Lloyd Werft baut ab 1. Juli die dänische Ro-Ro-Fähre „Primula Seaways“ um – 31 Tage Zeit – Option für zwei weitere DFDS-Schiffe
Schiffe auseinanderschneiden und verlängern ist für die Lloyd Werft Bremerhaven AG nichts Neues. Aber immer wieder anders, spannend und spektakulär. Ihr Können und ihre Kreativität können die Konstrukteure und Werker der Werft ab dem 1. Juli unter Beweis stellen. Dann kommt die DFDS-Ro-Ro-Fähre „Primula Seaways“ (199,8 Meter lang, 20,5 Meter breit, 32.289 BRT für 31 Tage nach Bremerhaven. Die Aufgabe für die Werft: Verlängerung durch eine Mittschiffssektion von 30 Metern und Reparatur eines Kollisionsschadens, den sich die „Primula Seaways“ im Dezember 2015 vor der englischen Ostküste zugezogen hat.
Für Lloyd Werft-Vorstand Dirk Petersjohann ist der Großauftrag der dänischen Reederei ein Wiedersehen. Er war 2002 als Mitarbeiter der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft an der Konstruktion der Ro-Ro-Fähre beteiligt. Gemeinsam mit dem Projektleiter für die Verlängerung, Stephan Bieber (31), hat er die Prozedur für das große Schwimmdock geplant. Für den Maschinenbau-Ingenieur ist es die erste Verlängerung, bei der gleich einige Besonderheiten auf ihn und die Lloyd Werft warten:
Fast 200 Meter Schiffsrumpf müssen in Höhe des überhängenden Brückenhauses durchtrennt werden. Zunächst vertikal und dann auf gut 10 Meter unter dem Brückenhaus horizontal. Mit dieser Methode will die Werft vermeiden, dass im Inneren des Schiffes Rampen an schwierigen und zeitaufwendigen Stellen durchtrennt werden müssen. Nachdem alle Ver- und Entsorgungsleitungen getrennt und markiert sind, kann das Vorschiff der „Primula Seaways“ aus dem Dock gezogen werden.
Die Verlängerungssektion von 30 Metern wiegt 1.300 Tonnen und wird derweil schon bei Rönner-Stahlbau in Bremerhaven voll ausgerüstet und gemalt im Fischereihafen hergestellt. Im Kaiserhafen wird sie vor das Achterschiff bugsiert. Nachdem auch das Vorschiff wieder im Dock liegt, werden mit Hydraulikzugpressen alle Teile millimetergenau verbunden. 12 Tage Zeit hat die Werft, um das Schiff auseinanderzuschneiden. Die restlichen 19 Tage sind für das Zusammenfügen und Reparaturen vorgesehen. Denn gleichzeitig werden an Bord auch Tanks an die neuen Marpol-Regeln angeglichen und ein nicht unerheblicher Kollisionsschaden ist zu beheben.
Die „neue“ „Primula Seaways“ wird 229,80 Meter lang werden und über eine Trailer-Aufstellfläche von 4.650 Metern für 307 Trailer verfügen. Für DFDS bedeutet die Verlängerung eine Vergrößerung der Ladungskapazität um 25 %.
Für die Lloyd Werft ist die Verlängerung von besonderer Bedeutung zumal mit DFDS eine Option für die Verlängerung von zwei weiteren Fähren vereinbart worden ist und bei den Konstrukteuren der Lloyd Werft weitere Projekte von europäischen Reedereien liegen – für Dirk Petersjohann ist das auch der Hinweis darauf, dass die inzwischen zum Genting-Konzern gehörende Werft „sich nicht als Genting-Hauswerft versteht“, sondern wie bisher unabhängig auf dem internationalen Schiffbaumarkt Aufträge akquirieren soll und will. Petersjohann: „Wir werden uns nicht aus dem Wettbewerb zurückziehen, sondern ganz im Gegenteil unsere neuen Möglichkeiten international nutzen für mehr Arbeit.“