Am Abend des 8. Oktobers 2018 war es soweit: Der Kreuzfahrtneubau „AIDAnova“ machte nach zahlreichen Vorbereitungen gegen 18:30 Uhr die Leinen im Becken der Papenburger Meyer Werft los und nahm mit Hilfe zweier Schlepper erstmalig Fahrt gen Nordsee auf.
Das gesamte Überführungsteam der Lotsenbrüderschaft Emden trainierte dieses spannende Manöver vorab am Simulator. Wie schon bei den Überführungen zuvor, legt auch „AIDAnova“ die Emspassage rückwärts zurück, wodurch eine bessere Manövrierfähigkeit gewährleistet wird.
Von Papenburg bis zur Mündung der Ems bei Emden beträgt die Länge des Flusses fast 41 Kilometer. Durch den Einsatz des Emssperrwerks kann das Tidehochwasser eingefangen und die Ems auf den notwendigen Wasserstand von über 2,70 Meter über Normalnull aufgestaut werden. Zusätzliche Wasserpumpen verkürzen die Dauer der Überführung erheblich. Vor dem Bau des Sperrwerks mussten die Schiffe in zwei Tiden die Fahrt absolvieren. Es war ein Zwischenstopp in Leerort notwendig, um das Niedrigwasser zu überbrücken. Dennoch ist man von den Wetterbedingungen unverändert abhängig. Wenn der Wind längere Zeit aus Osten oder Süden weht, besteht die Gefahr, dass der Wasserstand nicht ausreicht und die geplante Überführung verschoben werden muss. Interessant: Insgesamt wurde das Emssperrwerk (seit 2002) 37 Mal für Schiffsüberführungen genutzt, in 13 Fällen als Sturmflutsperrwerk, um die oberhalb gelegenen Gebiete vor Überflutungen zu schützen.
Die Emsüberführung beinhaltet neben vielen Engstellen des Flusses auch die Passagen von vier Bauwerken. Zunächst schiebt sich das Schiff durch die Dockschleuse, die den Hafen der Meyer Werft von der Ems trennt. Einige Kilometer weiter stellt die Friesenbrücke in Weener das nächste Nadelöhr dar. Die Eisenbahnbrücke ist derzeit nicht in Betrieb, hier musste früher ein Teil der Brücke mit einem Schwimmkran ausgehängt werden. Zu den weiteren Etappen auf dem Weg Richtung Emden zählen die Jann-Berghaus-Brücke bei Leer und das Emssperrwerk bei Gandersum.
Mit einer Vermessung von 183.900 BRZ, einer Länge von 337 Metern sowie einer Breite von 42 Metern gehört „AIDAnova“ zu den bisher größten in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffen und wird das erste Kreuzfahrtschiff sein, das komplett mit LNG betrieben werden kann.
Verläuft alles planmäßig, erreicht „AIDAnova“ am frühen Morgen die Jann-Berghaus-Brücke und gegen Mittag das Emssperrwerk. Nach einer kurzen Einstellungsfahrt steht für Mittwoch das große Etappenziel Eemshaven auf dem Plan. Von dort aus nimmt das gegenwärtig 13. AIDA-Schiff Proviant und weitere Besatzungsmitglieder an Bord, bevor es für technische und nautische Erprobungen weiter in Richtung Nordsee fährt. Dies ist eine der abschließenden Phasen. Die Übergabe seitens der Meyer Werft an AIDA Cruises findet aller Voraussicht nach am 15. November 2018 statt.