Nur zweieinhalb Monate nach Brennbeginn legt Lürssen das erste Boot von insgesamt fünf neuen Korvetten auf Kiel. Am Lürssen-Standort Wolgast (Peene-Werft) verfolgten zahlreiche Vertreter aus Politik, Verwaltung, öffentlichem Auftraggeber (BAAINBw), Deutscher Marine und Industrie das traditionelle Auflegen einer Münze auf die Pallung als Glücksbringer für Schiff und Seemannschaft.
„Gemeinsam mit unseren beiden Industriepartnern, thyssenkrupp Marine Systems GmbH und GERMAN NAVAL YARDS KIEL GmbH, sowie unseren zahlreichen Zulieferunternehmen arbeiten wir von Beginn an mit Hochdruck an einem schnellen Zulauf der neuen Korvetten und freuen uns, das erste Boot bereits so kurz nach dem Brennbeginn im Februar auf Kiel zu legen“, sagte Tim Wagner, Geschäftsführer der Fr. Lürssen Werft. Voraussetzungen hierfür seien Konstruktions- und Fertigungsleistungen auf Werften im gesamten norddeutschen Küstenraum unter Federführung der Lürssen-Gruppe, eine komprimierte Planungs- und Konstruktionsphase sowie ein ganzheitlicher integrativer Fertigungsprozess unter Einbindung aller Projektbeteiligten. „Die zeitlich gestraffte Taktung der ersten Meilensteine ist auch das Ergebnis einer guten Teamleistung zwischen Auftraggeber, Deutscher Marine und Industrie sowie einem hierdurch kontinuierlich wachsenden Verständnis füreinander.“
Auch der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir können auch schnell sein: Nur gut zwei Jahre von der ersten Initiative bis zum Baubeginn am 7. Februar 2019. Und keine drei Monate später bereits die Kiellegung. Wir sollten auch weiter schnell sein, denn die Männer und Frauen der Marine warten auf die Entlastung, die uns diese im Einsatz bewährten Korvetten bringen werden.“
Mit der Kiellegung folgt Lürssen einer jahrhundertealten Schiffbautradition, Boot und Besatzung eine allzeit gute Fahrt zu wünschen. Entsprechend dem Brauchtum nagelten Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und die Bundestagsabgeordneten Eckhardt Rehberg und Dr. Fritz Felgentreu ein graviertes Messingschild auf ein rund sechs Zentimeter dickes Holzstück. Die darauf gelegten Glücksymbole in Form zweier Münzen – in diesem Fall mit den Bremer Stadtmusikanten und dem Kölner Dom – wurden anschließend durch das Aufnageln eines weiteren Messingschildes fixiert. Das Aufnageln übernahmen diesmal BAAINBw-Vizepräsidentin Annette Lehnigk-Emden, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, Kapitän zur See Andreas Czerwinski und Anne-Kathrin Klapper, Schiffbauerin bei der Peene-Werft. Im Anschluss daran wurde die bis dahin über dem Kielblockträger schwebende Stahlsektion mit einem Gewicht von 24 Tonnen auf die Pallung aufgelegt.
„Eine Kiellegung zu erleben, ist für Schiffbauer immer etwas Besonderes“, freute sich Harald Jaekel, Geschäftsführer der seit 2013 zur Lürssen-Gruppe gehörenden Peene-Werft. „Als Werft mit langer Schiffbautradition und hervorragenden Bedingungen für den Bau hochkomplexer Marine- und Behördenschiffe freuen wir uns, unseren Beitrag zu diesem wichtigen Projekt leisten und unsere schiffbaulichen Fähigkeiten einbringen zu können.“
Die Bedeutung dieses Ereignisses ordnete Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe wie folgt ein: „Der heutige Fertigungsstart der Hinterschiffe hier am Standort Wolgast leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesamtauslastung der Werft und wird damit das durch den Exportstopp erfolgte Auslastungstief etwas abfedern. Damit schlägt das industrielle Herz in Wolgast wieder kräftiger.“
Der am 12. September 2017 durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) erteilte Bauauftrag umfasst fünf zusätzliche Korvetten der Klasse K130. Die ersten fünf Einheiten befinden sich seit 2008 im Dienst und werden erfolgreich bei internationalen Bündniseinsätzen, etwa im Rahmen der UN-Mission im Libanon (UNIFIL), eingesetzt. Die ab 2022 zulaufenden Boote sechs bis zehn werden durch die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) K130, bestehend aus der Fr. Lürssen Werft, thyssenkrupp Marine Systems und GERMAN NAVAL YARDS KIEL, geliefert. Der Vertrag umfasst neben Konstruktionsleistungen, der Fertigung, der Integration aller Systeme, Geräte und Anlagen auch die notwendige Gestaltung der Land- und
Ausbildungsanlagen. Auch umfassende Logistik- und Servicedienstleistungen, darunter etwa die technische Dokumentation oder die Ausbildung der späteren Besatzungsmitglieder im Umgang mit dem Schiff und dessen Komponenten, sind Vertragsbestandteil. Beteiligt und integriert ist zudem eine Vielzahl von Zulieferunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Konstruktionsleistungen erfolgten bereits an den Lürssen-Standorten in Bremen, Hamburg und Wolgast sowie an den thyssenkrupp-Standorten in Emden und Hamburg.
Zwei Vorschiffe werden auf der Lürssen-Werft in Bremen, drei am Kieler Standort der GERMAN NAVAL YARDS gefertigt und vorausgerüstet. Die Fertigung der fünf Hinterschiffe erfolgt auf der Wolgaster Peene-Werft. Den als Hochzeitsstoß bezeichneten Zusammenschluss von Vor – und Hinterschiff übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lürssen-Tochter Blohm+Voss. In Hamburg werden die rund 89 Meter langen Korvetten zudem endausgerüstet, in Betrieb genommen und durchlaufen von dort ihre Funktionsüberprüfungen und Abnahmen in Abstimmung mit den Fachabteilungen des öffentlichen Auftraggebers und der Deutschen Marine.
Um dem aktuellen Stand von Gesetzen und Vorschriften Rechnung zu tragen und dem Fortschritt der Technik zu entsprechen, wurden punktuelle Änderungen an den ursprünglichen Entwürfen des ersten Loses der K130 vorgenommen. So werden beispielsweise die bislang verwendeten Motorrettungsboote und 6,25-Meter-Bereitschaftsboote ersetzt durch die zwischenzeitlich in der Deutschen Marine eingeführten schnelleren 7,5-Meter-Bereitschaftsboote. Darüber hinaus werden die innerhalb der Bundeswehr aktuell geltenden Vorschriften zur IT-Sicherheit berücksichtigt und umgesetzt.