Umschlagplus in Rostock
In Rostock gingen im ersten Halbjahr 2013 insgesamt 11,3 Millionen Tonnen (brutto) Güter über die Kaikanten. Davon wurden 10,4 Millionen Tonnen im Seehafen und 900.000 Tonnen in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Chemiehafen Yara sowie Fracht- und Fischereihafen umgeschlagen. Die Gütermengen aller Rostocker Hafenanlagen verzeichnen damit ein leichtes Wachstum von ein Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr. Die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Nordeuropa sank hingegen von Januar bis Juni 2013 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 35.000 auf 816.000.
Seehafen Rostock
Mit 10,4 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter im Seehafen wurde exakt das Vorjahresergebnis erreicht. Davon entfielen 6,2 Millionen Tonnen auf die rollende Fracht des Fähr- und RoRo-Verkehrs. In diesem Segment gab es einen leichten Rückgang von 100.000 Tonnen bzw. ein Prozent. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug im ersten Halbjahr 60 Prozent. 40 Prozent bzw. 4,2 Millionen Tonnen wurden mit dem Umschlag von Schütt-, Flüssig- und Stückgütern erzielt, was eine Zunahme von 100.000 Tonnen bzw. zwei Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012 bedeutet. „Die nach wie vor stagnierende wirtschaftliche Entwicklung im Einzugsgebiet des Rostocker Hafens hat Auswirkungen auf die Transportströme und damit auch das Umschlag-geschehen. Erschwerend wirken sich leider immer noch von uns nicht zu beeinflussende, uns aber nachhaltig negativ treffende Sonderentwicklungen aus, wie der Verlust von Fracht durch die länger andauernden Ausbauarbeiten der Deutschen Bahn auf der Strecke Rostock–Berlin“, so Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft.
3.398 Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe liefen im ersten Halbjahr 2013 den Rostocker Seehafen an, davon 2.525 Fähren. Auf den vier Fähr- und drei RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 156.477 LKW (begleitete Einheiten) transportiert, eine Minus von vier Prozent. Auch der Umschlag von unbegleiteten Einheiten (Trailer) nahm etwas ab. 56.021 Trailer rollten über die Kaikanten, ein Rückgang von ein Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012.
„Negativ wirkt sich hier auch die Unzuverlässigkeit der Fährverbindung Rostock –Gedser aus. Wegen der großen Anfälligkeit der eingesetzten Fährschiffe werden viele der Abfahrten nicht eingehalten“, sagt Ulrich Bauermeister.
Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren wöchentlich 34 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (11), Hamburg (6), Karlsruhe (6), Novara (3), Brno (4) und Wels (2) und Wien (2). Die Anzahl der auf dem KV-Terminal umgeschlagenen Trailer-Einheiten sank von 35.833 auf 32.981. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Bauarbeiten auf dem KV-Terminal, den diversen Erneuerungs- und Instandsetzungsarbeiten auf für uns wichtigen Bahnstrecken und der gegenwärtigen Konjunkturschwäche in Europa müssen wir uns mit diesen Zahlen zufrieden geben. Eine bessere Bahnanbindung hätte hier mehr möglich gemacht. So scheitern wir beim Ausbau bestehender und bei der Entwicklung neuer Verbindungen an den für die Kunden nicht überzeugenden Transportzeiten“, sagt Ulrich Bauermeister.
Der Flüssiggutumschlag der ersten sechs Monate 2013 sank um 100.000 Tonnen auf 1,3 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr. Insbesondere Naphta, Heiz- und Gasöl sowie Biodiesel wurden über die Kaikanten gepumpt.
Bei dem Umschlag von Schüttgütern gab es ein Plus von 10 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen. Der Umschlag von Getreide (Braugerste, Gerste, Malz, Roggen und Weizen) lag mit 1,25 Million Tonnen rund 250.000 Tonnen über dem ersten Halbjahr 2012 (Gerste: plus 200.000 Tonnen, Roggen: plus 27.000 Tonnen). 46 Prozent aller bewegten Schüttgüter entfielen auf den Getreideumschlag. „Durch die leider immer noch andauernden Bauarbeiten an der Bahnstrecke Rostock- Berlin fehlt uns auch in diesem Jahr erneut der Zementumschlag“, sagt Ulrich Bauermeister. „So ist die Schüttgutbilanz nach wie vor unvollständig, da im ersten Halbjahr mehr als 200.000 Tonnen Zement schlichtweg fehlen.“ Nennenswerte Zuwächse gab es neben dem Umschlag von Getreide noch bei Kohle (plus 60.000 Tonnen) und KAS (plus 80.000 Tonnen).
