100 Jahre im Dienste der Schifffahrt: Der Leuchtturm Flügge auf Fehmarn

An der Südwestspitze der Insel Fehmarn befindet sich der 38 Meter hohe Leuchtturm Flügge. Der von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes betriebene Leuchtturm wurde in den Jahren 1914 bis 1915 erbaut und ging 1916 in Betrieb.

Geschichte:

Mitte des 19. Jahrhunderts stand im Bereich des heutigen Leuchtturms ein Hagedorngehölz mit dem Namen „Flügger Holz“. Dieses diente den Seefahrern als Landmarke zur Umschiffung der Untiefen „Flügger Sand“ und „Brei-ter Barg“. Als die Baumgruppe eingegangen war, genehmigte das Preußische Ministerium für  Handel und Verkehr den Bau eines Leuchtturms.

Im Jahre 1872 war der erste Flügger Leuchtturm fertig gestellt und nahm seinen Betrieb auf. Es war ein weißer, achteckiger Backsteinturm mit einer Gesamthöhe von 16 m. In der Leuchtturmkuppel befand sich eine Gürtellinse mit einer Brennweite von 250 mm und einer Höhe vom 860 mm. In der Linse brannte eine Mehrdocht-Argand-Lampe, zuerst mit Rüböl (Rapsöl), später dann mit Petroleum.

Der jetzige Leuchtturm wurde vor 100 Jahren das erste Mal gezündet. Er ersetzte den alten Turm aus dem Jahre 1872. Der Turm ist ein massiver Backsteinbau, der in den ersten Jahren einen ockergelben Ölfarbanstrich trug. Wegen Schäden am Mauerwerk wurde der Turm in den Jahren 1976 bis 1977 mit roten und weißen Glasfaserzementplatten verkleidet. So erhielt er für lange Zeit ein neues und rot-weißes Erscheinungsbild.

2011 wurde eine erneute Sanierung notwendig. Die rot-weißen Platten wurden entfernt und das darunterliegende äußere Mauerwerk witterungsbeständig erneuert.

Im Laternengeschoß befindet sich eine Gürtellinse mit 400 mm Brennweite und einer Höhe von 1189 mm. Bis 1954 befand sich darin eine Auer-Glühlicht-Lampe, die zuerst mit Benzol und später mit Flüssiggas betrieben wurde. Dann wurde die Optik elektrifiziert. Anfangs leuchtete dort eine Glühfadenlampe, jetzt eine Halogenlampe mit 400 Watt.

Gegenwart:

Der Leuchtturm Flügge dient der Schifffahrt als Orientierungsfeuer. Außerdem bezeichnet er als Oberfeuer, in Verbindung mit dem Unterfeuer Strukkamphuk, das enge Fahrwasser des östlichen Fehmarnsund.

Das weiße Licht des Orientierungsfeuers hat eine Tragweite von 17 Seemeilen (rund 31 Kilometer), das des Oberfeuers eine Tragweite von 25 Seemeilen (rund 45 Kilometer). Das Feuer des Leuchtturms ist nur nachts in Betrieb, jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang. Der Leuchtturm wird von der Verkehrszentrale Travemünde fernüberwacht.

Seit dem Jahre 2001 ist der unter Denkmalschutz stehende Turm für Besichtigungen und standesamtliche Trauungen öffentlich  zugänglich. Pro Jahr besteigen ca. 25.000 Besucher den Turm.

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lübeck ist für den Betrieb und die Unterhaltung des Leuchtturmes Flügge zuständig.

Foto: Jörg Klemme, Hamburg / pixelio.de

Foto: Jörg Klemme, Hamburg / pixelio.de

Amtsleiter Henning Dierken zur Bedeutung der Leuchttürme:

„Wer kennt Sie nicht? – die Faszination der Leuchttürme an den Küsten der Weltmeere. Schon die alten Römer schrieben:

Navigare necesse est! Schifffahrt tut Not!

Wohl nichts hat die Weltgeschichte in den letzten zweitausend Jahren nachhaltiger verändert als die Fähigkeit, mit seetüchtigen Schiffen die Weltmeere zu befahren und weitreichende Kontakte über den ganzen Globus herzustellen.

Neben der Entwicklung von seetüchtigen Schiffen war die genaue Navigation über Jahrhunderte die große intellektuelle Herausforderung in der Seeschifffahrt.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war man dabei auf hoher See neben dem guten alten Kompass, allein auf Sonne, Mond und Sterne angewiesen.

In Küstennähe war es da schon wesentlich einfacher.

Aber, auch hier bedurfte es gut bei Tag und Nacht erkennbarer Landmarken bzw. Leuchttürme. So verwundert es nicht, dass Leuchttürme auf eine Jahrtausend alte Geschichte zurückblicken können.

Die Leuchttürme sind wichtige visuelle Schifffahrtszeichen und trotz moderner Funktechnik unverzichtbar für die Navigation.

An der deutschen Küste und den Seehafenzufahrten sind die Leuchttürme maritime Wahrzeichen und Kulturdenkmäler. Sie sind für den Tourismus in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und in Schleswig-Holstein ein wichtiger Faktor.

An der Deutschen Nord- und Ostseeküste stehen rd. 200 Leuchttürme.“