Nur saubere Meere und Destinationen führen zu einem gelungenen Kreuzfahrterlebnis. Deshalb investiert die Kreuzfahrtbranche seit Jahren erheblich, um jede neue Schiffsgeneration noch „grüner“ zu machen. Aber auch in den Häfen spielt der Umweltschutz zunehmend eine wichtige Rolle. Bei der diesjährigen Seatrade Europe steht das Thema „Green Cruising“ im Mittelpunkt. Die europäische Leitmesse für die Kreuzfahrtindustrie findet vom 9. bis 11. September 2015 auf dem Gelände der Hamburg Messe statt.
„Die Kreuzfahrtbranche ist Vorreiter beim maritimen Umweltschutz. In den vergangen Jahren hat die Industrie erhebliche Investitionen in die Erforschung und Umsetzung neuer Technologien und Betriebsverfahren zur Reduzierung von Müll, Abwasser und Luftemissionen getätigt. Wir begrüßen nationale und internationale Gesetzesinitiativen, die darauf abzielen, Luft, Meere und Häfen sauberer zu machen und wollen unseren Teil dazu beitragen. Dabei halten wir nicht nur die gesetzlichen Vorgaben ein, sondern gehen oftmals darüber hinaus, z.B. bei der Abwasserklärung“, sagt Raphael von Heeremann, Secretary General des internationalen Kreuzfahrtverbandes Cruise Lines International Association (CLIA) Europe.
Strengere Schwefelgrenzwerte für Nord- und Ostsee: die Branche rüstet um
Seit dem 1. Januar 2015 dürfen Schiffe in der Nord- und Ostsee nur noch Brennstoffe mit einem begrenzten Schwefelgehalt von 0,1 Prozent verwenden, ein Zehntel des bisher geltenden Richtwertes. Dabei lässt der Gesetzgeber den Reedereien bewusst die Wahl, ob sie niedrig-schwefeligen Marinediesel verwenden oder Entschwefelungsanlagen, sogenannte Scrubber, einsetzen. Durch Scrubber kann der Ausstoß von Schwefeloxyd um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Zu den Reedereien, die ihre neuen Schiffe mit Scrubbern ausgerüstet haben, gehören beispielsweise Royal Caribbean International (Quantum of the Seas) und Norwegian Cruise Line (Norwegian Escape und Norwegian Bliss). Norwegian Cruise Line (wir hatten << hier >> berichtet) und andere Reedereien, wie Cunard Line, lassen ebenfalls auf ihren bestehenden Schiffen (Queen Victoria) Scrubber einbauen.
Trotz großer Fortschritte bei der Abgasnachbehandlung sind Scrubber jedoch für viele Kreuzfahrtunternehmen nur eine Übergangslösung. Langfristig streben sie an, alternative Brennstoffen wie LNG zu verwenden. Allerdings fehlt es noch an international einheitlichen Standards und Regelungen für Transport, Lagerung und Verwendung von LNG.
Mehrstufige Abgasreinigungssysteme: ein Meilenstein für die Kreuzfahrtindustrie
Ein Meilenstein für die Kreuzfahrtindustrie sind mehrstufige Abgasreinigungssysteme, die unterschiedliche Schadstoffe gleichzeitig filtern können. Laut Angaben der Redereien ist es möglich, Schwefelemissionen um 99 Prozent, Stickoxide um 95 Prozent und Rußpartikel um 90 Prozent zu reduzieren. So lässt beispielsweise AIDA Cruises neue Schiffe mit einem solchen Filtersystem ausrüsten und auch bestehende Schiffe sollen schrittweise damit ausgestattet werden, was unter anderem wegen des begrenzten Platzes an Bord eine große Herausforderung ist. Auch TUI Cruises investiert kräftig in mehrstufige Abgasreinigungssysteme. Das schon im Einsatz befindliche „Mein Schiff 3“ und das neue „Mein Schiff 4“ sind mit Systemen zur Reduzierung von den drei wichtigsten Schadstoffen, Schwefeloxiden, Stickoxiden und Rußpartikeln, ausgerüstet.
Saubere Häfen: Hamburger ist europaweit Vorreiter
Kreuzfahrtschiffe verbringen etwa 40 Prozent ihrer Betriebszeit in einem Hafen. Daher setzen sich der Kreuzfahrtverband CLIA und seine Mitgliedsreedereien aktiv dafür ein, dass die Landstromversorgung in den Häfen ausgebaut wird. Hamburg wird als erster europäischer Hafen für Kreuzfahrtschiffe noch in diesem Jahr eine Landstromanlage im Kreuzfahrtterminal Altona einrichten. Eine weitere Möglichkeit, Schiffe während der Liegezeit mit umweltfreundlicher Energie zu versorgen, sind LNG Bargen. Dabei wird Flüssiggas über Gasmotoren in Strom umgewandelt. Auch hier ist Hamburg Vorreiter. Seit Mai dieses Jahres bietet erstmals die LNG-Barge „Hybrid Hummel“ Kreuzfahrtschiffen während der Liegezeit eine umweltfreundliche Energieversorgung.
Was können Kreuzfahrturlauber selbst tun?
Auch die Kreuzfahrturlauber können sich aktiv am Umweltschutz beteiligen: So bieten viele Reedereien nachhaltige Landausflüge an und unterstützen Umweltschutzprojekte in den verschiedenen Destinationen. Darüber hinaus ermöglicht beispielsweise Hapag-Lloyd erstmals seinen Gästen die Kompensation von CO2-Emissionen und trägt einen Teil der Kompensationssumme selbst.
Konferenzprogramm auf der Seatrade Europe
Auf der dreitätigen Konferenz, die begleitend zur Seatrade Europe stattfindet, werden internationale Experten aktuelle Fragestellungen rund um das Thema Kreuzfahrt diskutieren. Teil der Konferenz ist auch eine Veranstaltung mit dem global maritine environmental congress (gmec) zum rechtlichen Rahmen für Kreuzfahrtunternehmen in der Europäischen Union. Hier werden unter anderem die Umsetzung der neuen Schwefelgrenzwerte in Nord- und Ostsee und alternative Energiequellen für Kreuzfahrtschiffe thematisiert.
Über die Seatrade Europe:
Im Herzen der Elbmetropole Hamburg findet die Seatrade Europe statt – die europäische Leitmesse für die Kreuzfahrtindustrie. Branchen-Entscheider und -Insider kommen hier zusammen, diskutieren, setzen neue Trends und pflegen Kontakte. Zu den Ausstellern gehören unter anderem Werften, Schiffseinrichter/-ausrüster, Getränke- und Lebensmittellieferanten, Klassifikationsgesellschaften, Kreuzfahrthäfen und Schiffsmakler. Von der Miniklinik bis zur Großküche, von der Abfallentsorgung bis zur Entertainment-Technik: Der Betrieb eines Kreuzfahrtschiffes ist hochkomplex und eine logistische Meisterleistung. Auf der parallel stattfindenden Fachkonferenz diskutieren hochrangige Referenten über aktuelle Themen der Branche. Die Seatrade Europe öffnet vom 9. bis 11. September 2015 ihre Tore. Weitere Informationen zur Seatrade Europe 2015 unter: www.seatrade-europe.com.