DGzRS befreit in der Ägäis innerhalb einer Woche mehr als 600 Menschen aus Gefahr
In der ersten Einsatzwoche des Seenotrettungskreuzers MINDEN in der Ägäis haben die Seenotretter 601 Menschen aus Gefahr befreit. Darunter waren mehr als 120 Kinder. Seit Beginn des zeitlich befristeten, international koordinierten Unterstützungs- und Ausbildungseinsatzes am 7. März 2016 ist die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor der Insel Lesbos elf Mal im Einsatz gewesen. Der Einsatz ist Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel ist die langfristige Stärkung der griechischen Kollegen unter dem Motto “Retter helfen Rettern”.
Gleich im ersten Einsatz (7. März) barg die Besatzung der MINDEN 57 Menschen aus einem seeuntüchtigen, völlig überfüllten Schlauchboot ab. Bisher einsatzreichster Tag war der Sonnabend, 12. März. An diesem Tag brachte die MINDEN unter Führung der griechischen Küstenwache 165 Menschen in Sicherheit. Allein darunter waren sechs Säuglinge im Alter von weniger als drei Monaten.
Auf der Flucht vor Krieg, Terror und Verfolgung nimmt die MINDEN in diesen Tagen und Wochen oft komplette Familien an Bord. “Viele sind komplett durchnässt. Immer wieder müssen wir Flüchtlinge medizinisch versorgen, sei es mit Kreislaufkollaps, Unterzuckerung oder bei sehr schwerer Seekrankheit”, berichtet der Vormann der MINDEN, Ulrich Fader. Mit jedem gefahrenen Einsatz bekomme seine Besatzung, die durch Freiwillige der griechischen Schwesterorganisation Hellenic Rescue Team verstärkt wird, mehr Routine. “Wir sind frohen Mutes.”
Ab 15. März werden neben den Seenotrettern der DGzRS stets zwei Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit an Bord der MINDEN sein. Die DGzRS hatte die DLRG um diese Unterstützung gebeten, weil deren spezielle Wasserrettungsausbildung an den griechischen Küsten erforderlich sein wird. Auslöser dafür sind die Erfahrungen schwedischer Seenotretter, die derzeit auf Samos im Einsatz sind.
Nach wie vor kommen monatlich einige Tausend Flüchtlinge über das Mittelmeer vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln. Die Überfahrt kostete bereits viele Menschen das Leben. Das frühzeitige Eingreifen der Seenotretter gemeinsam mit ihren griechischen Kollegen hat bereits viel bewirkt: Seit einigen Tagen sind vor Lesbos keine Toten mehr zu beklagen.
Gemeinsam mit DGzRS und DLRG engagieren sich im Ägäischen Meer die Seenotrettungsgesellschaften Royal National Lifeboat Institution (RNLI, Vereinigtes Königreich & Irland) und Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM, Niederlande). Bereits vor Ort im Einsatz sind in unterschiedlichem Maße die Redningsselskapet (RS, Norwegen) und die Svenska Sällskapet för Räddning af Skeppsbrutne (SSRS, Schweden). Die nordeuropäischen Seenotrettungsdienste stimmen ihren Einsatz eng mit der griechischen Küstenwache ab.
Mehr Informationen: www.seenotretter-imrf.de
Über den Einsatz
Die DGzRS und weitere nordeuropäische Seenotrettungsgesellschaften beteiligen sich an einem zeitlich befristeten internationalen Einsatz in der Ägäis. Der Einsatz ist Teil der Initiative “Members assisting Members” der International Maritime Rescue Federation (IMRF). In ihr sind 125 Organisationen aus 48 Ländern zusammengeschlossen.
Ziel des IMRF-Einsatzes ist Hilfe zur Selbsthilfe: Die IMRF-Mitglieder wollen Kapazitäten und Fähigkeiten ihrer griechischen Kollegen erweitern und das Hellenic Rescue Team (HRT) ausbilden. Diese Freiwilligenorganisation soll mittelfristig die griechische Küstenwache entlasten. Die DGzRS setzt den Seenotrettungskreuzer MINDEN ein. Zwei Besatzungsmitglieder der MINDEN sind Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), deren spezielle Wasserrettungsausbildung an den griechischen Küsten erforderlich sein wird.
In Deutschland haben DLRG und DGzRS grundsätzlich voneinander getrennte Aufgaben: Die DLRG hat sich den Wasserrettungsdienst mit Rettungsschwimmern auf Binnengewässern und an den Stränden der Küste zur Aufgabe gemacht. Die DGzRS wiederum ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst auf Nord- und Ostsee und unterhält dazu Seenotrettungskreuzer und -boote. Die Wahrnehmung der Aufgaben von DGzRS und DLRG in Deutschland bleibt vom Ägäis-Einsatz unberührt. Um die laufenden Kosten des Einsatzes zu decken, sammelt die DGzRS projektbezogene Spenden unter www.
Über die DGzRS
Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze, koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen rund 82.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.
Über die DLRG
Die DLRG ist mit rund 1,3 Millionen Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. In über 2.000 Gliederungen leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr mehr als sieben Millionen Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland. Die Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie der Wasserrettungsdienst. Rund 50.000 Mitglieder wachen jährlich über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Für den Einsatz in der Ägäis werden ausschließlich Kräfte mit entsprechender Ausbildung – zum Beispiel Strömungsretter – eingesetzt. Schirmherr der DLRG ist Bundespräsident Joachim Gauck.