Die „Blauen Reisen“ gehen in die Verlängerung: Nach einem erfolgreichen Auftakt mit Reisen durch Nord- und Ostsee stechen die Mein Schiff 1 und die Mein Schiff 2 auch im September weiter von Hamburg und Kiel aus in See. Neu dazu kommen ab September 7-tägige Kreuzfahrten ab und bis Kreta mit Landausflügen. Anna-Maria Hickmann und Maurice Richter vom You-Tube Kanal Cruisechannel waren auf einer der ersten Reisen dabei und berichten von ihren Erlebnissen.
Reisen bedeutet für uns Freiheit und Unbeschwertheit. Alle Sorgen über Bord werfen, den Stress des Alltags vergessen – so muss Urlaub sein. Eine Kreuzfahrt bietet uns normalerweise genau das. Hätte mir jemand noch vor ein paar Monaten gesagt, dass eine Kreuzfahrt mal nur mit Maske und Fiebermessen möglich wäre, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Normalerweise hätte ich felsenfest behauptet, mich niemals auf eine solche Kreuzfahrt einzulassen. Aber was ist in der heutigen Zeit noch „normal“?
Nach Monaten ohne Kreuzfahrt ändert sich irgendwann die eigene Vorstellung von „normal“ und so können wir schließlich auch nicht widerstehen, als die ersten Blauen Reisen von TUI Cruises angeboten werden. Wir entscheiden uns für die dritte Blaue Reise, welche vom 31.07. bis 03.08. 2020 geht. Von Hamburg nach Hamburg – Landgänge sind nicht vorgesehen. Lediglich im Hafen von Kristiansand drehen wir mit der Mein Schiff 2 ein paar Runden, sodass zumindest der Ausblick auf das norwegische Festland genossen werden kann. Macht Kreuzfahrt so überhaupt Spaß? Dieser Frage wollen wir nachgehen.
In diesem Artikel möchten wir auf alle wesentlichen Punkte eingehen, welche uns auf dieser Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen begegnet sind. Wo besteht Maskenpflicht? Gibt es noch Essen in Buffetrestaurants? Finden Shows oder überhaupt irgendeine Form von Entertainment statt? All diese Fragen und noch viele weitere beantworten wir im Folgenden. Wer sich für einen ausführlichen Reisebericht mit persönlichen Eindrücken interessiert, der wird unter dem folgenden Link fündig:
Video-Reisebericht der Blauen Reise mit Mein Schiff 2 auf YouTube:
Alles anders von Anfang an – Check-in und Seenotrettungsübung
Bereits im Vorfeld der Reise führen wir unseren Check-In online durch. Ganz bequem und unkompliziert können wir so auch direkt unser Anreisezeitfenster auswählen. Generell können einstündige Fenster zwischen 15 und 18 Uhr gebucht werden. Wenige Tage vor Abreise ist bei uns nur noch der Zeitraum ab 17:00 Uhr frei. Obwohl wir natürlich gern auch etwas früher an Bord gegangen wären, stellt sich dieser Zeitraum spätestens am Terminal als perfekt heraus. Denn von Anstehen am Check-In ist keine Spur. Ohne lange Wartezeit gelangen wir direkt zur ersten Neuerung: dem Temperaturmessen. Kontaktlos wird direkt am Eingang des Terminals von jedem Passagier die Körpertemperatur gemessen. Nur Gästen mit einer Temperatur unter 38 Grad Celsius wird der Zugang zum Schiff gestattet. Weiterhin fällt auf, wie umsichtig und hygienisch der gesamte Umgang zwischen Crew und Passagieren abläuft. Statt die mitgebrachten Reisedokumente beim Check-In an ein Crewmitglied zu übergeben, zeigt man die entsprechenden Unterlagen nur noch gegen eine Glaswand, sodass die persönlichen Dokumente zu keinem Zeitpunkt von einer anderen Person berührt werden müssen. Jeder Check-In-Schalter und jede Gepäck-Box an der Sicherheitskontrolle wird desinfiziert, sobald auch nur ein Passagier diese berührt hat. Diese Gründlichkeit beeindruckt uns. In gerade einmal 20 Minuten ist das gesamte Prozedere durchlaufen und wir können an Bord.
