Kreuzfahrt und Umweltschutz: CLIA fordert mehr Unterstützung von den Häfen

„Für den nächsten Schritt brauchen wir die Unterstützung der Häfen“

Der internationale Kreuzfahrtverband CLIA fordert mehr Unterstützung beim Einsatz von umweltfreundlichen Technologien. Die Technik an Bord ist vorhanden. So gab es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte in den Bereichen alternativer Antriebe sowie Abwasser- und Abfallmanagement. Es fehlt jedoch häufig die Infrastruktur, um die ökologische Kette an Land fortzusetzen. Auf der Reise- und Freizeitmesse f.re.e sprach heute Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland, über die Voraussetzungen für weitere Fortschritte beim Umweltschutz.
Foto: Becker Marine Systems GmbH & Co. KG

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Große Versorgungslücken bei LNG und Landstrom

Kreuzfahrtschiffe sind bereits gut ausgestattet: Viele von ihnen verfügen über Abgasnachbehandlungsanlagen, Filter und Katalysatoren, hinzukommen treibstoffsparende Maßnahmen. Zudem setzen die Reedereien verstärkt auf schwefelarmen Marinediesel und Flüssiggas (LNG). Das erste rein LNG-betriebene Kreuzfahrtschiff wird 2018 in Dienst gestellt. Eines der zentralen Anliegen der Branche in diesem Bereich besteht darin, die Verfügbarkeit von Flüssiggas in den Häfen zu erhöhen.

„Es muss sichergestellt werden, dass Schiffe in den Häfen, die sie anfahren, mit LNG betankt werden können. Für den nächsten Schritt brauchen wir daher die Unterstützung der Häfen”, so Grammerstorf.

Außerdem bestehe ein großer Bedarf an international einheitlichen Vorschriften und Verfahrensstandards. Auch fehlen in fast allen Häfen Landstromanschlüsse, über die Schiffe während ihrer Liegezeit im Hafen mit Strom versorgt werden und dadurch ihre Motoren abstellen können. Hier sei die Politik gefragt.

Fehlende Infrastruktur für ökologisches Abwasser- und Abfallmanagement an Land

Alle CLIA-Mitgliedsreedereien haben sich bereits 2015 freiwillig dazu verpflichtet, kein ungeklärtes Schwarzwasser in die Meere einzuleiten. Eine verbindliche Regelung für die Ostsee soll spätestens im Jahr 2021 für alle Passagierschiffe gelten.

„Die meisten Häfen der Ostseeanrainerstaaten haben noch deutlichen Nachholbedarf, wenn sie den Anforderungen gerecht werden wollen”, sagt Grammerstorf.

Damit Abwasser in Häfen angemessen entsorgt werden kann, müssen diese eine geeignete Infrastruktur vorhalten, die große Mengen Abwasser in kurzer Zeit aufnehmen kann. Dies gilt auch für die sachgerechte Entsorgung von Abfällen, die an Bord bereits getrennt und zum Teil für das Recycling aufbereitet werden.

Kreuzfahrtindustrie verzeichnet wichtige Fortschritte

Die Kreuzfahrtindustrie ist führend im maritimen Umweltschutz: Die Schiffe erfüllen bereits hohe Umweltstandards an Bord. Zudem haben sie sich freiwillig weiteren, über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehenden Standards verpflichtet. Europaweit sind bereits 75 Kreuzfahrtschiffe mit Abgasreinigungssystemen im Einsatz. 52 Schiffe könnten während ihrer Liegezeit im Hafen Landstrom nutzen, sofern dieser verfügbar wäre. Bereits heute verwenden Kreuzfahrtschiffe in ausgewiesenen Fahrtgebieten schwefelarme Kraftstoffe, etwa in Nord- und Ostsee. Eine Untersuchung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) verdeutlicht die Wirksamkeit der Maßnahmen: Zwischen 50 und 80 Prozent habe demnach die Konzentration von Schwefeldioxid in der untersten Schicht der Atmosphäre von Nord- und Ostsee abgenommen. Auch in Zukunft investiert die Branche erheblich in umweltfreundliche Technologien: Die CLIA-Mitgliedsreedereien werden in den kommenden Jahren allein rund acht Milliarden US-Dollar in LNG-betriebene Kreuzfahrtschiffe investieren.