Rekordergebnis im Seegüterumschlag – der Hamburger Hafen schafft zusätzliche Arbeitsplätze und gewinnt Marktanteile
Der Hamburger Hafen ist auf Rekordkurs und erreicht in den ersten sechs Monaten 2014 einen Gesamtumschlag von 72,6 Millionen Tonnen (+ 6,6 Prozent). Der im Universalhafen Hamburg mit 50,7 Millionen Tonnen dominierende Containerumschlag kommt mit einem Ergebnis von 4,8 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) auf ein Plus von 6,8 Prozent. Die größten Seehäfen am europäischen Nordkontinent verzeichnen im Durchschnitt ein Wachstum im Gesamtumschlag von 1,8 Prozent und beim Containerumschlag von 2,6 Prozent. Demnach kann der Hamburger Hafen auf ein überdurchschnittliches Wachstum zurückblicken und im Containerverkehr seinen Marktanteil von 25,7 Prozent auf 26,7 Prozent ausbauen.
Mit 51,6 Millionen Tonnen sorgt der Stückgutumschlag im ersten Halbjahr für ein Plus von 8,8 Prozent. „Ein außergewöhnlich starkes Wachstum sehen wir beim Umschlag von beladenen Containern: 4,2 Millionen volle Boxen wurden an den Hamburger Kaimauern abgefertigt. Das sind 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr, als je in der Hafengeschichte im ersten Halbjahr umgeschlagen wurden“, erläutert Axel Mattern, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V. (HHM). Der Umschlag leerer Container verzeichnet mit 588.000 TEU einen leichten Rückgang von 2,1 Prozent. Das insgesamt überdurchschnittlich gute Ergebnis beim Containerumschlag ist auf einen starken Export mit insgesamt 2,3 Millionen TEU (+ 6,3 Prozent) und einen ebenfalls sehr starken Import mit 2,5 Millionen TEU (+ 7,4 Prozent) zurückzuführen. Der Umschlag im Segment konventionelles Stückgut zeigt mit 930.000 Tonnen (+ 0,8 Prozent) im ersten Halbjahr ebenfalls eine positive Entwicklung. Unter anderem wurde mit 302.000 Tonnen 1,7 Prozent mehr Projektladung und Schwergut an den Spezialterminals abgefertigt. Dies war dank eines starken Importzuwachses von 33,3 Prozent auf 66.000 Tonnen möglich. Im Bereich Massengut ist mit 21,0 Millionen Tonnen ein Wachstum von 1,6 Prozent zu verzeichnen. Besonders positiv wurde dieses Ergebnis von anziehenden Exporten von Getreide, Mineralöl, Biodiesel und chemischen Produkten beeinflusst. Auf der Importseite gab es im Massengutumschlag insgesamt einen leichten Rückgang von 4,5 Prozent beim Umschlag von Saug-, Greifer- und Flüssiggut.
Neue Arbeitsplätze dank wachsender Umschlagmengen
„Der wachsende Seegüterumschlag schafft neue Arbeitsplätze im Hamburger Hafen. Inzwischen sind auf den Umschlagterminals mehr Arbeitskräfte beschäftigt als im Boom-Jahr 2008. Die Hafenwirtschaft sucht gezielt Arbeitskräfte und stellt wieder mehr ein“, sagt Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V. So hat die HHLA bereits Ende Juli 50 neue Stellen am Container Terminal Burchardkai geschaffen und kündigte an, auch zusätzliche Mitarbeiter für das Container Terminal Altenwerder zu beschäftigen. Auch der Personaldienstleister Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB) schafft in diesem Jahr 60 neue Stellen, um ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte für die weiter wachsenden Umschlagmengen an den Stückgut- und Massengutterminals anbieten zu können. „Die Hamburger Hafenwirtschaft stellt sich auf weiteres Wachstum ein und setzt dabei auch auf Ausbildungsplätze für den Nachwuchs, Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger und die kontinuierliche Weiterbildung vorhandener Mitarbeiter. Der Hafen bietet mit seinen vielseitigen beruflichen Anforderungen viele attraktive Chancen für den Berufseinstieg“, erläutert Egloff.