Hier erwartet uns direkt die nächste Neuerung: Eine Seenotrettungsübung, wie wir sie bisher kannten, gibt es nicht mehr. Statt einer fixen Uhrzeit, kann jede Kabine individuell zu seiner entsprechenden Musterstation kommen und bekommt dort eine persönliche Einweisung. Unsere Musterstation befindet sich beispielsweise an der Diamantbar, wo wir innerhalb von 5 Minuten alle relevanten Informationen mitgeteilt bekommen. Punkte auf dem Boden markieren, wo sich Passagiere hinstellen dürfen, um alle Abstände einzuhalten und dennoch den Sicherheitsinstrukteur gut im Blick zu behalten. Gemeinsam mit uns bekommen die Einweisung noch drei weitere Personen, die sich zufällig zur gleichen Zeit an unserer Musterstation einfinden. Durch diese neue Vorgehensweise kann viel individueller auf die Bedürfnisse der einzelnen Gäste eingegangen werden. Sind keine Kinder anwesend, müssen beispielsweise auch keine Sicherheitshinweise für Kinder und Familien gegeben werden, was wiederum Zeit spart. Eine Rettungsweste muss auch nicht mitgebracht werden. Ehrlich gesagt würden wir uns wünschen, dass diese Form der Seenotrettungsübung auch in Zukunft beibehalten wird. Noch nie haben wir diese Pflichtveranstaltung als so angenehm empfunden.
Maskenpflicht und Abstand halten – Allgemeines Verhalten an Bord
Zu den allgemeinen Verhaltensregeln an Bord gab es während unserer Reise besonders viele Fragen. Grundsätzlich könnte man es so zusammenfassen: Jeder sollte sich so an Bord verhalten, wie es aktuell auch an Land angebracht ist. Der Mindestabstand von 1,50 Meter sollte immer eingehalten werden und wenn dies nicht möglich ist, muss ein Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt werden. In Aufzüge dürfen maximal vier Passagiere gleichzeitig. Hierfür wurden am Boden jeweils extra vier Teile markiert, sodass auch jeder ganz genau weiß, wo er sich aufhalten darf.
Ein wesentliches Ritual ist nun auch das Temperaturmessen am Morgen. Jeden Tag sind die Passagiere dazu angehalten, bis spätestens 12:00 Uhr in die Abtanzbar zu kommen, um dort ihre Körpertemperatur überprüfen zu lassen. Dies funktioniert wieder komplett kontaktlos und war bei uns jeden Morgen innerhalb von fünf Minuten erledigt. Die Teilnahme an dieser Sicherheitsmaßnahme ist jeden Tag Pflicht und wird auch anhand der Kabinennummer kontrolliert.
Dass vor jedem Restaurantbesuch Händewaschen und Desinfizieren Pflicht ist, kann man in der aktuellen Zeit schon fast als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Dass hierauf aber auch sonst während der Reisen immer so genau geachtet wird, würden wir uns wirklich sehr für die Zukunft wünschen.
Schlemmen ohne jeden Verzicht – Restaurants und Bars
Das Essen ist für viele Kreuzfahrer wohl eines der wichtigsten Kriterien für gute Urlaubsstimmung. Insofern das Wichtigste zuerst: Alle Restaurants haben wie gewohnt geöffnet, es gibt nur einige kleinere Änderungen, welche der besseren Hygiene dienen sollen. So gibt es zwar weiterhin Essen in Buffetform, allerdings ist eine Selbstbedienung am Buffet nicht möglich. Stattdessen werden die gewünschten Speisen von einem Crewmitglied individuell ausgegeben. Für den Weg vom Buffet zum Platz werden die Teller mit einer Cloche abgedeckt. An den Getränkestationen ist nun ebenfalls immer ein Crewmitglied, welches die entsprechenden Getränke ausgibt.
In den Bedienrestaurants wird nicht mehr standardmäßig eine Speisekarte gereicht. Dafür gibt es Aufsteller auf den Tischen mit einem QR-Code, welcher per Smartphone gescannt werden kann und dann das tagesaktuelle Speisenangebot anzeigt. Wer kein Smartphone besitzt bzw. dieses im Urlaub nicht nutzen möchte, bekommt als Alternative eine Einweg-Speisekarte aus Papier ausgehändigt.
Vergnügen mit kleinen Abstrichen – Entertainment
Um einen Überblick über alle angebotenen Aktivitäten an Bord zu bekommen, erhält jede Kabine nach wie vor am Abend ein gedrucktes Bordprogramm. Alle dort abgebildeten Informationen lassen sich ebenfalls über die Mein-Schiff-App einsehen, welche wir uns bereits vor der Reise kostenfrei im App-Store runtergeladen haben. Beim Blick auf die Aktivitäten zeigt sich, dass trotz Corona-Bedingungen an den Seetagen einiges geboten wird. Travestie-Künstlerin Elke Schmidt tritt mit ihrem Programm im Theater auf und eine Sandmalerin und ein Harfenist spielen. Zahlreiche Tastings – von Gin bis Whiskey und Wein – sorgen ebenfalls dafür, dass den Gästen nicht langweilig wird. Gut zu wissen: wer an einem Programmpunkt teilnehmen möchte, sollte sich zuvor immer einen entsprechenden Platz reservieren. Dies gilt auch für die normalen Shows im Theater. Eine Reservierung kann sowohl über die App als auch an der Rezeption erfolgen.
