10 Fragen an den Autor und Patissier auf Kreuzfahrt – Benjamin Maasz

Foto: Benjamin Maasz

Foto: Benjamin Maasz

Wir danken dem jungen Patissier Benjamin Maasz, der sich trotz viel Arbeit die Zeit für unsere Fragen nahm. Benjamin Maasz (im April 1984 in Wetzlar geboren) war bereits auf zahlreiche Kreuzfahrtschiffe unterwegs und hielt seine Erfahrungen schriftlich fest. Im Sommer erschien das Buch Dessert & Meer. Sein Werk versteht sich als Kochbuch, mit abenteuerlichen Kreuzfahrtgeschichten aus aller Welt. Ein Muss für jeden der gerne Süßes mit Kreuzfahrten verbindet!

1. Seit über fünf Jahren arbeiten Sie als Patissier auf Kreuzfahrtschiffe. An welches Ereignis denken sie gerne zurück und welches hätten Sie am liebsten vermieden?

Ich denke an die gesamten Jahre gerne zurück. Klar gibt es das ein oder andere Ereignis was nicht wirklich schön war oder Spaß gemacht hat, aber es war eine Erfahrung und ich will keinen Moment missen.

Zu den Highlights zählen für mich sicherlich die Expeditionen in der Arktis und jetzt die kommenden in die Antarktis, aber auch die verschiedensten Großstädte dieser Welt beeindrucken mich immer wieder. Wenn es um Exotik geht, dann waren sicherlich die Asien-Reisen oder die Märkte in den verschiedensten Ländern ein Erlebnis. Auch die Mittagspausen an den Stränden der Karibik oder der Südsee werde ich sicherlich nicht vergessen.

2. Aktuell sind Sie mit der MS Bremen unter anderem in Afrika und später in der Antarktis unterwegs. Welche Destinationen haben Sie geplant wahrzunehmen?

Wahrnehmen werde ich alles wenn es die Zeit zulässt. Bei vielen Destinationen wird es wohl leider nicht mehr als der Blick von Bord. Sofern es mir möglich ist werde ich an Land gehen und die ein oder andere Zodiac-Tour durch die Antarktis machen.

3. Wie bereiten Sie sich an Bord auf ihre Rückkehr vor und was steht dann als Erstes an?

Im Prinzip ist es mittlerweile zur Routine geworden. Zuerst wird bei der Familie und den Freunden mal “Hallo” gesagt, dann geht es in den schon von Bord aus gebuchten Urlaub. Wenn man dann gut erholt wieder zurück kommt, trifft man sich noch mit dem ein oder anderen. Dann heißt es schon wieder packen. Mit Hilfe des Kataloges wird zuerst geschaut wo die Reise hin geht und für welches Wetter man Klamotten braucht. Zum Schluss deckt man sich noch mit Shampoo, Duschgel, Rasierschaum, Klingen und allen anderen Verbrauchsmaterialien für die nächsten Monate ein. Und dann heißt es auch schon wieder Tschüss sagen, denn so ein 6-8 Wochen Urlaub geht schon recht schnell vorbei und man ist wieder für 4-5 Monate unterwegs.

4. Gibt es Arbeits-Utensilien die Sie von Zuhause mit an Bord bringen?

Anfangs habe ich nicht wirklich viel mitgenommen, aber mittlerweile habe ich eine halbe Patisserie im Gepäck. Von Messern, Paletten über diverse Ausstecher, Modellier-Werkzeuge, Strukturkämme und sonstigem Kleinkram ist alles dabei. So weiß ich was mir zur Verfügung steht und ich kann meine Arbeit gewohnt machen ohne das ich von fehlendem Werkzeug ausgebremst werde.

5. Auf welchen Schiffen waren Sie schon auf See und welche Hochsee-Küche besitzt unter Küchenkollegen den besten Ruf?

Ich war schon auf der MS Hanseatic, MS Bremen, MS Europa, MS Columbus, MS Astor und MS Columbus 2. Viele wollen auf die MS Europa weil es bis zur Eröffnung der MS Europa 2 das „beste Schiff der Welt“ war. Durch den hohen 5* Plus Standard ist das Arbeiten dort aber entsprechend stressiger und der Druck enorm. Auf den kleinen Expeditionsschiffen MS Hanseatic und MS Bremen ist das ganze Klima viel familiärer. Man muss sich zwar mit der Enge arrangieren aber das Miteinander ist ein ganz anderes. Auf einer MS Columbus 2 bei fast 700 Passagieren ist der Unterschied noch größer. Man kann zwar noch nicht von Massenabfertigung wie bei AIDA oder TUI Cruises sprechen, aber bei dieser Größe ist zumindest das Miteinander bei der Crew eher distanziert.

