Die große Leidenschaft für kleine Schiffe – Fast 1.500 Miniatur-Schiffsmodelle, darunter viele von Hapag-Lloyd – so viele besitzt Gottfried Knöbel. Wie kam er dazu?
Ein ruhiges Wohnviertel in Köln, hunderte Kilometer weg vom Meer. Gottfried Knöbel öffnet die Haustür seines Einfamilienhauses, und schon ist man drin in dieser unglaublichen Sammlung auf drei Etagen. Gleich rechts, in Knöbels Arbeitszimmer, stehen die ersten, etwa in der riesigen Glasvitrine neben der Tür – Tanker, Stückgutschiffe, Containerschiffe und Personenschiffe. Fast alle im Maßstab 1:1.250, jeweils nur ein paar Zentimeter groß und doch ungemein detailgetreu gefertigt. Viele der Miniaturen sind aus Weißmetall, es gibt aber auch Modelle aus Kunstharz, Pinienrinde oder Papier. Und das ist nur der Anfang.
Beinahe 1.500 Miniatur-Modelle besitzt der grauhaarige Mann mit runder Brille und Schnurrbart – allein 142 davon sind Hapag-Lloyd-Schiffe. Wie aber kommt der Kölner zu diesem maritimen Schatz? „Das ist eine längere Geschichte. Haben Sie ein bisschen Zeit mitgebracht?“, schmunzelt der Rentner und setzt sich erst einmal.
Und dann führt er den Besucher nach Südafrika, wo er aufwuchs und sein Faible für Schiffe begann. Als kleiner Junge spielte Knöbel am liebsten an einem Bach mit einem Holzschiff, das sein Vater für ihn gebaut hatte. Auch eine Reise mit der Familie auf Passagierschiffen von Kapstadt nach Deutschland und zurück beeindruckte ihn als Siebenjährigen ungemein. Von der Wohnung in Kapstadt hatte der Schiffsliebhaber zudem freien Blick auf die Tafelbucht und den Hafen. Für jede Reederei führte er eine Kladde mit Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Schiffe. „Jeden Sonntag, wenn ein Schiff der Deutschen Afrika Linien einlief, redete ich so lange auf meinen Vater ein, bis er mit mir zum Hafen ging, um sich das Schiff aus der Nähe anzusehen.“
Gottfried Knöbel machte eine Ausbildung zum Schifffahrts- und Speditionskaufmann. Später, als Versandleiter in einem Kölner Chemiehandelshaus, hatte er beruflich häufig mit Hapag-Lloyd zu tun. Und als er 1989 eine Einladung für eine Fahrt auf der damals neuen „Heidelberg Express“ erhielt, zögerte er nicht lange. „Diese Fahrt werde ich nie vergessen“. Natürlich findet sich auch ein Modell dieses Containerschiffs in seiner riesigen Sammlung.
Ein Vorbild für die Privatsammlung ist eine Kollektion von etwa 300 Miniaturschiffen im Ballin-Haus, der Zentrale von Hapag-Lloyd in Hamburg. Knöbel sah die Modelle bei einem Termin gleich nach der Reise auf dem Containerschiff – und kaufte dann 1989, sofort nach dem Besuch bei Hapag-Lloyd, seine ersten eigenen Modelschiffe.
Seit gut einem Vierteljahrhundert sammelt der 72-Jährige nun. Besonders gern mag Knöbel sehr kleine Schiffe, die mit viel Präzision gemacht wurden, oder auch individuelle Anfertigungen. Nachdem seine Söhne ausgezogen sind, hat sich der Rentner neben dem Arbeitszimmer im ersten Stock ein zweites „Schiffszimmer“ eingerichtet. Im Flur davor sammelt Gottfried Knöbel seine selbstgeschnitzten mallorquinischen Pinienrindenboote. „Die schnitze ich immer, wenn ich im Urlaub bin, das ist für mich Entspannung pur.“ Im Keller stehen weitere Vitrinen, voller Schiffsminiaturen, aber auch von Modellen von Containertrucks, Eisenbahnen oder Containern. Knöbels Frau, so erzählt er, unterstütze sein Hobby, sie helfe sogar beim Staubwischen in den Vitrinen – auch wenn das angesichts der Menge der Exponate schon mal mehr als einen ganzen Tage dauern kann.
Besonders stolz ist der Sammler übrigens auf ein Modell der „Hamburg Express“, des 366 Meter langen Flaggschiffs von Hapag-Lloyd. Und einen Traum hat Gottfried Knöbel auch noch: „Einmal das Original zu besichtigen, das wäre das Größte.“