Von Schriftstellern über Nobelpreisträger bis zu Künstlern – viele berühmte Persönlichkeiten fuhren auf den Schiffen der Hapag und des Norddeutschen Lloyds. Auch Albert Einstein war unter den Passagieren.
Seit Gründung der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt Actien-Gesellschaft (Hapag) und des Norddeutschen Lloyd Mitte des 19. Jahrhunderts nutzten Millionen Menschen die Schiffe beider Reedereien, um Europa den Rücken zu kehren und vor allem nach Nord- oder Südamerika auszuwandern. Allein der Norddeutsche Lloyd hatte bis Ende 1913 mehr als zehn Millionen Fahrgäste über die Weltmeere befördert. Zur Glanzzeit der luxuriösen Ozeanriesen zwischen den 1890er Jahren und dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich Schiffsreisen durch die Anwesenheit berühmter Persönlichkeiten zu gesellschaftlichen Ereignissen, über die gesprochen und geschrieben wurde. Politiker, Adlige, Unternehmer, Sportler und internationale Stars der Film- und Musikszene buchten Passagen auf nicht minder berühmten Schiffen.
Da es damals noch keinen Flugverkehr gab, waren Schiffe die einzige Möglichkeit, um fremde Kontinente zu bereisen – auch für den Schriftsteller Mark Twain. Er war so abenteuerlustig wie seine Romanhelden Tom Sawyer und Huckleberry Finn und unternahm ausgedehnte Reisen. Im April 1878 bestieg er den Hapag-Dampfer „Holsatia“, um anschließend von Hamburg nach Venedig zu reisen – über weite Strecken zu Fuß – und darüber das Buch „A Tramp Abroad“ („Bummel durch Europa“) zu schreiben. Nach einer anderen Überfahrt im Juni 1892 notierte Twain über die „Havel“ des Norddeutschen Lloyds: „This ist the delightfulest ship I ever saw. If I were going to write a book I think I would take a room in the Havel and ferry back and forth till the book was finished.”
Twains deutscher Schriftstellerkollege Karl May vertraute ebenfalls dem Norddeutschen Lloyd. Der Erfinder von Winnetou, Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi fuhr 1899 bei einer ausgedehnten Reise in den vorderen Orient, das nordöstliche Afrika sowie nach Südostasien mit den NDL-Reichspostdampfern „Preußen“, „Gera“ und „Bayern“ sowie eine Teilstrecke auch auf dem Hapag-Dampfer „Hamburg“. 1908 brachte ihn der Lloyd-Dampfer „Großer Kurfürst“ nach New York.
Und auch der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein war zu Gast an Bord. Er lobte insbesondere das gute Essen. „Die Küche kann nur als verführerisch bezeichnet werden – zu gut für einen bescheidenen Menschen“, urteilte er über die „Deutschland“, auf der er mit seiner Frau Elsa den Atlantik überquert hatte. Auch Ende 1931 und 1932 fuhr der Nobelpreisträger noch zweimal als Hapag-Passagier in die USA. Was Albert Einstein bei Antritt der letzten Reise jedoch nicht wusste: Er sollte nicht wieder nach Deutschland zurückfahren. Denn während seines USA-Aufenthalts kamen die Nationalsozialisten an die Macht, woraufhin sich der jüdische Wissenschaftler in den USA niederließ.
Einer der ärgsten politischen Feinde des US-amerikanischen Präsidenten J. F. Kennedy zu Präsidentschaftszeiten „testete“ im Februar 1959 ebenfalls den Lloyd-Service: Der junge Fidel Castro jagte der Besatzung der „Berlin“ einen ordentlichen Schrecken ein, als er nur wenige Wochen nach dem Sieg der Revolution unerwartet mit schwerbewaffneten Begleitern an Bord des vor Havanna ankernden Schiffes erschien. Die Aufregung war unbegründet: Castro gab bei erstklassiger Bewirtung Autogramme, und schließlich konnte man der Reedereizentrale melden, dass der mehrstündige Aufenthalt der Gäste „sehr harmonisch“ verlaufen war.
Die Passagier-Linienschifffahrt wurde in den 50er-Jahren zunehmend durch den aufkommenden interkontinentalen Flugverkehr verdrängt. Hapag-Lloyd beendete mit dem Verkauf der „Bremen“ Anfang 1972 den Passagier-Linienverkehr über den Nordatlantik. Doch für das Magier-Duo Siegfried und Roy waren die Planken der „Bremen“ noch das Karrieresprungbrett: Sie heuerten 1959 als Steward und Kellner auf dem Schiff an. Siegfried unterhielt bald nebenher mit seinen Zauberkünsten die Passagiere und nahm Roy als Assistenten dazu. Der hatte damals bereits die Idee, bei der Vorführung mit Wildkatzen statt mit gewöhnlichen Kaninchen und Tauben zu arbeiten. Ein von Roy an Bord mitgebrachter Gepard namens Chico machte den Anfang. Bis 1964 arbeiteten beide auf dem Wasser, später entwickelten sie daraus ihre glanzvollen Las-Vegas-Shows mit Löwen und Tigern.