Taufe des zweiten Neubaus der 28-Meter-Klasse für Ende 2016 in Bremen geplant
Für den zweiten Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot einer neuen 28-Meter-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) werden zwei kräftige Herzen schlagen. Auf der Fr. Fassmer-Werft in Berne-Motzen haben die Schiffbauer am Mittwoch, 27. Juli 2016, die beiden zusammen fast 4.000 PS starken Motoren eingebaut. Die neue BERLIN ist für die Station Laboe an der Kieler Förde bestimmt. Nach ihrer Ablieferung zum Jahreswechsel 2016/2017 übernimmt sie den Namen ihrer Vorgängerin. Damit würdigt die DGzRS die Verbundenheit der Berliner zu den Seenotrettern an der Küste. Mit der ungewöhnlich frühzeitigen Bekanntgabe des Namens bittet sie um Spenden für den Neubau.
Schiffbauer Karl-Heinz Gilgenbach (v. l.), DGzRS-Inspektor Holger Freese und Seenotkreuzer-Maschinist Michael Pelzer/Station Laboe
Das Typschiff der neuen, 24 Knoten (ca. 45 km/h) schnellen und fast 4.000 PS starken 28-Meter-Klasse mit Tochterboot hatten die Seenotretter zum 150-jährigen Bestehen Ende Mai 2015 auf den Namen ERNST MEIER-HEDDE getauft und auf Amrum stationiert. Ein dritter Seenotrettungskreuzer dieser Klasse wird im Frühjahr 2017 abgeliefert. Der völlig neu konstruierte Schiffstyp ist als leistungsfähiger Nachfolger für die bewährte 27,5-Meter-Klasse vorgesehen.
Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden auch die neue BERLIN und ihr Tochterboot im bewährten Netzspantensystem vollständig aus Aluminium gebaut, als Selbstaufrichter konstruiert und ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Mit der Sonderwebsite www.Meine-BERLIN.de begleiten die Seenotretter den Wechsel von der derzeitigen zur neuen BERLIN. Die Taufe ist für Ende des Jahres in Bremen vorgesehen.
Die Eckdaten der neuen Klasse:
- Länge über Alles: 27,90 Meter
- Breite über Alles: 6,20 Meter
- Tiefgang: 2,00 Meter
- Geschwindigkeit: 24 Knoten (ca. 45 km/h)
- Besatzung: 9/4 Pers. (Stamm/Einsatz)
- Antrieb: zwei Propeller, je 1.440 kW/1.958 PS = 2.880 kW/3.916 PS
- Verdrängung: 120 Tonnen
Die derzeitige BERLIN war 1985 als Typschiff der 27,5-Meter-Klasse in Anwesenheit des Bundespräsidenten und ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Richard von Weizsäcker, getauft worden. Der Schirmherr der Seenotretter bezeichnete die DGzRS seinerzeit in einer viel beachteten Rede als „Verbindung aus Bürgersinn und Bürgermut“.
Auch die allererste BERLIN war in ihrer Zeit ein modernes Einsatzmittel der Seenotretter. 1873 zeigte die DGzRS das speziell konstruierte Ruderrettungsboot auf der Weltausstellung in Wien. Von 1876 bis 1897 war es auf der Seenotretter-Station Wilhelmshaven stationiert. Bereits ihr Bau war seinerzeit nur möglich dank großzügiger Unterstützung aus Berlin.
Den Namen einer neuen Rettungseinheit geben die Seenotretter traditionell erst bei der Taufe bekannt. In diesem Fall machen sie jedoch eine Ausnahme: „Wir wünschen uns möglichst breite Unterstützung der Bevölkerung insbesondere aus Berlin, um den Neubau zu finanzieren“, begründet DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. „Ab 5.000 Euro können Spender sogar einen Wunschnamen auf einer Danktafel an Bord bei jedem Einsatz mitfahren lassen.“
Mehr als 13.000 Berliner unterstützen die Seenotretter mit regelmäßigen Spenden, und rund 400 Sammelschiffchen haben ihren „Liegeplatz“ in der Bundeshauptstadt. Dafür sind die Seenotretter sehr dankbar. Viele Berliner sind zudem Wassersportler auf der Kieler Förde oder verbringen an den Stränden im Revier der BERLIN ihren Urlaub.
Auch der dritte Neubau der 28-Meter-Klasse ist auf der Fassmer-Werft bereits im Bau. Er ist für die Station Cuxhaven an der viel befahrenen Elbmündung vorgesehen und soll im Frühjahr 2017 getauft und in Dienst gestellt werden. Im Zuge der turnusgemäßen Flottenverjüngung entstehen bei Fassmer im Auftrag der DGzRS bis Ende 2017 ferner drei 10,1 Meter lange Seenotrettungsboote. Sie sind für Freiwilligenstationen an Nord- und Ostsee bestimmt. Über ihre Stationierung hat die DGzRS noch nicht entschieden.