So viel geben Kreuzfahrtpassagiere während ihrer Reise aus
- 2,2 Mrd. Euro Ausgaben in den vier wichtigsten Kreuzfahrtmärkten 2017
- 2017 gaben Kreuzfahrgäste 377 Millionen Euro in deutschen Kreuzfahrthäfen aus
- Reedereien investierten 2017 5,63 Mrd. Euro in umweltfreundlichere Schiffe und Instandhaltung
- Klima- und Umweltschutz bleibt eine Daueraufgabe
Auf Kreuzfahrt können Urlauber in kurzer Zeit viele verschiedene Destinationen besuchen. Der internationale Kreuzfahrtverband CLIA (Cruise Lines International Association) hat kürzlich erhoben, wie viel Kreuzfahrtgäste vor und während ihrer Reise ausgeben und wie sich die Ausgaben der Kreuzfahrtbesucher von Land zu Land unterscheiden.
Kreuzfahrtdestinationen sind Hub oder Besucherziel
2,2 Milliarden Euro gaben Kreuzfahrttouristen im vergangenen Jahr vor und während ihrer Reise in den vier wichtigsten europäischen Kreuzfahrtmärkten Deutschland, Großbritannien, Italien, und Frankreich aus. Davon allein knapp eine Milliarde Euro während ihrer Landausflüge.
„Die Ausgaben der Kreuzfahrttouristen während ihrer Landgänge kommen der lokalen Wirtschaft unmittelbar zugute. Das ist aber nur ein Teil des Wirtschaftsbeitrags. Hinzu kommen die Ausgaben der Passa-giere für Anreise und Hotelübernachtungen vor und nach der Kreuzfahrt. Da verdoppeln oder verdreifachen sich die Ausgaben pro Kreuzfahrtgast in den Hafenstädten schnell. Zu den Ausgaben der Touristen kommt der Wirtschaftsbeitrag durch die Reedereien. Dazu zählen Ausgaben für Zulieferer, etwa für Lebensmittel, Blumen und Gebrauchsgegenstände, Hafengebühren und sonstige Abgaben“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland.
48 Euro pro Person und Landgang in deutschen Häfen
Die großen deutschen Kreuzfahrthäfen gehören überwiegend zum Typ der Hub-Kreuzfahrtdestinationen – Häfen, in welchen die Reisen beginnen oder enden. Das spiegelt sich auch im Ausgabeverhalten der Kreuzfahrtreisenden wider. 2017 gaben Kreuzfahrgäste 377 Millionen Euro in deutschen Kreuzfahrthäfen aus. 95 Prozent bzw. 358 Millionen Euro gaben die Kreuzfahrturlauber vor ihrer Kreuzfahrt in den Städten aus – für Hotelübernachtungen, An- und Abreise und Ausgaben in der Stadt. 5 Prozent bzw. 19 Millionen Euro gaben Kreuzfahrtpassagiere während ihrer Landgänge in Deutschland aus – für Städtetouren, Essen und Trinken und Einkäufe in lokalen Geschäften. Jeder Kreuzfahrtbesucher gibt pro Landgang in Deutschland im Durchschnitt 48 Euro aus. Rechnet man die Anreise sowie die Hotelübernachtungen hinzu, gibt jeder Kreuzfahrtpassagier, der seine Reise in einem deutschen Hafen beginnt, im Durchschnitt 156 Euro aus.
Wirtschaftsbeitrag der Passagiere im Mittelmeerraum am höchsten, Nordeuropa gewinnt an Fahrt
Das Mittelmeer ist nach wie vor eines der beliebtesten Reiseziele, sodass auch viele der anliegenden Häfen Start- und Zielhafen für Kreuzfahrten sind. Aufgrund der geopolitischen Situation im südlichen und östlichen Mittelmeerraum steigt die Beliebtheit der nordeuropäischen Destinationen ebenfalls.
Auch wenn die Kreuzfahrtbranche wächst, ist ihr Anteil am Gesamttourismusaufkommen relativ klein. So machen Kreuzfahrten in Deutschland, dem größten europäischen Quellmarkt, nur drei Prozent des gesamten Tourismusaufkommens aus Deutschland aus. Gleichzeitig ist der Umsatzanteil der Kreuzfahrtindustrie am deutschen Reisemarkt mit etwa 12 Prozent überproportional hoch. Außerdem befinden sich rund 50.000 der 400.000 Jobs in der europäischen Kreuzfahrtindustrie in Deutschland.
