreundlicher Produktion und Verbrauch von Energie, engagiert sich mit 45,1 Millionen NOK in dem Projekt.
Über die Hybridtechnologie
- Vollelektrischer Antrieb als Option für kürzere Distanzen und Zeiträume
- Neue Batterie-Technologie trägt zu einer deutlichen Reduzierung von CO2 bei
- Neue Lösungen werden zu einer 20-prozentigen Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs beitragen. Insgesamt werden die beiden neuen Schiffe einen reduzierten CO2-Ausstoß von 6400 Tonnen pro Jahr erreichen – im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen.
- Die Technologie wird in zwei Phasen entwickelt:
- Phase 1: Ein batteriebetriebener Hilfsmotor ermöglicht große Einsparungen im Kraftstoffverbrauch. Diese Lösung wird auf dem ersten Expeditionsschiff-Neubau im Jahr 2018 installiert.
- Phase 2: Wenn die Technologie bereit ist, werden große Batterien installiert, die die Möglichkeit einer vollelektrischen Fahrt über längere Distanzen und über längere Zeiträume ermöglichen. Dieser Antrieb wird genutzt, wenn das Schiff in Fjorden, Häfen und in schützenswerten Gebieten fährt. Ziel ist es, diese Technologie im zweiten Neubau zu verwenden, dessen Fertigstellung für 2019 geplant ist. Dann soll auch der erste Neubau nachträglich mit der gleichen Technologie ausgestattet werden.
Über die Schiffe
- Speziell für Fahrten in polaren Gewässern konstruiert
- Die Schiffe werden von Rolls-Royce entworfen und von der Kleven Werft in Norwegen gebaut.
- Anzahl der Passagiere: 530
- Verstärkter Rumpf zum Durchqueren von Eisfeldern
- Anzahl der Kabinen: 265
- Abmessungen (außen): Länge 140 m, Breite 23,6 Meter, Höhe 29 Meter
- Tiefe: 5,3 Meter
- Lieferung: Erstes Schiff im Juli 2018, zweites Schiff im Juli 2019
Über Hurtigruten und die Hurtigruten Flotte
Hurtigruten verkehrt seit 1893 im Liniendienst an der norwegischen Fjordküste. Jeden Tag legt eines der elf Postschiffe in Bergen zur 12-tägigen Seereise ab und bringt Waren, lokale Passagiere und Touristen zu 34 Häfen entlang der einzigartigen norwegischen Küste zwischen Bergen und Kirkenes. Seit 2007 ergänzt das Expeditionsschiff MS Fram mit Reisen in die Arktis und Antarktis die Hurtigruten Flotte. Themenreisen, ein vielseitiges Ausflugsportfolio und Landprogramme des Reiseveranstalters Spitsbergen Travel, einer Tochtergesellschaft der Hurtigruten, runden das Angebot ab. Im Sommer erweitert das Nostalgie-Schiff MS Nordstjernen mit Expeditionsreisen vor Spitzbergen das Hurtigruten-Programm. Ab Herbst 2016 werden zudem auf MS Midnatsol zusätzliche Expeditions-Seereisen in die Antarktis durchgeführt. Der Flottenneuzugang MS Spitsbergen ist seit 2016 im Hurtigruten Liniendienst und ab 2017 auch auf Expeditions-Seereisen in die Arktis unterwegs.