Fehlende Wirtschaftlichkeit, nicht vorhandene Infrastruktur, umweltschädliche Produktion und vieles mehr. Negative Aspekte eines Wandels, wie aktuell auf Flüssigerdgas, gibt es immer. Doch die Entwicklung in den kommenden Jahren ist rasant und steht unter positiven Vorzeichen. Dabei spielen auch andere Technologien eine Rolle, denn: Zur jetzigen Zeit ein Schiff in Auftrag zu geben ohne an die Umwelt zu denken, ist verantwortungslos.
Mit der AIDAnova ging in der vergangenen Woche das weltweit erste Kreuzfahrtschiff auf große Fahrt, das mit emissionsarmem Flüssiggas (LNG) betrieben werden kann, im Hafen und auf See – ein Meilenstein. Zehn Jahre habe man bereits an den Plänen gearbeitet. Gegenüber Nord 24 berichtet der Papenburger Werftchef Bernard Meyer zudem von viel geleisteter Überzeugunsarbeit – denn das Betreiben eines Passagierschiffes mit LNG sei zuvor gar nicht erlaubt gewesen. Die Tests des neuen Antriebes seien auf den vergangenen Probefahrten erfolgreich verlaufen. Ab kommenden Mittwoch sticht der Kreuzfahrtgigant erstmals mit Passagieren in See (wir berichteten).
Dabei ist die AIDAnova Teil eines Auftrages der Muttergesellschaft Carnival Corporation, der neun Schiffe mit Flüssigerdgas-Antrieb umfasst. Hierzu zählen neben zwei weiteren Schwesterschiffen für AIDA, unter anderem die Costa Smeralda (Fertigstellung Oktober 2019), die Iona für P&O Cruises und die Mardi Gras für Carnival. Nahezu alle wichtigen Unternehmen im Kreuzfahrtbereich setzen bei ihren Neubauten bereits auf Nachhaltigkeit. So hat TUI Cruises zwei Schiffe mit LNG-Antrieb bei Fincantieri bestellt, die allerdings erst 2024 in See stechen. Auch MSC ist dabei: Die Schiffe der „World Class“ Generation werden ab 2022 die weltgrößte Passagier-Kapazität bieten und ebenfalls wie die Icon-Klasse von Royal Caribbean International mit Gas fahren.
Die Emissionen von Feinstaub und Schwefeloxiden werden dabei nahezu vollständig vermieden. Der Ausstoß von Stickoxiden und die CO2-Emissionen verringern sich nachhaltig. Einige Reedereien gehen sogar noch einen Schritt weiter. Denn trotz dessen bleibt LNG eine endliche, fossile Ressoruce, dessen Klimabilanz durch Gewinnung (zum Teil durch Fracking), Verflüssigung und Transport laut Umweltschützern deutlich getrübt wird. Hurtigruten verbaut in zwei Neubauten neben einem konvetiellen Antrieb auch Batterien. Aufgrund der Komplexität des neuartigen Hybridantriebs ist es seitens der Bauwerft zu einem erheblichen Lieferverzug gekommen, die Indienststellung der ursprünglich für Juli 2018 vorgesehenen „Roald Amundsen“ ist nun für den 30.05.2019 geplant. Die Technologie ermöglicht dabei jedoch eine zweitweise komplett emissionsfreie Fahrt!
Das Projekt „e4ships“ befasst sich seit einiger Zeit mit emissionsfreien Brennstoffzellen mit der Grundlage Wasserstoff im maritimen Einsatz. Erste Tests dazu laufen zum Beispiel auf dem Gelände der Meyer Werft oder der Fähre MS Mariella. Ein erster Einsatz auf einem Kreuzfahrtschiff ist wohl auf Schiffen von Royal Caribbean International geplant. Die Icon Klasse, die bei Meyer Turku entsteht, wird nach Probeläufen auf anderen Schiffen der Flotte 2022 wohl als erstes damit ausgerüstet.
Oder liegt die Zukunft in vergangenen Zeiten? Mit Hilfe von Flettner-Rotoren „segeln“ Schiffe umweltfreundlich über die Weltmeere. Die Fährreederei Viking Line stattet neben der „Viking Grace“ auch einen im Bau befindlichen Neubau mit solchen Rotorsegeln aus. Was von außen klobig aussieht, spart jährlich hunderte Tonnen bzw. bis zu einem Viertel an Treibstoff ein.
Ferner spielt neben der Antriebstechnik ein anderes Thema eine wichtige Rolle: Da Kreuzfahrtschiffe tagsüber meist im Hafen liegen und die Städte mit Abgasen belastet werden, gewinnen Landstromanlagen an Bedeutung. Sie bieten die Möglichkeit die schiffseigenen Generatoren während der gesamten Liegezeit herunterzufahren. Dieses Angebot bieten zurzeit nur vereinzelte Häfen, nur wenige Schiffe können davon Gebrauch machen. Doch der Ausbau läuft: In Hamburg Altona ist dies bereits seit mehreren Jahren erprobt, Kiel feierte am Norwegenkai kürzlich den Baubeginn für eine solche Anlage. Beim Bau des neuen Terminals in Hamburg Steinwerder wurde darauf jedoch verzichtet.
Umweltfreundlich reisen wird also auch zum schlagkräftigen Verkaufsargument der Reedereien. Längst dominiert in den Pressemeldungen zu Neubauten – neben Informationen über spannende Attraktionen – der Nachhaltigkeitsaspekt. Mit dem steigendem Angebot kann der Kreuzfahrtpassagier sich in Zukunft also bewusst für klimafreundliche Schiffe entscheiden und die Entwicklung damit steuern.