Am 5. Juli 1967 wurde der Leuchtturm in der Kieler Außenförde nach dreijähriger Bauzeit in Dienst gestellt. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lübeck würdigt den 50. Geburtstag heute mit einer Feierstunde.
Mit fünfzig Jahren zählt der Leuchtturm Kiel zu den jüngsten, der rund 200 Leuchttürme, für die die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes an der deutschen Küste verantwortlich ist. Trotz moderner Radar- und Satellitensysteme spielen die Leuchttürme als visuelle Schifffahrtszeichen auch heute eine wichtige Rolle.
Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „Der Leuchtturm Kiel ist ein starkes Symbol für die Sicherheit auf See. Seit 50 Jahren liefert er der Berufs- und Sportschifffahrt verlässlich wichtige Signale beim Navigieren und bei der Positionsbestimmung. Damit ist er ein entscheidender Mosaikstein einer umfassenden Verkehrssicherung an der deutschen Küste. Ich danke allen, die seit 50 Jahren zur maritimen Sicherheit rund um den Kieler Leuchtturm beitragen.“
Der Ältermann der Lotsenbrüderschaft NOK II / Kiel / Lübeck / Flensburg, Kapitän Stefan Borowski: „Der ‘Turm‘, den wir wie einen alten Kameraden so nennen, bietet dort, wo die Kieler Förde und die westliche Ostsee zusammentreffen, die ideale Lotsenversetzstation. Für die im Einsatz befindlichen Lotsenboote ist er ein hervorragender Schutzhafen, der Deckung vor See, Wind und Eis gewährleistet. Für die Versorgung der Boote und deren Besatzungen hat er die Funktion eines Mutterschiffes.“
Der Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer überbrachte die Grüße der Landeshauptstadt Kiel: „Der Leuchtturm ist ein maritimes Wahrzeichen der Kieler Förde und unserer Stadt. Er ist eine Wegmarke und ein Willkommensgruß für Schiffe und Menschen aus aller Welt. Wir hoffen, dass die Geschichte des Leuchtturms weiter erfolgreich fortgeschrieben wird.“
Der Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Lübeck Henning Dierken würdigte die Ingenieurleistung bei Planung und Bau des Turmes. „Alle 20 Leuchttürme im Amtsbereich des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Lübeck haben ihre eigene Geschichte. Jedes Bauwerk hat seine Besonderheiten und keiner gleicht dem anderen. Das Besondere am Leuchtturm Kiel ist, dass er als einziger in Deutschland eine rund um die Uhr besetzte Lotsenstation beherbergt. Jährlich befahren ca. 25.000 Fahrzeuge die Kieler Förde als Zufahrt zum Seehafen Kiel und zum Nord-Ostsee-Kanal. Außerdem gibt es nicht nur während der Kieler Wochen starken Sportbootverkehr. Die Passage der Friedrichsorter Enge und der Kreuzungsbereich vor Kiel Holtenau (NOK-Verkehr / Kieler Hafen) werden genauso wie die Ansteuerung der Kieler Förde von der Verkehrszentrale Travemünde überwacht.“
Zur Historie:
Die sichere nächtliche Ansteuerung des Reichkriegshafens Kiel war der Marine und der Schifffahrt bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Anliegen. Seit 1892 lagen daher an den Stationen Stollergrund, Bülk und Gabelsflach drei bemannte Feuerschiffe vor Anker. Diese wurden 1922 durch das Feuerschiff „Kiel“ ersetzt.
Die Gründe für den Ersatz dieses Feuerschiffes durch ein festes Bauwerk waren seinerzeit:
- Eine Verbesserung der Navigationshilfe durch die Einrichtung fester Leuchtfeuersektoren
- Die dauernde Aufrechterhaltung des Seezeichenbetriebes auch bei Eis
- sowie eine Verbesserung der Lotsenunterkünfte
Das entscheidende Argument aber war die Wirtschaftlichkeit. Lagen die Personal- und Unterhaltungskosten des Feuerschiffes bei 1,2 Mio. DM pro Jahr – kalkulierte man für einen Leuchtturm mit 250.000 DM pro Jahr. Damit waren die Weichen für die Planung des Turmes gestellt. Der Baubeginn für das für die damalige Zeit ausgesprochen anspruchsvolle Bauwerk erfolgte im Jahre 1964.
Die Baukosten lagen bei 9,5 Millionen DM. Nach heutigem Lohn- und Preisstand dürfte er heute das Fünffache kosten. Die Fundamentform ist aufgrund von Modellversuchen bei der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau in Berlin entwickelt worden. Die 50 Meter langen Schenkel stehen im rechten Winkel zueinander. Im Schutz der Molen können so die Lotsenversetzboote auch bei stärkerem Seegang anlegen und liegen.
Als Schifffahrtszeichen dient der Leuchtturm Kiel als Leit- und Orientierungsfeuer und wird von der Verkehrszentrale in Travemünde fernüberwacht. Die Umweltdaten, wie Wasserstand, Windstärke und Windrichtung, werden online in die Büros des WSA Lübeck und des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg übertragen. Die wichtigen Umweltdaten werden den Verkehrszentralen und der Schifffahrt aktuell zur Verfügung gestellt.