Mit der frisch getauften und aufwendig renovierten MS Viola ermöglicht Phoenix Reisen Passagieren im Rollstuhl und deren Begleitung eine Flusskreuzfahrt zu genießen – und möchte damit keinen Gewinn machen. Kreuzfahrtleiter Kees-Jan van Oorsouw kennt das Schiff noch aus seiner Jugend. Das Schiffsjournal war auf der Jungfernfahrt dabei.
Kees-Jan van Oorsouw, der Kreuzfahrtleiter aus den Niederlanden, ist ein echter Sympathieträger und wird an Bord der Einfachheit halber nur mit seinem Vornamen angesprochen. Auf den ersten Reisen hilft er seiner neuen Kollegin Anja Voß und überspielt mit seiner fröhlichen Art die kleinen Anlaufschwierigkeiten, wie sie bei jeder ersten Fahrt eines Kreuzfahrtschiffes vorkommen. Überwiegend ist er sonst als Dozent für Pädagogik tätig. Van Oorsouw hat dabei schon eine lange Beziehung mit der MS Viola. So fuhr sie bis vor kurzem als Henri Dunant unter der Flagge des niederländischen Roten Kreuzes und ist im Nachbarland sehr bekannt. Als Jugendlicher spielte er Klarinette und immer wenn das Flusskreuzfahrtschiff in seiner Heimatstadt anlegte, spielte van Oorsouw mit seiner Musikgruppe mehrmals im Jahr für die Menschen mit Behinderungen. Dass Phoenix Reisen das Schiff nun übernahm, hat ihn dann sehr gefreut. Wie seine Kollegin hat er sich freiwillig für die Arbeit an Bord gemeldet.
Nicht nur für den Kreuzfahrtleiter ist dies eine Herzensangelegenheit: Dies gilt auch für das gesamte Team des Bonner Reiseveranstalters und insbesondere für den Gründer, Johannes Zurnieden. Solche Reisen anzubieten, sei ein lang gehegter Wunsch gewesen und hat nun geklappt. Mit Unterstützung vieler kompetenter und renommierter Partner wie Runa Reisen ist es gelungen, für Menschen, die dauerhaft an den Rollstuhl gebunden sind, uneingeschränktes Reisen auf dem Wasser möglich zu machen. Bei der Taufe am Montag, den 03. Juni, war Zurnieden die Freude darüber deutlich anzumerken. Gewinn machen wolle man damit, wie auch die anderen beteiligten Unternehmen, nicht. Die Reisepreise sind kostendeckend. „Eher machen wir damit noch Verlust,“ hieß es auf der ersten Reise. Neben den über eine Millionen Euro, die jährlich im Rahmen der ZDF-Spendengala gespendet werden (wir berichteten), ist das ein weiteres Zeichen für die besonderen Werte, die Phoenix Reisen lebt.
Als ersten, wichtigen Schritt in Richtung einer barrierefreien Zukunft, auch beim Thema Reisen und Kreuzfahrten, bezeichnete die MS Viola Taufpatin Annika Zeyen. Die Paralympics-Goldmedaillengewinnerin ließ erst die Flasche am Bug zerschellen und stand dann beim Abendessen noch für ein spannendes Interview mit Kreuzfahrtleiter Kees-Jan van Oorsouw zur Verfügung.
In großem Umfang wurde die MS Viola umgebaut und renoviert, ähnelt nun in seiner Gestaltung den anderen über 30 Flusskreuzfahrtschiffen von Phoenix Reisen. Doch: Sie bietet bei weitem mehr Platz. Überall an Bord, ob in der Lounge oder im Restaurant, ist genug Platz, um mit Rollstühlen zu fahren. Ein großer Fahrstuhl bietet die Möglichkeit, alle Decks bequem zu erreichen. Auch ein Friseursalon steht trotz der geringen Schiffsgröße zur Verfügung. So beträgt die Länge 93,30 Meter und die Breite 9,40 Meter.
In gewohnter Qualität präsentiert sich auch die Kulinarik an Bord, die wie gewohnt von „sea chefs“ betrieben wird. Sowohl Frühstück, wie auch das Mittag- und Abendessen werden dabei in Buffetform im Restaurant angeboten. Eine Bouillon, Kuchen und einen Mitternachtssnack werden in der Lounge serviert.
Ganz besonders sind auch die 34 rollstuhlgerechten Kabinen, die gerade auf dem Hauptdeck mit 15-17 Quadratmetern sehr groß sind. Die Türen sind etwa 1,20 Meter breit. Die Betten sind dabei elektrisch höhenverstellbar und per Notfallknopf kann bei Bedarf Hilfe gerufen werden. Dafür sind durchgehend Vertreter der Hilfsorganisation „Malteser“ an Bord. Die Kabinen überzeugen mit moderner Gestaltung und die hohe Anzahl an Steckdosen sowie USB-Anschlüssen ist bemerkenswert. Die Bäder bieten höhenverstellbare Waschbecken und Duschen, die mit einem Rollstuhl befahren werden können. Besonderheit aufgrund des hohen Platzbedarfes: Teilweise teilen sich zwei Kabinen ein Bad.
In ihrer ersten Saison befährt das Schiff zwei Routen: Die MS Viola ist unterwegs auf dem romantischen Mittelrhein, auf dem es ab/bis Bonn unter anderem nach Königswinter, Koblenz, Rüdesheim und Lahnstein geht. Zudem nimmt sie Kurs in Richtung der Niederlande unter anderem nach Nijmengen, Rotterdam und Arnheim. Die Ausflüge sind dabei auch für Rollstuhlfahrer geeignet.
Für die Zukunft arbeitet Phoenix Reisen daran, auch Passagieren mit anderen Behinderungen wie auch stetig liegenden Menschen eine Flusskreuzfahrt an Bord von MS Viola zu ermöglichen. „Wir lernen noch,“ sagt der Kapitän des Schiffes.