Im Stückgutbereich gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 wieder einen Rückgang. 233.000 Tonnen wurden über die Kaikanten gehievt, 20.000 Tonnen weniger als im ersten Halbjahr 2012. Umschlageinbußen gab es bei Blechen (von 48.000 auf 15.000 Tonnen), Krananlagen (von 20.000 auf 14.000 Tonnen) und Rohren (von 86.000 auf 59.000 Tonnen). Vermehrt wurden Windkraftanlagen (von 4.600 auf 24.000 Tonnen) und Brammen (von 14.000 auf 16.000 Tonnen) umgeschlagen.
Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock
Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft wird ihr für dieses Jahr geplantes Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro um etwa neun Millionen Euro reduzieren müssen. „Grund dafür ist eine nach wie vor ausstehende Einigung der beiden Gesellschafter der Hafen-Entwicklungsgesellschaft, die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, über die Verwendung des Unternehmensgewinns. Das wiederum führt zu einem Fördermittelstopp von Seiten des Landes für Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft in öffentliche Infrastruktur. Investitionen in Straßen, Kaianlagen und Hafenflächen sind wirtschaftlich nur darstellbar und vertretbar, wenn Fördermittel die Eigenmittel des Unternehmens ergänzen. Durch das Beharren des Oberbürgermeisters, als Gesellschaftervertreter der Stadt, auf eineAusschüttung des Unternehmensgewinns, entfällt aus Sicht des Fördermittelgebers die Grundlage für die Bewilligung von Fördermitteln. Der daraus resultierende Investitionsstau in dringend benötigte Infrastruktur wird die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens Rostock und aller hier ansässigen Unternehmen massiv beeinträchtigen und zu einem Verlust von Arbeitsplätzen nicht nur im Hafen führen“, erläutert Ulrich Bauermeister.
Die größten verbleibenden Baustellen sind die an der Umschlaganlage auf dem KV-Terminal und am Verwaltungsgebäude der Hafen-Entwicklungsgesellschaft. Andere geplante Bauprojekte wie der Fähranleger an Liegeplatz 65, etliche Verkehrsertüchtigungen und Medienerschließungen u.a. der Neubau einer Logistikfläche östlich Hafenbecken C, die grundhafte Sanierung des östlichen Teiles der Ost-West-Straße, der Ersatz der Zufahrtsbrücke in den östlichen Hafenbereich und die Neuanbindung des Liegeplatzes 25 westlich des bestehenden Kohlelagerplatzes mussten hingegen gestoppt werden.
In der ersten Jahreshälfte hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft eine neue 300 Meter lange Ölsperre mit Abrollcontainer angeschafft, damit das Brandschutz- und Rettungsamt Rostock im Falle einer Havarie Hafenbecken oder verschmutzte Gewässerabschnitte im Hafengebiet abriegeln kann.
Umbau des KV-Terminals Ende 2013 abgeschlossen
Seit Mai letzten Jahres baut die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit dem regionalen Bauunternehmen STRABAG AG das Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV), südlich von Pier I, bei laufendem Betrieb um. Das neue, leistungsstarke Umschlagterminal für Schienen-, Straßen- und Schiffsgüter wird bis Ende 2013 auf einer Fläche von rund 30.000 Quadratmetern ausgebaut. Das gesamte KV-Terminal erstreckt sich auf etwa 70.000 Quadratmetern. Der Rückbau von zwei Rampen und zwei Gleisen, sowie die Verlängerungen und die Verlegungen von Gleisen, wurden bereits im Juni 2012 fertiggestellt.
Neben drei zusätzlichen Gleisanlagen und dem südlichen Kranbahnbalken wurden die gesamten südlichen Umschlagflächen neu gebaut und mit der Fertigung von zwei Portalkrananlagen begonnen. Allein dafür wurden bis Ende 2012 insgesamt zehn Millionen Euro investiert. Der Bau des nördlichen Kranbahnbalkens sowie die Fertigstellung und Montage der neuen Portalkrananlagen sind in vollem Gange. Dabei erfolgt die Inbetriebnahme des ersten Kranes bis November. Bis Jahresende wird das KV-Terminal mit der Abnahme des zweiten Kranes die mobile Umschlagtechnologie mit „Reachstackern“ ablösen, womit eine Verdoppelung der Umschlagkapazität erreicht wird.