Abstriche machen muss jeder, der gern feiert und es liebt, die Nacht zum Tag zu machen. Denn die Abtanzbar wird nur zum morgendlichen Fiebermessen genutzt, Club-Feeling gibt es hier aktuell nicht. Dementsprechend entfällt auch die klassische Auslaufparty. Ein DJ spielt zwar entspannte Beats zum Sonnenuntergang über dem Hamburger Hafen, aber als die Stimmung zu ausgelassen wird und sich immer mehr Passagiere auf der Tanzfläche versammeln, greift die Crew ein. Eine Maßnahme, die wir als richtig und gut empfinden.
Auch Familien erwartet ein etwas anderes Entertainment, als es normalerweise an Bord der Mein-Schiff-Flotte üblich ist. Zwar wird eine Kinderbetreuung für verschiedene Altersgruppen angeboten, allerdings nur nach vorheriger Anmeldung und für einen begrenzten Zeitraum am Tag. Somit soll sichergestellt werden, dass nicht zu viele Kinder auf einmal aufeinandertreffen und gleichzeitig jede Familie einmal ihre Kinder in die Betreuung geben kann.
Corona-Bedingungen mit Vor- und Nachteilen – Fitness und SPA
Wer auf Kreuzfahrt gern sportlich aktiv unterwegs ist, kann das auch nach wie vor tun. Im Fitnesscenter ist zwar nur jedes zweite Gerät freigegeben, aber zumindest zu den Zeiten, zu denen wir uns auspowern wollten, haben sich dadurch keine längeren Wartezeiten auf ein freies Gerät ergeben. Im Gegenteil: Ich fand es sogar extrem angenehm, niemanden direkt neben mir auf dem Laufband zu haben, der mit mir um die Wette schnauft. Auch Fitnesskurse werden angeboten. Diese finden mit limitierter Teilnehmerzahl in der Arena statt. Zuschauer sind in der Arena nicht erlaubt, wenn die Kurse ausgebucht sind.
Spa-Anwendungen, wie beispielsweise Massagen, können im Vorfeld reserviert werden und sind somit auch unter Corona-Bedingungen möglich. Wie genau hier die Abläufe und Hygienemaßnahmen aussehen, können wir allerdings nicht berichten, da wir dieses Angebot nicht selbst genutzt haben. Die Saunalandschaft ist aktuell geschlossen.
Macht Kreuzfahrt so Spaß? – Ein persönliches Fazit
Die Frage, ob eine Kreuzfahrt unter den aktuellen Bedingungen überhaupt Spaß macht, muss jeder ganz individuell für sich beantworten. Nur für uns persönlich gesprochen: Ja, wir hatten Spaß. Und ja, wir haben die Tage an Bord sehr genossen. Durch die verringerte Auslastung – auf unserer Reise circa 55 Prozent – ist es sowohl an Deck als auch in den Restaurants und Bars herrlich leer. Auch bei schönem Wetter haben wir jederzeit eine freie Liege am Pool bekommen und es gab nirgendwo Gedränge. Einzig beim Auslaufen aus dem Hamburger Hafen standen die Leute dicht beieinander an der Reling. Aber wie zuvor bereits geschrieben, wurde hier durch die Crew auf das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verwiesen. Im Vorfeld der Reise dachte ich, dass mich das Tragen der Masken sicher stören bzw. die Urlaubsstimmung ein bisschen trüben würde. Tatsächlich hat man sich mittlerweile im Alltag aber schon so an die Masken gewöhnt, dass ich sie persönlich als überhaupt nicht störend empfunden habe.
Ich würde dennoch lügen, wenn ich behaupten würde, dass die Kreuzfahrt zu 100 Prozent unbeschwert war. Aber ehrlich gesagt, ist das auch ganz gut so. Denn was wir alle nicht vergessen dürfen, ist dass Kreuzfahrten, wie sie aktuell stattfinden, noch immer ein vorsichtiger Start der Branche sind. Es kann und darf nicht alles sein wir vor Corona. Covid-19 ist nach wie vor da. Und es wäre eine Illusion zu glauben, dass das Virus vor Kreuzfahrtschiffen halt machen würde. Dem sollte sich auch jeder Gast bewusst sein, der beschließt in der aktuellen Zeit auf Kreuzfahrt zu gehen. Wer sich jedoch mit diesem Gedanken auf Kreuzfahrt begibt und bereit ist, sich an alle Regeln und Vorsichtsmaßnahmen zu halten, der kann unserer Meinung nach eine wunderbare Zeit an Bord verbringen. TUI Cruises hat es mit seinem umfassenden Hygienekonzept geschafft, dass wir uns an Bord sehr wohl gefühlt haben. So zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen wie wir sie auf dem Schiff erlebt haben, sind uns jedenfalls an Land in noch keinem Restaurant oder Hotel begegnet. Für uns Grund genug, uns auch in Zukunft wieder für eine Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen zu entscheiden.