Gemeinsam für bessere Luft in Hamburg – Landstrom für Kreuzfahrtschiffe kommt
Als eine neue Maßnahme zum Luftreinhalteplans wurde heute die „Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität“ zwischen Hamburger Wirtschaft – vertreten durch die Handelskammer Hamburg und die Handwerkskammer Hamburg – und Hamburger Senat – vertreten durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation – zur Verbesserung der Luftqualität vereinbart. Ziel der Partnerschaft ist es, insbesondere Unternehmen für die Thematik Luftreinhaltung und schadstoffarme Mobilität zu sensibilisieren und sie bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zu beraten.
Die ersten 13 Unternehmen sind heute der Partnerschaft beigetreten und erklären ihre Absicht, ihren Beitrag zur Reduzierung der verkehrsbedingten Luftschadstoffe zu leisten.
Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Jutta Blankau: „Wir wollen sauberere Autos auf die Straße bringen und mehr Hamburgerinnen und Hamburger zum Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad motivieren. Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen und deswegen freut mich das Engagement der Kammern und Unternehmen in der Luftgütepartnerschaft. Nur mit diesem freiwilligen Engagement für einen bessere Luft können wir die notwendigen Innovationen und den wichtigen Bewusstseinswandel auf allen Ebenen vorantreiben.“
Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Frank Horch: „Wir müssen im eigenen Interesse und im Interesse zukünftiger Generationen dafür sorgen, dass eine gute Luftqualität langfristig erhalten bleibt oder dort, wo es sie nicht mehr gibt, wiederhergestellt wird. Einen bedeutenden Beitrag kann der Verkehrssektor leisten, hier wird ein großer Anteil der Schadstoffe emittiert. Unternehmen, die durch ein betriebliches Mobilitätsmanagement dazu beitragen, den durch sie erzeugten Verkehr ökologisch effizient abzuwickeln, sind ein vorbildliches Beispiel für die Verbindung von Ökonomie und Ökologie.“
Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer Hamburg: „Wir als Initiatoren wollen die Rahmenbedingungen für schadstoffarme Mobilität in Unternehmen und durch Firmen und deren Kunden verbessern. Daher werden wir Betriebe und Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit für das Thema Luftreinhaltung weiter sensibilisieren. Außerdem weiten wir unsere Beratungsangebote im Bereich des betrieblichen Mobilitätsmanagements, zum Beispiel im Rahmen der UmweltPartnerschaft Hamburg, aus und führen – analog zum Umweltsiegel für Taxen – ein Umweltsiegel für die Kurier-, Express- und Paketdienste ein. Unsere Handelskammer wird außerdem eine breit angelegte Potenzialstudie zur Nutzung von Elektromobilität in der Hamburger Wirtschaft durchführen.“
Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg: „Wir setzen damit ein Signal für eine bessere Luftqualität in Hamburg. Wir wollen noch viele weitere Unternehmen motivieren, sich anzuschließen. Wir setzen uns beispielsweise dafür ein, den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder das Carsharing zu fördern. Auch der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen muss ein Thema sein. Ich selbst habe heute das erste E-Mobil für mein Unternehmen bekommen. Und als Handwerkskammerpräsident kündige ich an: Ich werde persönlich dafür werben, dass die E-Mobilität im Handwerk zu einem wichtigen Faktor wird. Zunächst möchte ich 1.000 Absichtserklärungen von den Betrieben sammeln, die nach Klärung der Rahmenbedingungen hoffentlich zu 1.000 oder mehr Bestellungen werden. Das wäre nicht nur für die Luftgüte der Stadt wichtig, sondern ist für die Betriebe auch wirtschaftlich interessant.”
Wichtiger Bestandteil der Partnerschaft ist die Mitarbeitermobilität. Die Unternehmen wollen Anreize für die Belegschaft zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder des Fahrrades auf dem Weg zur Arbeit schaffen. Die Unternehmen, die die Luftgütepartnerschaft unterschrieben haben, wollen ihren Fuhrpark zügig mit besonders schadstoffarmen Fahrzeugen erneuern. Neben modernen Schadstoffklassen EURO- 5 und EURO 6 wollen sie bei der Beschaffung besonders auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wie Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge berücksichtigen. Weitere Tipps für Unternehmen sind auf der Homepage der Partnerschaft zu finden unter: http://www.hamburg.de/luftreinhaltung
Landstrom für Kreuzfahrtschiffe kommt
Der Senat will die Emissionen von Kreuzfahrtschiffen im Hafen Hamburg deutlich reduzieren. Nach Untersuchung u. a. der technischen Machbarkeit, zur Wirtschaftlichkeit und zu den möglichen Umweltentlastungen legt der Senat heute die Ergebnisse vor. Der Senat sieht sowohl den Einsatz von Power-Bargen, d. h. Leichtern mit oder ohne eigenen Antrieb, die mit mobilen Kraftwerken bestückt sind, als auch die Errichtung einer stationären Landstromversorgung als Lösungswege an. Bis Ende des Jahres wird geklärt, wie die Lösung im Hamburger Hafen konkret aussehen wird.
