An Bord der umgebauten MS Ostfriesland – Mit LNG nach Borkum

Die MS „Ostfriesland“ befährt mehrmals täglich die Strecke zwischen Emden und Borkum. Nach dem Umbau ist sie die erste deutsche Fähre mit umweltfreundlichem LNG-Antrieb. Auch den 1200 Passagieren wird nun mehr Komfort geboten.

Foto: Schiffe-Emden.de

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Seit 20 Jahren ist sie im täglichen Einsatz auf der Strecke zwischen Emden – Borkum. Jetzt wurde die 1985 gebaute Fähre erstmals gründlich und ganze neun Monate auf der Brenn- und Verformtechnik Bremen GmbH in Bremerhaven umgebaut. Stolze 13,5 Millionen Euro hat die AG Ems sich den Umbau kosten lassen, wovon etwa drei Mio. von der EU bezuschusst wurden. „Vieles sprach für einen Neubau, doch bei genauerem Hinsehen habe sich diese Methode als günstiger herausgestellt“, so Vorstand Dr. Bernhard Brons anlässlich der Jungfernfahrt. Am vergangen Freitag (19.06.2015) hat die nun 15 Meter längere Borkumfähre ihren Linienbetrieb wieder erfolgreich aufgenommen. Ursprünglich sollte dies schon im März geschehen, doch die Werft habe den sehr komplexen Umbau „völlig unterschätzt“, wie BVT-Geschäftsführer Thorsten Rönner offen zugab.

Foto: Schiffe-Emden.de

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MS Ostfriesland in Zahlen:

  • Länge: 94 m
  • Breite: 12,60 m
  • Tiefgang: 2,40 m
  • Vermessung: 2.582 BRZ
  • Baujahr: 1985
  • Bauwerft: Jansen Werft, Leer
  • Flagge/Heimathafen: Deutschland/Emden
  • IMO: 8324622
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LNG-Antrieb – umweltfreundlich durchs UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer

Im Bremerhavener Trockendock wurde das komplette alte Heck abgetrennt und das neue Heck drangeschweißt. In genau diesem steckt auch die größte Neuheit der MS „Ostfriesland“: Der umweltfreundliche und für eine deutsche Fähre einzigartige LNG-Antrieb. Statt einer großen schwarzen Rußwolke spucken die neuen Wärtsilä- und Mitsubishi-Motoren beim Auslaufen fast nur noch ein leises Zischen aus. Die Überfahrt verläuft nun nahezu geräuschlos.

Was ist LNG? Liquefied Natural Gas wird auf minus 162 °C heruntergekühlt und befindet sich dadurch in einem flüssigen Zustand. Es besteht aus Methan und hat eine im Vergleich zu Schiffsdiesel deutlich bessere Umweltbilanz bei der Verbrennung, da es 20 % weniger Kohlendioxid, 90 bis 95 % weniger Stickoxide und Schwefeloxide sowie keinen Feinstaub produziert.

Zu dem neuen Maschinenkonzept gehören zudem um 360° drehbare Pod-Antriebe, die für ein Höchstmaß an Manövrierfähigkeit sorgen sowie ein hoher weißer Schornstein. Insgesamt ist die Fähre 10 % schneller als mit konventionellem Diesel-Antrieb. Je nach Strömung beträgt die Fahrzeit etwa 2 Stunden. Ein Herausforderung ist die Betankung des Schiffes mit LNG, da dafür aktuell noch keine Infrastruktur besteht. Die AG Ems hat aber mit Bomin Linde LNG aus den Niederlanden einen zuverlässigen Partner gefunden.
Foto: Schiffe-Emden.de

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Angenehme Atmosphäre durch renovierte und neue Innenausrüstung

Nicht nur im Maschinenraum hat sich etwas getan. Auch den Passagieren wird, besonders durch das neue Heck und den damit verbundenen neuen Platz, mehr Komfort geboten.

Die wohl größte Neuheit ist der komplett neue, als Eltern-Kind-Bereich konzipierte, Wattenmeer-Entdeckerraum auf dem untersten Deck. In gemütlicher Atmosphäre sind Spieltische, Informationsmaterial, Bildschirme und Bilder zum Thema Wattenmeer und ein Kaffeeautomat zu finden. Ebenfalls auf dem unteren Deck befindet sich der in Gelbtönen gestaltete Salon Waterdelle.

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Der große Hauptsalon am Bug des zweiten für Passagiere zugänglichen Decks besitzt nun größtenteils bunte Sitzgelegenheiten im Stil der Borkumer Strandzelte. Auch der Fußboden wurde erneuert. Außerdem befinden sich hier das Bistro, indem neben Snacks und Getränken auch warme Speisen zu erwerben sind, und der Eingang zur neuen modernen Lounge. Auch der Eingangsbereich der „Ostfriesland“ wurde neugestaltet und weist nun deutlich mehr Raum für Gepäck sowie Sitzgelegenheiten auf. Ebenfalls komplett neu ist auf Deck 2 der zweite etwas kleinere Salon am Heck der Fähre. Neben den bunten Sitzecken schmückt ein Triptychon der Borkumer Künstlerin Nicole Wenning, das die Reise von Emden über das Meer bis nach Borkum zeigt, den sehr gelungen Raum.

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Auf Deck 3 befindet sich das nun größere Autodeck mit Platz für ca. 70 PKW’s.

Der wohl beliebteste Anlaufpunkt ist das über zwei Decks verlaufene Sonnendeck, auf dem nun laut Reedereiangaben 75 % mehr Sitzplätze zur Verfügung stehen. Ebenfalls gibt s hier nun einen Kiosk mit einigen Verpflegungsautomaten und neuen Hockern.

Eine Neuheit ist auch der über alle vier Decks gehende Aufzug, der eine Barrierefreiheit versichert. In allen Fahrgastsalons gibt es jetzt zusätzlich eine Klimaanlage, die energieeffizient und ressourcenschonend mit freiwerdender Kälte aus dem Verdampfungsprozess gespeist wird. Trotzdem kritisierten noch viele Passagiere das Klima, welches diese als zu warm empfanden.

Die sehr gelungene “neue” Borkumfähre ist nach wie vor mehrmals täglich von Emden aus auf die Nordseeinsel mit Hochseeklima unterwegs. Und das jetzt sogar umweltfreundlich!

Foto: Schiffe-Emden.de

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(Gastautor: Tobias Bruns von Schiffe-Emden)