Vor genau 150 Jahren waren es noch Ruderboote – jetzt sind es die modernsten und leistungsfähigsten Seenotrettungskreuzer der Welt
Berne. Wir begaben uns heute Morgen auf den Weg in die kleine Gemeinde Berne-Motzen im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen. Dort wurden die beiden Hauptmaschinen der neuen 28-Meter-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger eingebaut. Der Neubau mit der internen Bezeichnung SK 35/TB 39 befindet sich aktuell auf der Fr. Fassmer Werft im Bau. Er soll zum Jubiläum „150 Jahre DGzRS“ am 30.05.2015 in Bremerhaven feierlich getauft werden.
Das Familienunternehmen „Fassmer“ fertigte in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl von Neubauten für die Seenotretter. Darunter der größte Rettungskreuzer der Welt, die „Hermann Marwede“. Die Werft ist zudem für ihre Rettungs- und Tenderboote bekannt, die regelmäßig auf den Kreuzfahrtriesen der Meyer Werft zum Einsatz kommen.
Die beiden Maschinen des Seenotrettungskreuzers mit einer Gesamtleistung von 3.916 PS wurden per Kran Meter für Meter in den Maschinenraum im Unterdeck, zwischen Aufbau und Heckwanne, bugsiert. Die Kraftpakete des Herstellers MTU haben jeweils ein Gewicht von 3,6 Tonnen. Eine Geschwindigkeit von maximal 24 Knoten (ca. 45 km/h) kann das Schiff mit ihren beiden „Herzstücken“ erreichen.
Aktuell ist das Schiff noch umhüllt von zahlreichen Baugerüsten und Folien. Im Inneren der „SK 35“ herrscht auch noch reges Treiben. Der Aufbau, bestehend aus der Brücke und der Messe, ist noch eine Baustelle. Dort hängen Kabel von der Decke und man kann nur erahnen, dass dort später der Vormann sein Schiff steuern wird. Bis zur Fertigstellung in ca. 4 Monaten wird alles in vollem Glanz erstrahlen.
Dieser völlig neu konstruierte 28-Meter-Seenotkreuzer ist als leistungsfähiger Nachfolgetyp für die bewährte 27,5-Meter-Klasse vorgesehen. Die Stationierung des Typschiffs soll Mitte 2015 auf Amrum erfolgen. Ein weiteres Schiff der Klasse soll 2017 die „Berlin“ in Laboe ersetzen. Insgesamt sind drei Bauten in Auftrag gegeben worden.
Die „SK35“ wird 27,90 Meter lang, 6,20 Meter breit sein. Das Tochterboot, das in der typischen Heckwanne Platz finden soll, ist auch stolze 8 Meter lang.
Doch was wären diese hochmodernen „Kreuzer“ ohne ihre unverwechselbaren und beliebten Besatzungen. Die Stammbesatzung der „Vormann Leiss“, die aktuell auf Amrum im Einsatz ist, wird sich in einem halben Jahr von ihrem alten liebgewonnen Schiff verabschieden müssen. Mit Wehmut aber auch mit großer Vorfreude geht es dann mit dem modernsten Seenotkreuzer der Flotte auf Einsatz in der Nordsee.
(Gastautor: Tobias Bruns von Schiffe-Emden)