Neuer Seenotkreuzer für List auf Sylt hat erstmals Wasser unter dem Kiel
Der neue 20 Meter lange Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) für die Station List auf Sylt schwimmt in seinem Element. Die Schiffbauer der Fr. Fassmer-Werft in Berne-Motzen haben ihn am Montag, 16. September 2013, über ein großes Hebewerk in die Weser abgesenkt.
Die DGzRS wird das Schiff, das derzeit noch mit der internen Bezeichnung SK 34 versehen ist, voraussichtlich Ende 2013 taufen und in Dienst stellen. Bis dahin stehen umfangreiche Erprobungen “auf Herz und Nieren” in der Nordsee auf dem Programm. Zuvor erfolgt noch die Endausrüstung des modernen Spezialschiffes am Anleger der Fassmer-Werft.
Im Zuge der ständigen Modernisierung der Rettungsflotte soll der inzwischen vierte Neubau der 20-Meter-Klasse die zurzeit in List stationierte MINDEN (Baujahr 1985) ersetzen. Die Schwesterschiffe EISWETTE (Baujahr 2009), EUGEN (2009) und THEODOR STORM (2011) sind auf den Stationen Nordstrand, Greifswalder Oie und Büsum erfolgreich im Einsatz.
Neuer 20-Meter-Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) für die Station List auf Sylt beim erstmaligen Zuwasserlassen auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser am 16. September 2013
Der neue Seenotkreuzer
Länge über Alles: 19,90 Meter * Breite über Alles: 5,05 Meter * Tiefgang: 1,30 Meter
Geschwindigkeit: 22 Knoten (ca. 41 km/h) * Besatzung: 7/3 Pers. (Stamm/Einsatz)
Antrieb: ein Propeller 1.220 kW/1.630 PS * Verdrängung: 38 Tonnen
In der für Seenotkreuzer typischen Heckwanne mit Klappheck führt der neue Seenotkreuzer ein leichtes und wendiges Festrumpfschlauchboot mit sich. Es ist bei 4,80 Metern Länge und 40 Zentimetern Tiefgang 30 Knoten (ca. 56 km/h) schnell. Zugunsten des geringen Tiefgangs des Seenotkreuzers (nur 1,30 Meter) hat die DGzRS auf ein größeres und schwereres Tochterboot verzichtet. Dennoch ist das Arbeitsboot ein leistungsfähiges Einsatzmittel zur Assistenz und zum Befahren von Flachwassergebieten.
Trotz der relativ geringen Größe dieses Seenotkreuzers gibt es viel Platz für die Rettungsarbeiten: Der Behandlungsplatz zur medizinischen Erstversorgung im geräumigen Mehrzweckraum wird umfassend ausgerüstet. Auf ein Wohndeck hat die DGzRS verzichtet. Die Besatzung lebt nicht an Bord, sondern im Stationsgebäude unmittelbar am Liegeplatz. Für längere Seetörns sind im Vorschiff aber eine kleine Messe und eine Schlafmöglichkeit vorhanden.
Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS ist auch der jüngste Neubau als Selbstaufrichter konzipiert, wird vollständig aus Aluminium gebaut und ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen aus allen Teilen der Bevölkerung finanziert. Dazu haben die Seenotretter einen ungewöhnlichen Spendenwettbewerb gestartet.
Der Spendenwettbewerb: “Reetdach gegen Reeperbahn! Wer spendet mehr: Sylt oder Hamburg?”
Die DGzRS ruft insbesondere alle Freunde der Insel und der Hansestadt dazu auf, sich an der Finanzierung des neuen Seenotkreuzers zu beteiligen. Der Endstand dieses Spendenwettbewerbs wird entscheiden, ob das Schiff einen Namen mit Bezug zu Sylt oder zu Hamburg erhält.
Onlinespenden unter www.reetdach-gegen-reeperbahn.de verändern den Spendenstand in Echtzeit. Herkömmliche Überweisungen sind unter Angabe von “Aktion Sylt” oder “Aktion Hamburg” auf das Konto 107 2016 bei der Sparkasse Bremen (BLZ 290 501 01) möglich. Von unterwegs ist die Hilfe per SMS mit dem Wort “Sylt” oder “Hamburg” an die Nummer 8 11 90 (fünf Euro, Abrechnung via Handyrechnung) besonders schnell.
Die Seenotretter
Die DGzRS setzt derzeit von 54 Stationen in Nord- und Ostsee 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote ein. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre) koordiniert zentral alle Einsätze. Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt des Rettungswerkes steht nach wie vor die freiwillige Bereitschaft der Seenotretter zu ihren nicht selten gefahrvollen Einsätzen. Allein 2012 waren die Einheiten der Rettungsflotte 2.117 Mal im Einsatz. Dabei haben ihre Besatzungen 1.135 Menschen aus Seenot gerettet oder aus drohenden Gefahrensituationen auf See befreit.