Hapag-Kapitän Leonardus Versteeg “Zur See zu fahren, ist Freiheit”

Er ist ein großes Sprachtalent: Als gebürtiger Niederländer spricht er natürlich niederländisch, daheim mit seiner Frau spanisch – und bei Hapag-Lloyd englisch und deutsch.

Das Seemannsgen hat Versteeg von seinem Vater geerbt, der selbst viele Jahre als Erster Steuermann arbeitete. „Bereits mit fünf Jahren wusste ich, dass ich einmal Kapitän werden möchte“, erzählt Versteeg, der im niederländischen Heemstede, wenige Kilometer vor Amsterdam und dem Nordseekanal aufwuchs. Die Schulferien verbrachte er meist auf See. Mit 16 Jahren steuerte er schon kleinere Küstenmotorschiffe, mit 34 Jahren machte er seine erste Reise als Kapitän auf einem 1.000-TEU-Schiff.

Bevor Versteeg 2006 zu Hapag-Lloyd kam, transportierte er für eine niederländische Reederei ganze Ölbohrinseln, 30.000 Tonnen schwer und teils größer als die Schiffe selbst, die er fuhr. Dagegen wirken zumindest einzelne Container winzig – doch auch auf der Brücke seines Schiffes, der Dalian-Express, merkt man ihm die Konzentration, aber auch die Begeisterung für seinen Beruf an.

In seine Heimat, die Niederlande, kommt er heute nur noch selten, da er mit seiner Familie im Süden Spaniens, in Malaga, lebt. Ist er dann doch mal da, nutzt er gern die Gelegenheit, alte Freunde von der Seemannsschule oder Verwandte zu treffen. Das war besonders einfach, als er noch auf einem anderen Schiff im Loop 6 Dienst der G6 Alliance zwischen Asien und Europa unterwegs war und dabei unter anderem in Antwerpen festmachte.

Foto: Hapag-Lloyd

Foto: Hapag-Lloyd

Gegenwärtig fährt Versteeg allerdings im Asia Suez Express-Dienst zwischen Asien und Nordamerika. Vom kanadischen Halifax kommend wird er demnächst den Hafen der größten Stadt Sardiniens, Cagliari, anlaufen. Danach geht es weiter nach Damietta in Ägypten, Dubai Jebel Ali, Singapur und ins thailändische Laem Chabang. Und danach?

„Dann steht vor allem meine Familie im Mittelpunkt“, freut er sich. Seine Frau, eine gebürtige Chilenin und Juristin, und die beiden Kinder. „Zu Hause bekomme ich immer eine lange Liste, was alles am Haus zu tun ist“, schmunzelt er. Zudem ist Rockmusik seine Leidenschaft. Zu seinen Lieblingsbands zählen Status Quo und die spanischen Bands Warcry und Saratoga. Gern besuchte er das Festival Leyendas del Rock im Osten Spaniens.

Seine Familie habe sich daran gewöhnt, dass er die Hälfte des Jahres unterwegs ist. Sein vierzehnjähriger Sohn will wie Vater und Großvater auch einmal zur See fahren. Seine 16-jährige Tochter ist sich allerdings noch nicht so sicher. Kapitän Leonardus Versteeg allerdings beginnt das Leben an Bord bereits nach einigen Wochen wieder zu vermissen. „Zur See zu fahren, das bedeutet für mich Freiheit“, sagt der Niederländer.