Schiffsverspätungen und Baustellen taten dem Wachstum keinen Abbruch
Vor dem Hintergrund deutlicher Schiffsverspätungen im Containerverkehr von durchschnittlich 70 Stunden und mehr, die insbesondere bei großen Containerschiffen mit inzwischen 6.000 bis 7.000 umgeschlagenen Containern (TEU) je Schiffsanlauf ganz schnell zu einem Stauproblem auf den Terminals im Hafen führen können, stehen alle großen Containerhäfen der Nordrange vor besonderen Herausforderungen und haben mit den Folgen dieser Schiffsverspätungen zu kämpfen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Baustellen im Hafen und dem Hamburger Raum den Verkehrsfluss zeitweise beeinträchtigten. „Dass wir bei all diesen erschwerenden Bedingungen für den Hamburger Hafen im Wettbewerb der großen Nordrange Containerhäfen so erfolgreich abschneiden und sogar zusätzliche Ladungsmengen gewinnen konnten, freut uns besonders“, sagt Mattern. Die Zuverlässigkeit und Qualität des Hamburger Hafens zu sichern, ist auch für Hamburgs Senator der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Frank Horch, ein besonderes Anliegen: „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die Logistikketten in und über den Hamburger Hafen wieder auf die hohe Verlässlichkeitsquote zu bringen, die den Hafen erst zu einem präferierten Dienstleister in der Logistik gemacht hat. Die Infrastrukturinvestitionen sind dafür alternativlos. Wer heute fordert, dass wir weniger bauen sollen, der setzt die Zukunft unseres Standortes aufs Spiel!“, betont Horch.
Heinrich Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von Buss Port Logistics, unterstreicht, dass auch die Erreichbarkeit des Hamburger Universalhafens für Schwergut elementar für viele Hafenunternehmen und deren Mitarbeiter sei: „Projektladung sichert Arbeitsplätze bei Hafendienstleistern und Multipurpose-Terminals, wie unserem Buss Hansa Terminal. Die Hamburger Politik muss bei der Instandsetzung der Infrastruktur weiter mit Bund und Ländern an einem Strang ziehen, um eine Abwanderung und den damit verbundenen Wertschöpfungsverlust zu verhindern.“
Aus Sicht der Hafenmarketingorganisation ist für den Güterverkehrsfluss festzustellen, dass die bisher insgesamt gute Baustellenkoordination im Hafen und auf den Hauptverkehrsachsen einen bedeutenden Beitrag dazu liefern konnte, dass im Hamburger Hafen ein Rekordergebnis im Seegüterumschlag realisiert werden konnte. „Sowohl die Hafenumschlagbetriebe, als auch die Verkehrsunternehmen haben eindrucksvoll bewiesen, dass es auch bei zeitweiligen Engpasssituationen möglich ist, größere Gütermengen umzuschlagen und in das Binnenland zu bringen. Wir stellen jetzt bereits fest, dass die inzwischen wieder für den Verkehr nutzbaren vier Elbtunnel-Röhren eine spürbare Entspannung der Verkehrslage bringen. Auch die erforderlichen Instandhaltungsarbeiten an der im Hafen befindlichen Köhlbrandbrücke gehen gut voran und werden im Oktober beendet sein“, betont Axel Mattern. Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der HPA, ergänzt: „Unsere fantastischen Zahlen sind zugleich die Herausforderung für morgen. Nur gemeinsam können wir den Verkehrsfluss auch in Zukunft garantieren und damit nachhaltig den Kurs halten.“
Der HHM Vorstand macht auch deutlich, dass die Hafenkunden im In- und Ausland durch die Hafenvertreter über die besonderen Herausforderungen, wie zum Beispiel die noch ausstehende Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe und die Beeinträchtigungen durch Baustellen- und zeitweilige Abfertigungsengpässe der Terminals, informiert würden. „Unsere Hafenkunden zeigen sehr viel Verständnis für die besondere Lage. Unseren Kunden ist klar, dass die Verkehrs- und Abfertigungssituation in anderen großen europäischen Containerhäfen auch nicht stau- und problemfrei ist. Wir setzen auf eine zügige Umsetzung und Fertigstellung der für Hamburg wichtigen Infrastrukturvorhaben und auf die Leistungsstärke der Hafen- und Verkehrswirtschaft in Hamburg und der Region. Hamburg ist Deutschlands größter Hafen- und Logistikstandort und übernimmt als Drehscheibe globaler Warenströme eine herausragende Funktion für unsere Wirtschaft und den Außenhandel unserer Nachbarstaaten“, ergänzt Egloff.
