Eine Frau entert die Kommandobrücke: Claudia Kempkes ist Staff-Kapitänin der DEUTSCHLAND
175 Meter Länge, 22.000 Tonnen schwerer Stahl und 278 Besatzungsmitglieder stehen seit Januar 2013 unter Claudia Kempkes Kommando. Die 35-Jährige ist Staff-Kapitänin auf der DEUTSCHLAND und damit die Vertreterin der Kapitäne. Sie verfügt fachlich gesehen über die gleiche Ausbildung und das gleiche Patent. Damit ist Claudia Kempkes eine der ersten, die die Frauenquote innerhalb der Branche repräsentiert. Erst seit 2007 gibt es Kapitäninnen die unter deutscher Flagge fahren. Inzwischen sind es circa zehn, die sich in dieser Männerdomäne durchgesetzt haben. Claudia Kempkes ist eine von ihnen und wider der Sage, Frauen bringen Unheil an Bord, erzählt sie stolz: „Auf der Deutschland ist die Unterstützung großartig – egal, ob weiblich oder männlich, jeder Kollege weiß, dass wir nur im Team funktionieren können.“
Während die Mehrheit der Mädchen Berufswünsche wie Ärztin oder Friseurin verfolgten, war die Hamburgerin Claudia Kempkes von den großen „Pötten“ auf der Elbe fasziniert und wusste, dass sie zur See fahren wollte: „Mein Interesse galt schon immer diesem vielseitigen, interessanten Beruf. Ich wollte die Welt sehen und in fremde Kulturen eintauchen.“ Zu ihren Lieblingsrouten zählt die Ostsee mit ihren Metropolen wie Stockholm und St. Petersburg, es darf aber zur Abwechslung auch mal ein Mittelmeer-Kurs sein.
Die damals 18-jährige Claudia Kempkes entschied sich zunächst zu einer Ausbildung, die auch in die Rubrik „Klassischer Männerberuf“ fallen würde: Eine Ausbildung zur Schiffsmechanikerin bei Hapag Lloyd. Im Anschluss studierte sie Nautik in Warnemünde und fuhr danach ihre ersten Einsätze auf Containerschiffen. Nun ist sie seit fünfeinhalb Jahren auf der DEUTSCHLAND und seit Januar 2013 Staff-Kapitänin. Bis zu den vier Schulterstreifen die sie endgültig zur Kapitänin erklären, hat sie unter anderem die Führung der kompletten Crew, sowie den optimalen Zustand und die höchste Sicherheit an Bord des Schiffes zu verantworten.
Darüber hinaus nimmt sie repräsentative Aufgaben wahr und nimmt zum Beispiel im Namen des diensthabenden Kapitäns an bordeigenen Festlichkeiten wie dem Captains-Dinner teil.
Einen Nachteil aber hat ihr Traumberuf, zum Beispiel die zeitliche Trennung vom Partner und der Familie. „Alle Seiten mussten sich mit dem Gedanken, dass ich monatelang auf See bin, erst mal anfreunden. Aber ich habe großes Glück, sie stehen hinter mir und unterstützen mich“, so Claudia Kempkes.