Die China Ocean Shipping (Group) Company (COSCO) und China Shipping Container Lines (CSCL) zählen zu den zehn größten Reedereien der Welt. Im Rahmen der Delegationsreise um Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz nach China betonten die Reedereichefs aus Beijing und Shanghai die Bedeutung des Hamburger Hafens als Drehscheibe für ihr Europageschäft. Beide Reedereien wollen den Hafenstandort Hamburg weiter stärken und ihr Geschäft ausbauen. Dabei zählen sie auf die zügige Umsetzung der Fahrrinnenanpassung der Elbe.
Li Yunpeng, der Präsident von COSCO, hatte gleich zwei gute Nachrichten für die Hamburger Delegation um Bürgermeister Olaf Scholz, die ihn Mitte November in Beijing besuchten. Die Reederei steuert seit Kurzem sowohl ihr Containerleasing Geschäft als auch ihre Feederlinie über ihre Europazentrale in Hamburg. Die Containerleasing Sparte war zuvor in Großbritannien angesiedelt. Die Feederlinie ist ein komplett neues Geschäftsfeld der COSCO Container Lines Europe GmbH. Dafür wurden zwei neue Abteilungen geschaffen, die mit elf Mitarbeitern in der Hansestadt eingerichtet wurden. Während die internationalen Containerliniendienste vom Headoffice der COSCO Container Lines Company in Shanghai gesteuert werden, kümmert sich die Europazentrale in Hamburg nun um die Steuerung des Europäischen Feedergeschäfts. Hamburg sei für Li Yunpeng besonders aufgrund der guten Vernetzung aller Verkehrsträger ins deutsche und europäische Hinterland so interessant.
Auch CSCL will seine Aktivitäten in Hamburg weiter ausbauen, wie der Vice President Zhang Guofa der Delegation in Shanghai versicherte. Für ihn sei der Hafen- und Logistikstandort Hamburg etwas Besonderes, da die Mieten im Vergleich mit anderen wichtigen internationalen Hafenstandorten günstig seien und die Hansestadt als Lebens- und Wohnort für seine Mitarbeiter sehr attraktiv sei. Er betonte aber auch, dass CSCL auf eine zügige Umsetzung der Fahrrinnenanpassung setze, damit Hamburg für die Großcontainerschiffe nautisch erreichbar bleit.
COSCO und CSCL gehören zu den Reedereien, die bereits Großcontainerschiffe mit Kapazitäten von bis zu 19.000 TEU im Verkehr zwischen China und Hamburg einsetzen. Die beiden Reedereien sind derzeit in Gesprächen für eine Fusion. Bis 2018 wollen sie insgesamt 22 Neubauten mit Stellplatzkapazitäten von bis zu 21.000 TEU in Fahrt nehmen.
Hamburg ist einer der führenden Hafen- und Logistikstandorte für chinesische Waren in Europa. Rund 3 Millionen Standardcontainer (TEU) wurden im letzten Jahr im seeseitigen Außenhandel zwischen Hamburg und China transportiert. Das ist fast ein Drittel des gesamten Hamburger Containervolumens. Die guten Verbindungen nach Fernost werden neben der infrastrukturellen Anbindung auch durch die Handelsbeziehungen und die über 500 in Hamburg niedergelassenen chinesischen Unternehmen und Institutionen gefestigt. Bereits heute gibt es 18 Liniendienste, die Hamburg jede Woche mit chinesischen Häfen verbinden. Auch erste landseitige Verbindungen per Eisenbahn sind bereits seit 2013 in Betrieb und werden in Hamburg-Billwerder abgefertigt. Drei Container-Shuttlezüge die Woche fahren bereits von hier aus in die chinesischen Städte Zhengzhou, Wuhan und Harbin. Die Fahrtzeit beträgt 15 bis 17 Tage.
Initiative „One Belt, One Road“ soll neuen Aufschwung im China-Europa-Geschäft bringen
Die chinesische Regierung hat ehrgeizige Ziele China noch besser mit Europa zu vernetzen. Neuen Aufschwung soll die Initiative „One Belt, One Road“ zur Wiederbelebung der historischen Handelsroute „Seidenstraße“ bringen. Im Rahmen der Delegationsreise wurden die Gespräche zwischen den Hamburgern und Vertretern der chinesischen Wirtschaft und Politik immer wieder auf den Ausbau der Seidenstraße gelenkt. Das Projekt „One Belt, One Road“ ist aus Hamburger Sicht vor allem interessant, da es neben den bereits guten bestehenden seeseitigen Verbindungen auch den landseitigen schienengebundenen Verkehr zwischen China und Europa weiter ausbauen will. Der Verlauf des landseitigen Wirtschaftsgürtels erstreckt sich von China über Zentralasien und Russland bis zur Nord- und Ostsee, von China über Zentral- und Westasien bis zum Persischen Golf und dem Mittelmeer sowie von China über Südost- und Südasien bis zum Indischen Ozean. Wenn es Hamburg gelingt seine Position als wichtige europäische Verkehrsdrehscheibe für chinesische Im- und Exporte weiter auszubauen und Ladung zu binden, kann auch die Metropolregion profitieren.
Auch mit dem Hamburger Hafen gibt es Anknüpfungspunkte für eine stärkere Zusammenarbeit. „Die Vermarktung von weltweit führenden hafenbezogenen IT Systemen wie denen von Dakosy in Hamburg, fortschrittlichen Konzepten wie smartPORT der HPA oder IT-basierten Logistikplattform wie PORTlog von Hafen Hamburg Marketing wird dazu beitragen, Hamburg als führenden Hafen für Chinaverkehre auch im Rahmen der „One Belt, One Road“-Initiative zu positionieren, denn zukunftsweisende Hafenentwicklungsmodelle wie diese stellen eine wichtige Grundlage für die zukünftige globale Vernetzung von Logistikketten dar“, so Axel Mattern, Hafen Hamburg Marketing Vorstand, der gemeinsam mit der Bürgermeister-Delegation in China war. Ebenso will Hafen Hamburg Marketing mit seinen zwei Repräsentanzen in Shanghai und Hongkong die Marktbearbeitung vor Ort weiter intensivieren.
Insgesamt umfasst das Einzugsgebiet der chinesischen Initiative ein Bevölkerungsgebiet von über 4 Milliarden Menschen und ein Wirtschaftsvolumen von über 20 Prozent der Weltwirtschaft. Zur Finanzierung der Initiative wurde die Asian Infrastructure Investmentbank (AIIB) gegründet, die mit attraktiven Darlehen Investitionen in die Infrastruktur entlang der Seidenstraße fördern soll. Das Grundkapital der Bank liegt bei 100 Milliarden US-Dollar. Auch nicht-asiatische Investoren können die Dienstleistungen der Bank nutzen. Die chinesische Regierung betont, dass sich alle Länder der Welt sowie internationale und regionale Organisationen an der Umsetzung von „One Belt, One Road“ beteiligen können. Dabei geht es vor allem um den Aufbau eines umfassenden eurasischen Transport-, Energie- und Telekommunikations-Infrastrukturnetzwerkes. Aber auch eine Zusammenarbeit auf globaler wirtschaftlicher und politischer Ebene soll dadurch gestärkt und Kooperationen in den Bereichen Handel und Investitionen gefördert werden.