Mehr Fracht und Passagiere in Rostock
Im vergangenen Jahr wurden über die Rostocker Hafenanlagen 26,2 Millionen Tonnen Güter (brutto) umgeschlagen. Das waren drei Millionen Tonnen bzw. 13 Prozent mehr als 2013. Im Überseehafen Rostock gingen 24,2 Millionen Tonnen Fracht über die Kaikanten. Weitere zwei Millionen Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt Rostock im Fracht- und Fischereihafen, Chemiehafen und anderen Hafenanlagen bewegt.
Neue Geschäftsführung
Seit dem 1. Januar 2015 führen Jens A. Scharner als kaufmännischer und Dr. Gernot Tesch als operativ-technischer Geschäftsführer gemeinsam die Hafen- Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH.
Überseehafen Rostock wächst zweistellig
Insgesamt verzeichnete der Seehafen Rostock 7.940 Anläufe von Fähr-, RoRo-, Tank-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen im vergangenen Jahr, davon allein 5.650 Anläufe von Fährschiffen.
Mit 24,2 Millionen Tonnen (brutto) umgeschlagener Güter im Jahr 2014 erzielten die Rostocker Hafenunternehmen das viertbeste Umschlagergebnis in der 55-jährigen Geschichte des Überseehafens und verzeichneten ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zu 2013.
Starke Zuwächse gab es bei Schütt-, Flüssig- und Fährverkehrsgütern, einen leichten Rückgang bei Stückgütern. „Das erneute kräftige Umschlagplus beim Getreide, aber auch die Rückkehr des Zementumschlags nach Rostock ließen aus einem guten Jahr ein sehr gutes für den Seehafen werden“, so Dr. Gernot Tesch.
Mit einem Schüttgüterumschlag von insgesamt 7,1 Millionen Tonnen wurde eine Steigerung von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr realisiert. Neben dem erneut zugenommenen Getreideumschlag von 3,2 Millionen Tonnen, schlugen auch die über die Kaikanten gepumpten 550.000 Tonnen Zement positiv zu Buche sowie der Umschlag von Splitt, der um 260.000 Tonnen auf 444.000 im letzten Jahr anstieg.
Der Umschlag von Flüssiggütern verzeichnete mit drei Millionen Tonnen ein Plus von 500.000 Tonnen bzw. 18 Prozent im Vergleich zu 2013. Im vergangenen Jahr wurde mehr Naphtha, Roh- und Gasöl über die Rostocker Kaikanten gepumpt.
Leicht rückläufig war dagegen der Umschlag von Stückgütern: 453.000 Tonnen gingen über die Kaikanten und damit 40.000 Tonnen weniger als 2013. Einbußen gab es beim Umschlag von Brammen und Rohren, Steigerungen bei Coils und Krananlagen. „Tonnenintensive Stückgüter werden mehr und mehr durch wertschöpfungsintensive Stückgüter wie Kran- und Windkraftanlagen ersetzt“, so Dr. Gernot Tesch.
Rollender Güterverkehr legt zu
Bei der rollenden Ladung, den Fähr- und RoRo-Gütern, zog dagegen der Umschlag durch die Zuwächse im Fährverkehr erfreulich stark an. Insgesamt stieg die Menge um 1,3 Millionen Tonnen auf 13,6 Millionen Tonnen. Der Anteil rollender Fracht am Gesamtumschlag des Seehafens Rostock betrug damit im vergangenen Jahr 56 Prozent.
Die Anzahl der beförderten Fährpassagiere auf den Linien nach Dänemark, Schweden und Finnland erhöhte sich insbesondere durch Zuwächse im Schweden-Verkehr auf zwei Millionen Reisende. „Wir erhoffen uns durch den hochfrequenten Einsatz der neuen Fährschiffe auf der Linie Rostock-Gedser im zweiten Halbjahr eine deutliche Erhöhung der Passagierzahlen auf der Dänemark-Relation“, sagt Jens A. Scharner.
Im Jahr 2014 rollten 12,3 Millionen Tonnen Fährgüter (+12 Prozent zum Vorjahr) und 1,25 Millionen Tonnen RoRo-Güter (±0 Prozent) über die Rostocker Kaikanten. Die Zahl der auf den Fähr- und RoRo-Verbindungen von und nach Nordeuropa beförderten LKW-Einheiten stieg an: von 307.227 im Jahr 2013 auf 317.998 im letzten Jahr. Die beförderten Eisenbahnwaggons von und nach Trelleborg legten kräftig zu: von 7.224 im Jahr 2013 auf 19.007 im vergangenen Jahr. Die Anzahl umgeschlagener Trailer nahm hingegen leicht ab: von 109.638 im Jahr 2013 auf 107.776 im Jahr 2014.