Die Untersuchungen des Senats zum Landstrom zeigen, dass die Versorgung der Kreuzfahrtschiffe mit elektrischer Energie technisch machbar ist. Sowohl in Altona als auch in der HafenCity ist es möglich, eine stationäre Landstromversorgung einzurichten. In beiden Fällen muss dafür ein Anschluss an das städtische 10 kV-Netz wie auch weitere Infrastruktur (insb. Frequenzwandler und Transformatoren) geschaffen werden. Alternativ zur stationären Energieversorgung aus dem städtischen Netz ist der Einsatz von mobilen Power-Bargen eine Option.
Viele Kreuzfahrtschiffe sind bereits für die Nutzung von Landstrom vorbereitet, müssen allerdings noch mit weiterer bordseitiger Technik ausgerüstet werden. Der dafür zugrunde zu legende Standard wurde in diesem Jahr veröffentlicht und stellt sicher, hier keine Insellösungen zu schaffen. Schiffe werden dann in den Häfen, die nach diesem Standard ausgerüstet sind, vergleichbare technische Bedingungen vorfinden. Das ist ein wichtiger Aspekt für die Wettbewerbsfähigkeit.
Der Senat begrüßt es, dass AIDA Cruises schon ab 2013 erste Schiffe mit externem Strom versorgen will. Hierzu wurde kürzlich ein Konzept von Becker Marine Systems (BMS), der Schramm-Gruppe und AIDA Cruises vorgestellt. Die Fragen der Genehmigungsfähigkeit des vorgestellten „LNG-Hybrid-Barge“-Konzeptes werden derzeit intensiv geprüft. Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation wird, soweit rechtlich möglich, die Umsetzung dieses Konzeptes flankieren. Senator Frank Horch sagt dazu ergänzend: „Diese erfreuliche Entscheidung ist ein deutlicher Beleg für die wachsende Bedeutung von Umweltaspekten in der Kreuzschifffahrtsbranche. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, das positive Wachstum der Anläufe von Kreuzfahrtschiffen im Hamburger Hafen mit einer Minimierung der Emissionsbelastung zu verbinden.“
Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation wird zudem gemeinsam mit der Umweltbehörde einen Umsetzungsplan für Bau und Betrieb einer stationären Landstromanlage für Kreuzfahrtschiffe am Kreuzfahrtterminal Altona erarbeiten und bis Dezember vorlegen. Altona ist aufgrund der nautischen Situation und der leistungsstarken Terminalinfrastruktur für eine stationäre Landstromanlage besonders interessant. Eine stationäre Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal HafenCity kann zwar beide Liegeplätze bedienen, dies ist jedoch nicht gleichzeitig möglich. Das heißt, sind beide Liegeplätze belegt, kann nur ein Schiff während der Liegezeit Landstrom beziehen.
Die Auswirkungen einer Versorgung mit Landstrom auf die Immissionssituation der Luftschadstoffe sollen darüber hinaus durch ein eigenes Gutachten im Detail noch untersucht werden. Nur so können verlässliche Aussagen zur Verringerung von Stickoxid-, Schwefeldioxid-, Kohlendioxid- und Feinstaub-Belastungen getroffen werden.
Die Reduzierung der Emissionen von Kreuzfahrtschiffen während ihrer Liegezeit im Hamburger Hafen soll möglichst zügig und mit einem möglichst wirtschaftlichen Einsatz öffentlicher Mittel erreicht werden. Die LNG-Hybrid-Barge von BMS und AIDA Cruises wäre eine mögliche Lösung, die vorbehaltlich der Genehmigungsfähigkeit voraussichtlich ohne Einsatz öffentlicher Mittel der Stadt auskommt. Der Einsatz einer stationären Landstromanlage ist mit Kosten in Höhe von rd. 9 Mio. € (am Kreuzfahrtterminal Altona) verbunden. Ein Finanzierungskonzept in öffentlich-privater Partnerschaft wird derzeit erarbeitet.
Die Reduzierung der der von Kreuzfahrtschiffen verursachten Emissionen im Hafen ist ein erstes Etappenziel. Langfristig sollen die Emissionen des Schiffsverkehrs im Hamburger Hafen insgesamt gesenkt werden. Daher ist es auch erforderlich, Lösungen für die Emissionsreduktion von Containerschiffen im Hafen zu entwickeln, die den größten Anteil am Schiffsverkehr in Hamburg stellen. Hamburg möchte auch in dieser Entwicklung eine führende Rolle einnehmen und beteiligt sich an dem Pilotprojekt des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Regierung der VR China zur Durchführung einer „Green Shipping Line“, bei dem Schiffe in Shanghai und Hamburg Landstrom beziehen sollen.
In den kommenden Jahren wird der Hamburger Hafen zudem von neuen internationalen Regelungen zu Schiffsemissionen profitieren. Dadurch wird z. B. der Einsatz von LNG und Abgasreinigungstechnologien nicht nur für Kreuzfahrtschiffe interessant.
Über die öffentliche Auslegung der 1. Fortschreibung des Luftreinhalteplanes beschließt der Hamburger Senat am 25. September.