Selbst in hochfrequentierten Reisezielen – wie z.B. Barcelona oder Venedig – machen Kreuzfahrtpass-agiere nur einen kleinen Anteil (etwa 5-8%) der Gesamtbesucherzahl aus.
Reedereien investieren massiv in Umwelttechnologien: 111 von 253 Schiffen bereits mit Abgasnachbehandlungssystem ausgestattet
Ziel der Kreuzfahrtindustrie ist es, die Passagiere in Zukunft noch umweltschonender von Hafen zu Hafen zu bringen. Das zeigt sich auch an den Investitionen der Reedereien in neue Schiffe und Technologien: Mehr als jeder vierte Euro, den die Reedereien allein im vergangenen Jahr in Europa ausgaben, entfielen auf den Schiffbau und die Instandhaltung der Kreuzfahrtschiffe. Das entspricht 5,63 Milliarden Euro. Die Investitionen stiegen: allein zwischen 2015 und 2017 um 22,4 Prozent. 2015 lagen diese Aus-gaben noch bei 4,37 Milliarden Euro.
Die Investitionen zahlen sich aus: Bereits heute sind 111 der 253 Schiffe der weltweiten CLIA-Flotte mit Abgasnachbehandlungssystemen ausgestattet. In der vergangenen Woche wurde das erste Kreuzfahrt-schiff getauft, welches ausschließlich mit umweltfreundlichem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden kann. Weitere 16 Schiffe dieser Art werden bis 2023 in Dienst gestellt. „Das zeigt, dass die Branche als Ganzes am Einsatz neuer, umweltschonender Technologien arbeitet. Zudem verlässt kein neues Schiff die Werft ohne umfangreiche Umweltschutzeinrichtungen“, so Grammerstorf.
Strengere Regeln für Schifffahrt beschlossen
Neben den technologischen Fortschritten gibt es bereits heute eine Reihe von regulatorischen Veränderungen, die dem Umweltschutz dienen. Internationale Seeschifffahrtsorganisationen wie die IMO (Inter-national Maritime Organization), eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, sind verantwortlich für global einheitliche Vorschriften. Ihre Erlasse sind verpflichtend für alle Schiffe weltweit, also für Kreuz-fahrtschiffe wie Handelsschiffe.
Die IMO hat bereits ein Schwefellimit beschlossen. Ab 2020 dürfen alle Schiffe weltweit nur noch Treib-stoff mit einem niedrigeren Schwefelgehalt verwenden. Ab dem 1. Januar 2020 sind damit nur noch Treibstoffe zulässig, die maximal ein Siebtel des Schwefelgehalts von derzeit zulässigen Treibstoffen enthalten. Obwohl die Kreuzfahrtschiffe nur etwa ein Prozent der weltweiten Handelsflotte mit etwa 50.000 Schiffen ausmachen, geht CLIA hier noch einen Schritt weiter und spricht sich für ein Mitführverbot von nicht zulässigen Treibstoffen für Schiffe aus. Dieser verschärfte Standard würde die Einhaltung der neuen Regelung zusätzlich unterstützen.
Die Mitgliedstaaten der internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO haben sich in diesem Jahr außerdem darauf geeinigt, dass mit einer neuen Strategie die Schiffsemissionen bis 2050 gegenüber dem Stand 2008 halbiert werden sollen. Auch hier geht die Kreuzfahrt im maritimen Umweltschutz voran. CLIA und ihre Mitgliedsreedereien unterstützen zum Beispiel die IMO bei der Entwicklung von Strategien, damit neue Schiffe ihre CO2-Emissionen bis 2025 bereits um 30 Prozent reduzieren.
Die Kreuzfahrtindustrie setzt sich auch für die Verringerung von Emissionen in den Hafenstädten ein. Und das, obwohl die Kreuzfahrt zum Beispiel nur etwa ein Prozent der Stickoxid-Emissionen in Hamburg ausmacht.
„Klima- und Umweltschutz bleibt für uns eine Daueraufgabe. Das zeigen die Investitionen in die Schiffsausstattung und der ständige Dialog mit internationalen Seeschifffahrtsorganisationen.
Jedes Jahr verzeichnet die Kreuzfahrtbranche Fortschritte. Wir wollen auch in Zukunft Vorreiter im maritimen Umweltschutz sein“, sagt Grammerstorf.