Auf dem im vergangenen Jahr ausgebauten Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren derzeit wöchentlich 34 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (10), Hamburg (5), Karlsruhe (5), Brno (4), Novara (4), Duisburg (3), Domodossola (2) und Wels (1). „Die Anzahl der umgeschlagenen Trailer-Einheiten sank von 64.851 im Jahr 2013 auf 62.234 im vergangenen Jahr, nicht zuletzt durch Ausbauarbeiten sowohl auf für uns wichtigen Bahntrassen im Hinterland als auch auf unserem Terminal. Die Aussichten, den KV-Umschlag in diesem Jahr zu erhöhen, sind hingegen positiv. So verstärkt die Reederei Finnlines ihren Finnland-Dienst seit dem 19. Januar mit einer neuen Linie nach Hanko. Das RoRo-Schiff Finnmerchant verkehrt zwei Mal wöchentlich zwischen Rostock und Hanko. Die Reederei Swedish Orient Line (SOL) setzt im Finnland-Verkehr seit dem 20. Januar mit Merchant ein weiteres RoRo-Schiff nach Hanko ein und erhöht damit ihre wöchentliche Frequenz auf fünf Abfahrten. Zudem betreibt der Bahnoperateur Kombiverkehr seit dem 12. Januar drei Mal pro Woche eine neue, mit nur acht Stunden Fahrtzeit sehr schnelle Direktverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Ostseeküste. Auch der stark wachsende Papierimport sollte zu einer verstärkten Nutzung von Kombiverkehrszügen führen“, sagt Dr. Gernot Tesch.
Im vergangenen Jahr gingen 266.550 Tonnen Papier im Seehafen Rostock über die Kaikanten, 20.550 Tonnen mehr als 2013. Die Rostocker UPM-Niederlassung erreichte mit Papierimporten aus Finnland ein Jahresergebnis von 244.000 Tonnen. „Durch die Konzentration des UPM-Papiergeschäfts in der südlichen Ostsee auf den Hafen Rostock ist im Laufe dieses Jahres mit erheblichen Mengensteigerungen zu rechnen“, sagt Joachim Thonagel, Director Logistics Distribution von UPM. Die Rostocker Logistikunternehmen European Cargo Logistics (ECL) und Baltic Lloyd verzeichneten 15.050 bzw. 7.500 Tonnen. ECL betreut die Papierimporte von Billerud aus Finnland. Baltic Lloyd wickelt in Rostock die Papierimporte aus Schweden von Stora Enso ab.
Beliebter Kreuzfahrthafen Warnemünde
Von den rund 8.000 Schiffsanläufen, die auch in diesem Jahr im Rostocker Hafen erwartet werden, stehen 181 Anläufe von 39 Kreuzfahrtschiffen im Kalender. Die Saison 2015 beginnt am 5. Mai mit einem Doppelanlauf von Celebrity Silhouette mit einer Länge von 319 Metern und einer Passagierkapazität von knapp 3.000 und Regal Princess mit einer Länge von 330 Metern und rund 3.600 Passagieren. Beide Schiffe werden erstmals in der Ostsee eingesetzt. „Im Saisonverlauf freuen wir außerdem auf die Erstanläufe von Birka Stockholm, Costa Favolosa, Costa Luminosa, Horizon, Louis Aura, Magellan, MSC Sinfonia, Ocean Dream, Serenade of the Seas und Viking Star“, sagt Jens A. Scharner.
Die Rostocker Reederei AIDA Cruises wird mit AIDAdiva und AIDAmar erneut mit zwei Schiffen von ihrem Ostseebasishafen Warnemünde operieren. 38 Anläufe mit Passagierwechsel sind geplant. AIDAmar wird die Kreuzfahrtsaison 2015 am 17. Oktober beenden. Zudem sind 57 Teilreisewechsel von Costa, MSC, Princess und anderen Reedereien geplant, bei denen insbesondere deutsche Passagiere in Warnemünde zu- bzw. absteigen. An neun Saisontagen konzentriert sich die Nachfrage und zwölf der 181 Schiffsanläufe werden im Überseehafen abgefertigt. Drei Fünffachanläufe stehen im diesjährigen Kreuzfahrtkalender am 5. und 17. Juli sowie 2. August, ein Vierfachanlauf am 30. August sowie zwölf Dreifachanläufe. Mehr als 100 Anläufe finden an den Wochentagen Freitag, Sonnabend und Sonntag statt. Insgesamt laufen an 111 Tagen dieses Jahres Kreuzfahrtschiffe den Hafen an der Warnow an.