Nach Ende der Bauarbeiten in diesem Jahr stehen dann zusätzlich drei weitere Gleise für den Umschlag zu Verfügung. Die dann insgesamt fünf Gleise werden durch zwei neue, kurventaugliche Portalkräne bedient, jeder mit einem Gewicht von 500 Tonnen, einer Höhe von 35 Meter und einer Spannweite von 76,5 Meter. Die Gesamtinvestitionen für das Projekt belaufen sich auf 17 Millionen Euro. Der Umbau des KV-Terminals im Hafen Rostock wird durch das Eisenbahnbundesamt zu 70 Prozent gefördert, die Europäische Kommission ergänzt diese Förderung im Rahmen des Motorways of the Sea-Projekts “Green Bridge on Nordic Corridor” mit einer Förderung von weiteren 3,3 Millionen Euro (Transeuropäische Netze). Die restlichen Kosten trägt die Hafen-Entwicklungsgesellschaft.
Die Montage des ersten Portalkranes wird am 12. August mit der Einrichtung der Baustelle, dem Aufstellen von zwei für die Montage notwendigen großen Mobilkränen sowie der Lieferung von in Ungarn gefertigten Stahlbaukomponenten beginnen. Die in Slowenien gefertigten Fahrwerke und Maschinenhäuser sind bereits vor Ort. Die Vorbereitungen werden rund zwei Wochen in Anspruch nehmen, bevor dann mit der eigentlichen Montage der Portalkräne durch die Herstellerfirma Kocks Krane in die Höhe begonnen werden kann. Im Oktober sind erste Testfahrten für den ersten Portalkran geplant. Im November erfolgt die Inbetriebnahme und der Regelumschlag mit der neuen Technologie. Der zweite Portalkran wird im Dezember in die Testphase gehen und seinen Regelbetrieb Anfang des nächsten Jahres aufnehmen.
Informationsplattform für Fährpassagiere
Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock arbeitet gegenwärtig an einer deutlichen Verbesserung der Information über Weiterreisemöglichkeiten an Land für Fußgängerpassagiere. Dazu soll eine verkehrsträgerübergreifende Informationsplattform zusammen mit dem Verkehrsverbund Warnow und den ab Rostock verkehrenden Reedereien geschaffen werden, die in Echtzeit Fahrplaninformationen über die gesamte Reisekette bieten soll. Die Angaben sollen nicht nur im Hafen selbst zur Verfügung gestellt werden, sondern auch über mobile Anwendungen abrufbar sein sowie in die Fahrplanauskunftssystem der Deutschen Bahn und weiterer Mobilitätsdienstleister integriert werden.
Neuer deutscher Rekord im Passagierhafen Warnemünde
Ein neuer deutscher Anlaufrekord von Kreuzfahrtschiffen wird auch in diesem Jahr in Rostocks Ostseebad erwartet. 28 Kreuzfahrtreedereien aus aller Welt haben 198 Anläufe von 40 Schiffen bei der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock für dieses Jahr angemeldet. „Nach der letztjährigen deutschen Rekordsaison mit 181 Schiffsanläufen setzen wir dieses Jahr noch ein paar Anläufe oben drauf und kratzen an der 200er Marke. Das spricht für den Hafen, die Region und alle rund um die Kreuzschifffahrt agierenden Dienstleistungsunternehmen und Behörden. Um dieses hohe Niveau zu halten, bedarf es einer langfristigen Sicherung der bestehenden Hafenflächen und der Nutzung weiterer Verkehrsflächen am Warnemünder Passagierkai. Nach jetzigem Stand der Dinge wird sich aber wegen nicht mehr zu finanzierbaren Investitionen auch diese so positive Entwicklung nicht fortsetzen lassen. Erstmals hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Stornierungen von bereits gebuchten Schiffsanläufen hinnehmen müssen, da adäquate Liegeplätze nicht zur Verfügung gestellt werden konnten. Auch das wird negative Auswirkungen auf die im Kreuzfahrthafen Warnemünde agierende Hafenwirtschaft und touristische Betriebe haben“, so Ulrich Bauermeister.