Hapag-Lloyd: Schiffskoch Wolfgang Vogelsang geht nach 45 Jahren in Rente

Auf Ozeantour mit dem Puddingkoch: Hapag-Lloyd-Schiffskoch Wolfgang Vogelsang geht nach 45 Jahren in Rente

Eine Hochzeit war schuld. Denn als eine weitläufige Verwandte einen Schiffskoch heiratete,  wurde Wolfgang Vogelsang hellhörig. „Frag doch mal deinen Bräutigam, wie man Schiffskoch wird.“ Die Antwort ließ nicht lange warten. Und eine Einladung der Hapag folgte auf dem Fuß.

So begann Wolfgang Vogelsangs Karriere bei Hapag-Lloyd. 1949 in Münster geboren, hatte Vogelsang nach der Schule zunächst Schlachter gelernt und wollte danach Koch werden. Doch auf eine weitere dreijährige Lehre hatte er keine Lust.

Bewerbungsgespräch 1968 bei Hapag in Hamburg. Im Warteraum einige bullige Seeleute mit halbfreiem Oberkörper, Ohrringen, muskulösen Oberarmen. Raubeinige Seebären eben. Vogelsang erinnert sich: „Wo bin ich denn hier gelandet, dachte ich. Aber gleichzeitig waren diese exotischen Vögel auch eine Verlockung. So wollte ich auch sein: frei, ein bisschen verrückt und in der Welt unterwegs.“

Foto: Hapag Lloyd

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Seine Karriere begann er als Kochsmaat im Hamburger Hafen. Wann immer ein Kochsmaat nach einer langen Reise von Bord und auf Urlaub ging, übernahm Vogelsang den Küchendienst auf dem Schiff am Kai. Erst im Februar 1970 ging es für ihn auf hohe See. Als der Anruf zum ersten Einsatz kam hieß es: „Sie fahren auf der „Worms“ nach Australien!“ Fünf Monate auf See – für Vogelsang ging ein Traum in Erfüllung.

Die Jungfernfahrt war nicht einfach. Viele Rituale waren zu überstehen – der „Neue“ wurde kritisch beäugt und veräppelt: „Geh´ mal zum Funker den Küchenschlüssel holen“ – doch der wusste natürlich von nichts. Oder die Äquatortaufe: da wurden den Neuen schon mal die Haare oder die Bärte abgeschnitten. Doch Vogelsang biss sich durch.

Seine ersten Aufgaben: Schweinehälften und Rinderviertel zerteilen und verarbeiten. Nach einigen Tagen durfte er dann auch selber kochen. „Die ersten Tage auf See sind noch bequem, da hat man alles frisch. Doch dann muss man planen: denn zuhause kann man alles schnell im Supermarkt einkaufen – auf dem Schiff muss man mit dem auskommen, was gerade da ist.“ Und wenn es den Kameraden nicht schmeckte? „Das war eigentlich selten der Fall. Aber wenn mal einer meckerte sagten wir: Wenn´s dir nicht schmeckt kannst du ja beim nächsten Landgang zu McDonalds gehen.“

Eines Tages fiel auf einer Ozeantour ein Kühlcontainer mit Bananen aus. „Die Bananen konnten wir ja nicht wochenlang da drin lassen“, erinnert sich Vogelsang. Und so gab es tagelang Bananen: Bananenmilch, Bananenkuchen, Bananenpfannkuchen. Krönung war aber eine Roulade mit Bananen. „Das war dann doch zu viel. Dafür hat mich die Besatzung gehasst“, lacht er. Geliebt aber wurde er für seine Puddings – daher wohl auch sein Spitzname: „Puddingkoch“.

Nach knapp 45 Jahren in der Kombüse kocht Vogelsang heute anders als früher. Die Ernährungsgewohnheiten an Bord haben sich verändert. „Damals wurde sehr deftig gekocht: besonders beliebt waren Eintöpfe mit viel Fleisch. Und je mehr Fett an dem Fleisch war – desto besser.“ Heute werde aber viel mehr auf ausgewogene Ernährung geachtet. Statt Schwein gebe es heute viel mehr Fisch.

Seine schlimmste Erfahrung auf See? „Es war schlechtes Wetter – und der Kapitän sagte: Macht alles fest, es wird gleich noch schlimmer. Und es wurde schlimmer. Das Schiff schwankte so sehr, dass ich von der Reling aus mit der Hand ins Wasser fassen konnte. Da dachte ich: gleich ist es vorbei mit uns. Das Wasser kam bis in die Gänge, in die Kammern. Das waren die schlimmsten Stunden meines Lebens – aber im Nachhinein war es auch ein großes Abenteuer.“

Zuhause in Deutschland macht Vogelsang ausgedehnte Wandertouren. Urlaub im Ausland kommt für ihn nicht in Frage. „Ich sehe die Welt auf dem Schiff. Im Urlaub will ich meine Heimat Deutschland erleben – zum Beispiel bei Wanderungen in den Bergen.“ Früher begleitete ihn dabei sein Hund namens „Bootsmann“. Oft verbringt er auch Zeit in seinem Gartenhaus und genießt das Nichtstun.

Foto: Hapag Lloyd

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Am 1. März ging Wolfgang Vogelsang in Rente. Was bleibt? „Unvergessliche Momente an Bord. Nach dem Küchendienst in der Karibik auf Deck liegen und in den Himmel schauen – unbezahlbar! Und die Kameradschaft an Bord – auch sie wird mir fehlen.“

Einmal essen wie die Seemänner an Bord? Die Hapag-Lloyd Presseabteilung schickt Ihnen gerne das Rezept von Wolfgang Vogelsangs Lieblingsgericht zu – Email genügt:  presse@hlag.com