Anzahl besonders großer Containerschiffe in Hamburg steigt weiter an
Das erste Halbjahr war auch geprägt durch eine in dieser Größenordnung nicht vorhersehbare Mengensteigerung im Seegüterumschlag, die mit immer größer werdenden Containerschiffen einhergeht. Im ersten Halbjahr wurde Hamburg von 244 besonders großen Containerschiffen (Ultra Large Container Ships) mit Stellplatzkapazitäten von 10.000 TEU und mehr angelaufen. Die Zahl der Schiffsanläufe dieser Größenklasse nahm zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 27,1 Prozent zu und macht deutlich, dass die Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe dringend für den Hafen und die Schifffahrt realisiert werden muss.
Zweistelliges Wachstum der Containerverkehre mit China, Indien, Afrika und Polen
Der Hamburger Hafen profitiert von einem stabilen Außenhandel Deutschlands und einer stärkeren Nachfrage der europäischen Nachbarländer. Als nordeuropäischer Hub Port geht über den Hamburger Hafen mit 1,4 Millionen TEU (+ 12,9 Prozent) besonders viel Chinaladung. Im Containerverkehr mit indischen Häfen erreicht Hamburg im ersten Halbjahr ein Ergebnis von 118.000 TEU (+ 13,2 Prozent). Außergewöhnlich gut schnitt im ersten Halbjahr auch der Containerverkehr mit Afrika ab, der mit 171.000 TEU ein Plus von 33,3 Prozent erreicht. Von besonderer Bedeutung für den Hamburger Hafen sind auch die Containermengen aus der und für die Ostseeregion: 1,2 Millionen TEU wurden in den ersten sechs Monaten auf dieser Relation mit Feederschiffen transportiert. Das entspricht einem Plus von 4,5 Prozent. Im Containerverkehr mit polnischen Häfen wurden 199.000 TEU (+ 33,5 Prozent) umgeschlagen. Der Containerverkehr zwischen Hamburg und russischen Häfen erreicht im ersten Halbjahr 330.000 TEU und bleibt damit 3,8 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahresergebnis. Russland ist nach China der zweitwichtigste Handelspartner des Hamburger Hafens im Containerverkehr. Mit wöchentlich mehr als 160 Feederverbindungen, davon 32 in russische Häfen, ist Hamburg für die Ostseeregion die zentrale Drehscheibe im Containerverkehr.
Rekordmarke von 145 Millionen Tonnen kann am Ende des Jahres erreicht werden
„Wir können 2014 im Seegüterumschlag ein Plus von vier Prozent und im Containerumschlag von fünf Prozent erreichen, wenn alles gut läuft“, prognostiziert Axel Mattern. Voraussetzung dafür ist ein weiteres Wachstum im Containerverkehr mit China und nicht weiter ausgedehnte Einschränkungen im russischen Außenhandel durch Sanktionen. Für das Jahr 2014 wäre somit für den Hamburger Hafen ein Ergebnis beim Gesamtumschlag von rund 145 Millionen Tonnen und beim Containerumschlag von etwa 9,7 Millionen TEU möglich. Damit wäre die letztmals 2008 erreichte Rekordmarke von 140 Millionen Tonnen im Seegüterumschlag übertroffen.
Seegüterumschlag im Hamburger Hafen in Millionen Tonnen, 1. Halbjahr 2014