Aufgrund der aktuellen Schäden an den Toren der großen Schleusen (Tor 1/ Nordkammer und Tor 6/Südkammer) werden beide großen Schleusenkammern in Brunsbüttel ab sofort außer Betrieb genommen
Zusätzlich muss wegen eines Hydraulikschadens die Südkammer der kleinen Schleuse ebenfalls ab sofort außer Betrieb genommen werden. Die Nordkammer der kleinen Schleusen bleibt in Betrieb.
Alle im Nord-Ostsee-Kanal befindlichen Schiffe werden noch in Brunsbüttel in die Elbe bzw. in Kiel-Holtenau in die Ostsee ausgeschleust. Solange in Brunsbüttel ausgeschleust wird, können Schiffe, die Richtung Ostsee unterwegs sind, noch in den Kanal eingeschleust werden.
Danach werden in Brunsbüttel lediglich Schiffe bis 125 m Länge, 20,5 m Breite und einem Tiefgang (tideabhängig) bis max. 6,50 m in den Kanal geschleust.
Mit allen zur Verfügung stehenden Kräften (intern und extern) arbeitet das Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel an der Beseitigung der Schäden. Mit einer Wiederinbetriebnahme einer der großen Schleusenkammern ist voraussichtlich Ende der 12. Kalenderwoche zu rechnen. Die Südkammer der kleinen Schleusen in Brunsbüttel wird sofort nach der Schadensbehebung wieder in Betrieb gehen.
Norman Zurke, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg e.V.: „Der Nord-Ostsee-Kanal ist für den Transhipmentverkehr des Hamburger Hafens die mit Abstand wichtigste Wasserstraße. Mit dem Ausfall der beiden großen Schleusen ist nun der Fall eingetreten, vor dem wir seit Jahren gewarnt haben. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens ist es unabdingbar, dass die Schäden so schnell als möglich beseitigt werden. Darüber hinaus müssen alle weiteren notwendigen Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten umgehend in Angriff genommen werden. Wegen der hohen Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals ist unser Verband vor kurzem der „Initiative Kiel-Canal“ beigetreten, die sich für die Erhöhung der verkehrsinfrastrukturellen Leistungsfähigkeit des Kanals und seiner Schleusen einsetzt.“
Claudia Roller, Hafen Hamburg Marketing Vorstandsvorsitzende: “Hamburg ist in Nordeuropa mit mehr als 150 Abfahrten pro Woche der bedeutendste Container-Feeder-Hafen für den gesamten Ostseeraum. Neben Containerschiffen verkehren auch viele andere Schiffstypen, u.a. Stückgut-, Schüttgut und Tankschiffe sowie Fahrzeugtransporter, Schlepper und Spezialschiffe und auch Passagierschiffe mit diesem Fahrtgebiet. Der Nord-Ostsee-Kanal bringt im Verkehr mit dem Ostseeraum für Hamburg und die deutschen Nordseehäfen eine erhebliche Wegersparnis und damit kürzere Reisezeiten. Nur ein funktionierender NOK ist für den Hamburger Hafen auch ein Standortvorteil im Wettbewerb mit den weiter westlich gelegenen Seehäfen. Bei fast der Hälfte aller nordgehenden bzw. mehr als einem Drittel der südgehenden Verkehre des Nord-Ostsee-Kanals ist Hamburg der vorhergehende bzw. nachfolgende Hafen. Damit ist der Hamburger Hafen der wichtigste Anlaufhafen im Zusammenhang mit NOK-Verkehren.“
Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer Hamburg: „Mit rund 35.000 Passagen pro Jahr ist der Nord-Ostseekanal die verkehrsreichste künstliche Wasserstraße der Welt. Die jetzt stillgelegten Schleusen in Brunsbüttel treffen den Kanal ins Mark: Gut ein Drittel aller Passagen, aber zwei Drittel der transportierten Ladung entfallen auf Schiffe über 125 m Länge, die jetzt den langen Umweg über Skagen nehmen müssen. Vor allem die Feederschiffe für den Containertransport in die Ostsee sind hiervon betroffen, damit wird der zeitlich eng getaktete Warentransport über die Hamburger Hafen massiv gestört. Zudem entfallen die Standortvorteile der deutschen Seehäfen gegenüber den Westhäfen, wenn der Weg durch den Kanal nicht offensteht. Der Bund ist jetzt in der Pflicht, nicht nur sofort die Schleusentechnik aus dem Beginn des 20. Jahrhundert zu reparieren, sondern diese umgehend durch vollständig neue Technik für die Anforderungen des 21. Jahrhundert fit zu machen – Verkehrsminister Ramsauer muss dies zur Chefsache machen.“
Webcam live von der Schleuse in Brunsbüttel >>