DRV-Politikthemen: Wachstum intensiver gestalten
Der Boom im Kreuzfahrtenmarkt hält an: Der Deutsche ReiseVerband (DRV) rechnet für 2017 gegenüber dem Vorjahr mit einem erneuten Wachstum bei Passagierzahlen und Umsatz und geht auch für das kommende Jahr von steigenden Buchungszahlen aus. Allein in Deutschland haben sich die Hochsee-Passagierzahlen seit 2009 auf gut zwei Millionen Reisende verdoppelt. Anlässlich des heute in Hamburg stattfindenden Kreuzfahrt-Kongress 2017 – der unter anderem in Kooperation mit dem Deutschen ReiseVerband veranstaltet wird – weist der DRV-Ausschussvorsitzende Schiff, Felix Eichhorn, auf die enorme wirtschaftliche Bedeutung dieses Reisesegments für die angelaufenen Häfen und Küstenregionen im In- und Ausland hin: „Mit jedem Kreuzfahrtschiff besuchen hunderte Reisende vor Ort kulturelle Sehenswürdigkeiten und Restaurants, kaufen im Einzelhandel ein und nutzen regionale Ausflugsangebote. Als Branche sind wir auch Entwicklungsmotor in den Destinationen.“
Auch die EU-Kommission erkennt die Wohlstandseffekte des Kreuzfahrttourismus ausdrücklich an. Gleichwohl diskutieren besonders beliebte Destinationen, inwieweit zusätzliche Kreuzfahrtreisende sie überfordern könnten. Die Reisebranche nimmt diese Sorgen, die unter dem Stichwort „Overtourism“ diskutiert werden, ernst und forciert Lösungsoptionen. Ein positives Beispiel wie Wachstum gestaltet werden kann, sind die nördlich von Schottland gelegenen Orkney-Inseln, die durch eine gezielte Steuerung der Besucherströme, sowohl den Bewohnern der Insel als auch dem Thema Nachhaltigkeit gerecht werden. In der gerade erschienenen neuen Ausgabe der DRV-Politikthemen, dem Informationsdienst des Verbandes für Politik, Medien und Wirtschaft, werden entsprechende Lösungsansätze aufgezeigt:
Wachstum gemeinsam nachhaltig gestalten
Klar ist: Für die Bevölkerung in den Reisezielen müssen die Vorteile des Kreuzfahrttourismus die Belastungen deutlich überwiegen. Was kann getan werden, um besonders beliebte Reiseziele zu entlasten?
- Saisonzeiten am Mittelmer verlängern: Die Mittelmeerregion bietet ganzjährig attraktive Wetterbedingungen. Gleichwohl ist die touristische Infrastruktur in vielen Regionen nur auf die Hauptsaison ausgelegt. Auch das staatliche Tourismus-Marketing konzentriert sich häufig allzu sehr auf diese Monate und betont die ohnehin stark frequentierten Wochenenden. Deutlich besser wäre es, die Nebensaison stärker einzubeziehen. Doppelter Vorteil: Die Reedereien können die Routen flexibler planen und die Destinationen profitieren von ganzjährig stabileren Tourismuseinnahmen.
- Umland einbeziehen: Oftmals konzentriert sich das touristische Angebot für Kreuzfahrtpassagiere auf wenige Hotspots. Besser wäre es, die Touristenströme zu entzerren. Die deutschen Reiseveranstalter bieten heute schon besonders nachhaltige Landerkundungen an, von denen die Bevölkerung in besonderer Weise profitiert. Politik und Behörden müssten diese Ansätze stärker fördern. Und: Intelligente Smartphone-Anwendungen ermöglichen es, Touristen mittels personalisierten Angeboten über weniger bekannte Ausflugsziele zu informieren – die Touristenströme ließen sich damit deutlich besser managen.
- Neue Häfen und Routen erschließen: Das Wachstum des Kreuzfahrttourismus wird weiter anhalten. Die zahlreichen neuen Schiffe, die in den kommenden Jahren in See stechen, bieten dafür eine einzigartige Verlässlichkeit. Die positiven Perspektiven für neu zu bauende Kreuzfahrthäfen liegen auf der Hand.