Mit rund 380.000 Kreuzfahrtgästen (nach Cruise Europe-Definition, bei der einschiffende mit ausschiffenden und Transitpassagieren addiert werden, mehr als eine halbe Million Seereisende) werden in diesem Jahr ähnliche Passagierzahlen wie im Vorjahr erwartet. Unter den am häufigsten angelaufenen Ostseekreuzfahrthäfen rangiert Warnemünde auf dem sechsten Platz nach der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, der russischen Metropole St. Petersburg und den nordeuropäischen Hauptstädten Tallinn, Stockholm und Helsinki.
Investitionen und Projekte der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock
Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft investierte 2014 rund 6,2 Millionen Euro in die Infrastruktur des Überseehafens Rostock. Die größten Maßnahmen waren die abschließenden Arbeiten an der Umschlaganlage auf dem KV-Terminal und die Umbauarbeiten am Verwaltungsgebäude der Hafen-Entwicklungsgesellschaft. Zudem wurde auf Pier III eine neue zentrale zweispurige Erschließungsstraße entlang der Kohlebandanlage neu gebaut und auf Pier IV eine 7.000 Quadratmeter große Vorstellfläche geschaffen. Ein großer Entwässerungssammler entstand zwischen den Pachtflächen von EEW Special Pipe Constructions, und im Ölhafen wurde ein altes Brückenbauwerk in Richtung Chemiehafen komplett erneuert. Der Anleger an Liegeplatz 60 wurde an größere Schiffe angepasst und ausgebaut.
Darüber hinaus hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock in enger Zusammenarbeit mit Baulastträgern im Bereich der Autobahnauffahrt aus dem Hafen in Richtung Berlin kurzfristig auf das erhöhte Aufkommen von Sondertransporten am Standort reagiert.
Eine noch Ende 2014 beauftragte und bereits realisierte Verbreiterung der Auffahrt macht nun das Befahren von überlangen Transporten auf die Bundesautobahn möglich.
Viele der für 2014 geplanten Infrastrukturprojekte standen unter Finanzierungsvorbehalt und werden nach Eingang eines größeren Zuwendungsbescheides zur Verkehrsertüchtigung Ende 2014 nun zügig 2015 weitergeführt. Dazu gehören vor allem die neue Teilanschlussstelle an die Bundesautobahn A 19 und die Erneuerung der Ost-West-Straße im Hafen. Dieses Jahr plant die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit Investitionen in Höhe von rund 20 Millionen Euro.
Zwei weitere Schwerpunkte beschäftigen sich mit Ausgleichsmaßnahmen: Als gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahme für Hafeninfrastrukturprojekte hat das Amt für Stadtgrün der Hansestadt Rostock gegenüber der Hafen-Entwicklungsgesellschaft die Schaffung eines parkähnlichen Areals auf rund 20 Hektar östlich der Werftallee in Groß Klein verfügt. Dieses Grundstück befindet sich im Eigentum der Hafen-Entwicklungsgesellschaft und wird als naturnaher Erlebnisraum bis Ende 2016 aufgewertet werden.
Des Weiteren hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit der Renaturierung des „Diedrichshäger Moores“ bei Warnemünde begonnen. Diese Maßnahme wurde 2009 genehmigt und planfestgestellt. Sie wird für zukünftige Ausbaumaßnahmen im existierenden Sondergebiet Hafen als naturschutzfachliches Kompensationspotential über ein Ökokonto dem Hafen zur Verfügung stehen. Es ist geplant, die Renaturierung, insbesondere die noch anstehenden umfangreichen Erdbewegungen zur Beseitigung degenerierter Moorböden, weitgehend umweltverträglich bis Ende 2016 umzusetzen.
„Alle anderen Hafenbauinvestitionen müssen durch das von der EU eingeführte Notifizierungsverfahren bestätigt werden. Ein vorzeitiger Maßnahmebeginn ist damit nicht möglich. Durch diese Vorgehensweise besteht das Risiko, dass Investitionen nicht zeitnah umgesetzt werden können. Wir werden uns darauf fokussieren, diese neue Herausforderung gemeinsam mit Bund-, Land- und Stadtpolitik anzugehen, um wieder zu schnelleren Abläufen zu gelangen und die weitere positive Entwicklung des Hafens voranzutreiben“, erklärt Jens A. Scharner.