Die Altehrwürdige des Ozeans
Meine Tour mit der Queen Elizabeth 2
Eine Ode auf einen großartigen Liner.
Kann es ein schöneres Erlebnis geben als die Reise mit einem der bekanntesten und ältesten Kreuzfahrtschiffe unserer Zeit? Mit einem Schiff das Kriege, Krisen und die Neuzeit überstanden hat? Meine damalige Reise mit der QE2 führte im Jahr 2001 klassischer Weise von Southampton nach New York. Eine Reise die dem Schiff würdig gewesen ist. Unvergessliche Tage voller erhabener Eindrücke, Eleganz, Stil und Klasse.
Gebucht haben wir eine gewöhnliche Außenkabine, wobei das Wort gewöhnlich so gut zu Cunard passt wie der Papst in einen Linienbus. Gar nicht. Das genussvolle und fast nicht merkbare Rollen und Schlingern des Schiffes, die dezente Geräuschkulisse, das aufmerksame Personal, einfach die Vollkommenheit des gesamten Schiffes, all das machte die Reise unvergesslich. Sicherlich hat ein Schiff diesen Alters seine spezifischen Merkmale aber genau das machte den Charme des Liners aus. Der Ozean zeigte sich charmant rau herzig, so wie man es vom gefährlichsten Ozean der Welt gewohnt ist. Ein herrlich schauriges Gefühl beschlich mich wenn ich Achter aus auf die Wellen sah wie sie sich brachen und wir uns unaufhaltsam den Weg gen Amerika (schaufelten). Die salzige Seeluft umhüllte die Decks und der feine Nieselregen gab sein bestes um die Deckspaziergänge so ungemütlich wie möglich zu machen. Die meisten Passagiere zogen es dann eher vor sich in die Bars und Lounges zurückzuziehen, ein Buch zu lesen oder den Lieben in der Heimat eine Karte zu schreiben. Wenn schon auf einem solchen Schiff dann sollte es eine Postkarte oder ein Brief mit dem bekannten QE2 Briefpapier sein die allen von diesem Spektakel erzählt. Ich selbst habe unzähliges Material zur Erinnerung mitgenommen. Lediglich das mitunter mehr als unangepasste Verhalten amerikanischer Passagiere hat mich etwas gestört. Es hat dem ganzen etwas an Würde genommen. Aber Völker sind nun mal verschieden. Herrlich altmodisch waren auch die Teezeremonien britischer Art, passend mit Gurkensandwich sowie anderen Spezialitäten und Leckereien. Ein Novum auf einem Schiff. Allein die Verköstigung an Bord hatte dafür gesorgt das wir kräftig zugenommen haben. Nicht das man sich übermäßig ernährt hätte, aber die Auswahl und die Darbietungsweise waren einfach zu verlockend. Da ich allerdings nicht unbedingt sportlich aktiv war und zu jener Zeit noch recht jung machte es sich noch stärker bemerkbar. Daran änderten auch die langen und ausgiebigen Deckspaziergänge und Besichtigungen des Schiffes nichts. Die QE2 ist ein schwimmendes Grandhotel mit dem Charme vergangener Tage, Pflicht und Traditionsbewusst bis in das letzte Detail. Und ja, besonders für Kinder ist es ein nie endender Abenteuerspielplatz mit tausenden Dingen die es zu sehen galt. Man ging auf jeden Wunsch ein und keine Sache war dem Personal zu aufwendig. Das ist Cunard in Reinkultur.
Doch jede Reise findet irgendwann ihr Ende. Grandios und erhaben war die Ankunft in New York. Man fühlt sich ein wenig wie in eine andere Zeit versetzt als man an der Statue of Liberty vorbei fuhr um dann (viel zu schnell) am Endpunkt der Reise anzugelangen, dem alten Cunard Pier. Doch alles hat sein Ende, jedes Reise und auch jedes Leben. Es hat mich persönlich sehr betrübt zu erfahren das Cunard die QE2 außer Dienst stellen würde, doch so ist das Leben. So schön die Neuen Schwestern auch sein mögen, etwas ist dennoch unwiederbringlich verloren. Gott-Lob hat sie nun eine Zweite und hoffentlich ebenso glorreiche Karriere vor sich. Als schwimmendes Hotel, Kongresszentrum und Resort im Hafen von Dubai. Und ich weiß eines. Irgendwann werde ich sie wiedersehen, (meine) Queen der Ozeane.
(Gastautor Georg Link)