„Das Mädchen schreckte verängstigt auf. Schon wieder hatte sich die finstere Gestalt in ihre Träume geschlichen. Ganz in Schwarz gekleidet, mit starrem Blick und toten Augen.“
Haben Sie, lieber Leser oder liebe Leserin diesen Satz als Beginn eines Kreuzfahrtkrimis erwartet?
Wenn man das Buch „Niemandsblut“ von Jörg Böhm in die Hand nimmt, sollte man die nächsten Stunden besser nichts anderes vorhaben, denn man wird an Ort und Stelle gefesselt von der Lebendigkeit des Plots.
Ähnlich wie das verschreckte junge Mädchen, tappt man ganz zu Anfang im Dunkeln und zum Ende des Prologs gibt es mehr offene Fragen, als beantwortete.
Dann wechselt die Szenerie schlagartig.
Man wird sozusagen mit der düsteren Handlung erstmal allein gelassen – welch brillanter und fesselnder Einstieg!
„Anna Esposito wusste, dass der Tod sie jeden Tag holen konnte. Ohne zu fragen. Und ganz wie es ihm passte.“
Mit dem Szenenwechsel findet auch ein Wechsel der vom Erzähler begleiteten Person statt. Jörg Böhm führt diese Art und Weise im ganzen Buch fort, ähnlich wie im bekannten „Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin.
Sehr bald schon wird die Handlung auf ein Kreuzfahrtschiff, nämlich auf die „Virgin of the Ocean“ – (ein fiktives Schiff, wie der Schiffsjournal-Stammleser erkennen wird) verlegt und nach und nach fügen sich immer mehr der anfangs separaten Handlungsfäden zusammen.
Auf jenem Schiff gibt es in „Niemandsblut“ einen wunderbar erzeugten Kreuzfahrt-Flair. Dieser ist jedoch für die Passagiere nicht völlig entspannt zu genießen, denn in der Kathedrale des Abfahrtsorts
Palma de Mallorca wird von einer Gruppe eine ans Kreuz genagelte Nonne entdeckt. Die Verbindung dieser grausamen Tat mit ihnen selbst wird einigen der Kreuzfahrtpassagiere erst nach und nach bewusst.
„Er schaffte es gerade, einem Faustschlag auszuweichen und Ronny in den Schwitzkasten zu nehmen, als unvermittelt die andere Faust des Kellners in seinen Magen donnerte.“
Natürlich gibt es auch eher ungewöhnlich Vorgänge an Bord der „Virgin of the Ocean“, aber mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten.
Lieber Leser, liebe Leserin, wir hoffen wir haben Ihr Interesse an „Niemandsblut“ von Jörg Böhm geweckt. Wir möchten sagen, dass es ein spannendes Bonbon für jeden Nicht-Kreuzfahrtinteressierten ist, jedoch ein absolutes Muss für jeden Kreuzfahrtfan sein wird.
Jörg Böhm
Niemandsblut
Kriminalroman
CW Niemeyer Buchverlage ISBN 978-3-8271-9535-7
368 Seiten