EU unterstützt den Bau der neuen Helgoland-Fähre
Das neue Helgolandschiff der Reederei Cassen Eils erhält eine EU-Förderung für ihr innovatives LNG-Antriebssystem. 4,175 Millionen Euro stellt die EU bereit, um die Pilotentwicklung eines LNG-Antriebssystems für den kombinierten Personen- und Frachtverkehr zur ganzjährigen Anbindung der Randlagenregion Helgoland zu fördern. Projektpartner ist die niedersächsische Hafengesellschaft NPorts GmbH & Co. KG.
Die EU-Mittel werden aus dem TEN-T-Programm der Europäischen Kommission zum Bau und Ausbau von Verkehrsinfrastruktur in der Europäischen Union bereitgestellt. Das Projekt wurde im Rahmen der jährlichen TEN-T-Aufforderung zur Entkarbonisierung (Ersetzung von Öl bzw. Senkung der Umweltkosten) mithilfe externer Sachverständiger, für eine EU-Finanzierung ausgewählt.
„Es freut mich sehr, dass ab Cuxhaven die EU-weit erste deutsche LNG-Neubaufähre zum Einsatz kommt“, erklärt David McAllister MdEP. „Damit werden die europäischen Verordnungen, die ab Januar 2015 in Kraft treten deutlich übertroffen“, erklärt McAllister weiter. Die Europäischen Verordnungen verlangen ab Januar 2015 von der Schifffahrt eine Senkung der marinen Schwefelemissionen in der Nordsee auf 0,1%. Besonders zwei Umwelt- und sozio-ökonomische Ziele, nämlich der Verringerung der Schwefelemissionen von Schiffen durch den Einsatz von LNG und die Verringerung des Verkehrsaufkommens durch Zusammenlegung von Personen- und Gütertransport auf demselben Schiff, werden dabei berücksichtigt. „Die Fähre wird Personen und Fracht ganzjährig zwischen Cuxhaven und Helgoland transportieren und das mit einem absolut umweltfreundlichen Antrieb – damit nimmt die Reederei eine Vorbildfunktion ein“, erklärt McAllister. Hintergrund sind – neben den positiven Umweltaspekten – Bestrebungen durch Einführung alternativer Energien die Abhängigkeit Europas vom Öl im Transportsektor zu reduzieren. In Europa sind 94% des Transportsektors vom Öl abhängig und davon müssen 84% importiert werden. „Mit der Initiative LNG ist Europa auf dem richtigen Weg und die Reederei Cassen Eils hilft mit, dass andere von ihren Erfahrungen profitieren können“, erklärt McAllister.
Neben der Anbindung der Hochseeinsel Helgoland an das Festland, profitiert das touristische Umland von dem neuen Angebot. „Cuxhaven ist das größte deutsche Seebad; jährlich verzeichnen wir 1,43 Mio. Übernachtungen. Für viele unserer Gäste gehört ein Ausflug nach Helgoland zum Urlaub einfach dazu“, erklärt Cuxhavens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch. „Wir freuen uns, dass die Reederei Cassens Eils mit Sitz in Cuxhaven das erste deutsche LNG-Fahrgastschiff bereedern wird, denn das ist eine tolle Ergänzung des vorhandenen Angebotes“, erklärt Getsch weiter.
Das neue Helgolandschiff wurde für über 30 Mio. Euro bei der Fassmer-Werft in Berne beauftragt. Das Schiff wird 83 m lang und 12,6 m breit sein und verfügt über einen Tiefgang von 3,6 m. Der neue LNG-Antrieb verfügt über eine Leistung von bis zu 5.000 KW und bringt damit 20 Knoten Höchstgeschwindigkeit. Bei einer zugelassenen Fahrgastzahlt von 1060 Passagieren verfügt das Schiff über 1180 Sitzplätze, die sich auf acht Salonbereiche, ein Atrium mit gläsernem Fahrstuhl über drei Decks sowie drei Oberdecksbereiche verteilen. Auch das Thema Fracht kommt nicht zu kurz, denn es können zehn Zehn-Fuß-Container oder zwei Zwanzig-Fuß-Container und sechs Zehn-Fuß-Container sowie Stückfracht befördert werden. Alle Lasten kommen mittels einem Schiffseigenen Kran, der je nach Reichweite, welche maximal 12,5 m beträgt, bis zu 10 t heben kann.
AG „EMS“-Vorstand Dr. Bernhard Brons erklärt: „Die EU-Förderung ist uns natürlich sehr willkommen, denn bei diesem Schiff handelt es sich um das größte Investment in der über 150jährigen Geschichte unserer Unternehmensgruppe. Wir haben für uns mit dem innovativen Antriebs-System gute Chancen für eine EU-Förderung gesehen und diese letztlich auch mit einkalkuliert, daher sind wir sehr froh und glücklich, dass uns diese Anerkennung nun auch zu Teil wurde. Und die EU-Förderung ist uns natürlich sehr willkommen, denn bei diesem Schiff handelt es sich um das größte Investment in unserer 125jährigen Reederei-Geschichte. Wir freuen uns sehr über die Anerkennung unseres Engagements“, erklärt Brons.
Weiterhin lobt die EU, dass die geringeren Emissionen auch zum Schutz der Nordsee beitragen werden, die als ECA-Region (Emission Control Area) ausgewiesen wurde. Insbesondere die Fahrt durch den Nationalpark Wattenmeer und auch des Helgoländer Felswatts finden hierbei besondere Beachtung. „Unsere Gäste kommen schließlich genau deswegen hierher – sie möchten Ruhe und Erholung und das in sauberer Luft genießen“, erklärt Cassen Eils Geschäftsführer Peter Eesmann. „Wir werden täglich um 10.15 Uhr ab Cuxhaven-Fährhafen fahren und im Helgöländer Südhafen festmachen. Damit erfüllen wir auch die Anforderungen aus den EU-Richtlinien, was zum Beispiel Barrierefreiheit betrifft“ erläutert Kapitän Ewald Bebber. “Weiterhin möchten wir das gesamte Fahrplankonzept durch eine Mittagsverbindung an Samstagen erweitern“, sagt Bebber.
Der Hafenbetreiber Niedersachsen Ports wird bis zur Fertigstellung des neuen Schiffes die hafenrechtlichen Voraussetzungen im Hafen Cuxhaven einrichten. Die Anpassung der Hafenordnung schafft die Rahmenbedingung für die sichere Belieferung und Betankung von LNG-Schiffen. „Die Reederei Cassen Eils löst mit dem Einsatz des neuen LNG-Schiffes eine Initialzündung aus. Wir hoffen, dass weitere Reeder diesem Beispiel folgen und zusätzlicher Bedarf in den Häfen entsteht. Damit gelingt es uns, den Ausbau der LNG-Infrastruktur in unseren Standorten voranzubringen“, erklärt Werner Repenning, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei Niedersachsen Ports.
Der Kasko des neuen Helgolandschiffes wird voraussichtlich am 8. Dezember in Stettin bei der Hulcon-Werft ausgedockt und dann per Schlepper durch den Nord-Ostsee-Kanal bis nach Berne zur Fassmer-Werft verholt. Dort finden dann die weiteren Ausbauarbeiten in der Halle statt. Die Fertigstellung des neuen Schiffes ist für Mai 2015 geplant.