6. Welches Rezept würden Sie für die bevorstehende Weihnachtszeit gerne an unsere Leser weitergeben?

Ein ganz einfaches aber wirklich leckeres Dessert; Weihnachtlicher Marzipan mit Vanilleeiscreme. Das Ganze geht sogar ganz ohne genaue Angaben. Alles kann, aber nichts muss. Wer die eine oder andere Zutat nicht hat oder nicht mag, der lässt es einfach weg. Genauso kann man nach Belieben noch was hinzufügen. Einfach experimentieren.

Man nimmt sich Marzipan-Rohmasse und knetet die Zutaten unter. Das ganze kann man dann z.B. in eine halbe, ausgehöhlte Orange geben und im Backofen goldbraun backen. Dieses warme Marzipan dann einfach mit einer Kugel Vanilleeis servieren und fertig ist ein leckeres Dessert.

Was auf jeden Fall lecker ist sind folgende Zutaten: Marzipan, Orangenschale und -saft, eingelegte Rum-Rosinen, Apfelstückchen, Zimt …

7. Womit verbringen Sie neben der Arbeit am liebsten die Zeit an Bord und wie würden Sie das Leben auf See beschreiben?

Am liebsten natürlich an Land gehen wann immer es mir möglich ist. Dicht gefolgt von schlafen, das eigentlich wichtigste an Bord, damit man die langen Arbeitszeiten durchhält. Abends nach dem Service dann mit netten Kollegen zusammen sitzen, etwas trinken, Spaß haben und vom Tag abschalten. Aber auch den Tag bei einem Film auf Kabine ausklingen lassen steht immer hoch im Kurs.

8. Sie haben ein tolles Buch geschrieben, dort einige Rezepte hinterlegt aber auch viel von ihren bisherigen Reisen vermittelt. Wie kam es zu der Idee?

Ich habe selber viele Kochbücher und wollte schon vor einiger Zeit mal ein eigenes schreiben. Nach längerer Recherche musste ich feststellen dass es gar nicht so einfach ist etwas zu veröffentlichen oder einen Verlag zu finden. Auch das eigene Buch in einem Buchhandel zu präsentieren ist nicht so ohne weiteres möglich.

Da es Kochbücher schon wie Sand am Meer gibt, kam mir die Idee es etwas anders zu gestalten, um somit vielleicht den ein oder anderen Käufer mehr dafür zu finden. Immerhin spricht es nun vielleicht nicht nur Hobbyköche an sondern auch Reise- bzw. Kreuzfahrtinteressierte.

9. In welchen Ländern speist man besser auf einem Kreuzfahrtschiff und in welchen Ländern lohnt es kulinarisch besonders von Bord zu gehen?

Wenn man experimentierfreudig ist kann man überall an Land essen. In Großstädten findet man immer etwas was einem zusagt, von lokalen Spezialitäten bis zu exklusiver europäischer Küche. In den Asiatischen Ländern, Indien oder Myanmar -um nur ein paar zu nennen- muss man schon etwas mutiger sein um auf den Märkten oder in kleinen Straßenlokalen etwas zu essen. Ich probiere in solchen Ländern eher mal etwas, aber satt esse ich mich an Bord. Zu den Highlights für mich zählten einmal das Original Kobe-Beef-Essen in Japan, zur Teezeit ins Burj al Arab in Dubai gehen und das verspeisen von frittierten Hühnerdarm an einer kleinen, mobilen Garküche auf den Philippinen.

Man sollte einfach sein Abenteuer suchen, es auf sich wirken lassen und Spaß haben.

10. Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:

Eine gute Küche sollte … Spaß machen.

Mein bisher bestes Mitbringsel war … ein großes Ölgemälde aus Hong Kong.

In fünf Jahren sehe ich mich … an Land, und hoffentlich wenn alles klappt mit Wohnsitz in Florida.

 

Leseprobe zum ersten Kapitel „Abenteuer Seefahrt“ aus dem Buch „Dessert & Meer“

Foto: Benjamin Maasz

Foto: Benjamin Maasz

„Wie kommt man zur Seefahrt?“ – Das werde ich oft gefragt, aber eine richtige Antwort kann ich darauf nicht geben. Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, ist es auch nur ein Job in einem Hotel, allerdings befindet sich das Hotel jeden Tag woanders. Klar gibt es da ein paar weitere Unterschiede, aber die sind einem am Anfang nicht so bewusst. Für viele ist es einfach eine weitere Erfahrung für den Lebenslauf. Die machen es ein- oder zweimal. Manch anderer macht es wegen des Abenteuers. Man kommt in der Welt herum und sieht echt viel. Nur vergisst dieser Teil leider, dass man zum Arbeiten an Bord ist. Übrig bleiben die paar, die in der Seefahrt die Berufung gefunden oder einfach nicht den Absprung geschafft haben.

Wenn man sich erst mal dafür entschieden, das Vorstellungsgespräch hinter sich gebracht und den Vertrag unterschrieben hat, beginnen die Vorbereitungen: Untersuchungen, Impfungen, Sicherheitstraining, packen, verabschieden…

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