Erfolgreiche große Offshore-Projekte und Kreuzliner bestimmten die Arbeit der Lloyd Werft – Perspektive für 2015 noch unbefriedigend
Nach wie vor ist die Situation für den deutschen Schiffbau nicht erfreulich. Das war 2014 so und auch für 2015 zeichnet sich keine Trendwende ab. Und trotzdem: “2014 war für die Lloyd Werft Bremerhaven ein gutes Jahr”, sagt Werft-Vorstand Rüdiger Pallentin und macht das vor allem an attraktiven und aufwändigen Aufträgen wie “Ceona Amazon”, “Island Captain” und “Island Centurion” im Offshore-Geschäft sowie dem Umbau des Kreuzliners “Artania” fest. 12 Aufträge für Neubau, Umbauten und Dockungen für Passagierschiffe und eine 100 %ige Auslastung der Docks und auch der 350 Beschäftigten im vergangenen Jahr.
Das zurückliegende Jahr, aber auch die zukünftige Arbeit sehen Rüdiger Pallentin mit seinen Vorstandskollegen Carsten J. Haake und Dirk Petersjohann vor allem in einer engen Zusammenarbeit zwischen der Lloyd Werft Bremerhaven AG mit ihren 350 Beschäftigten und ihrer Tochter Germann Dry Docks GmbH & Co. KG (100 Beschäftigte), wo seit einigen Monaten Guido Försterling die Geschäfte führt. “Gemeinsam mit German Dry Docks waren 2014 die beiden Trockendocks Kaiserdock I und Kaiserdock II, sowie die vier Schwimmdocks, die wir gemeinsam bewirtschaften, zu 100 % ausgelastet. Und weil wir teilweise Docks auch mit zwei Schiffen belegen konnten, gibt das rechnerisch sogar eine Auslastung bei 115 %”, zieht Pallentin zufrieden Bilanz für 2014. Insgesamt haben die Lloyd Werft und die GDD in ihren Docks 132 Schiffe bearbeitet. Rechnet man die Kajenplätze vor allem der Lloyd Werft hinzu, waren es deutlich über 150.
Eine der großen Herausforderungen für die Lloyd Werft war der Neubau des Rohrverlegers “Ceona Amazon” (199,40 m breit, 32,20 m breit, 33.000 BRT) für die englische Reederei Ceona. Vom Kaskobau bei Crist in Gdynia (Polen) bis zur Ablieferung am 4. Dezember 2014 in Bremerhaven brauchte die Lloyd Werft ganze 17 Monate. “Wir sind im Zeitplan geblieben, ebenfalls im Budget und haben höchste Qualität abgeliefert”, stellt Rüdiger Pallentin fest, womit die Werft wiederum ihre traditionellen Tugenden betont habe und die “besondere Flexibilität unserer Ingenieure und Werker unter Beweis gestellt wurde. Die “Ceona” war unser erster Rohrverleger. Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, mit der wir unsere gesamte Produktionspalette abgerufen und gleichzeitig bewiesen haben, dass wir im Offshore-Markt inzwischen zu Recht international einen guten Ruf genießen. Das war Neuland. Aber gerade das lieben wir und haben eine perfekte Arbeit abgeliefert.”
Rüdiger Pallentin verweist damit auf zwei weitere Umbau-Projekte für die Schlumberger-Reederei. Sie ließ in einer längeren Prozedur zwei Offshore-Versorger zu Well-Stimulation-Schiffen umbauen. Die Schwesterschiffe “Island Centurion” und “Island Captain” (93 m lang, 20 m breit, 4.500 BRT) wurden konstruktiv aufwändig während des Umbauprozesses modifiziert und für das Ertüchtigen von nicht mehr ergiebigen oder versackten Öl- und Gasquellen umgebaut.
Gleichzeitig übernahm die Lloyd Werft den Fertigbau des Errichterschiffes “Aeolus” (139,40 m lang, 38 m breit, 14.800 BRT) für die niederländische Reederei van Oord, rüstete das norwegische Errichterschiff “Bold Tern” für Fred Olsen Windcarriers um und hatte mehrfach zu Reparaturen die RWE-Errichterschiffe “Friedrich Ernestine” und “Victoria Mathias” in der Werft.
Resümee für diesen für die Lloyd Werft noch relativ neuen Schiffbaumarkt: “Wir haben keine Angst vor Herausforderungen. Im Gegenteil. Sie haben schon immer unser Geschäft bestimmt und unsere Fähigkeiten geprägt. Die Ergebnisse unserer besonderen Leistungen in Konstruktion, Ingenieur-Kowhow und kompetenter Abarbeitung an Bord sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil unserer internationalen Reputation”, sagt Rüdiger Pallentin und meint hier vor allem auch die immer stärker gefragte Kompetenz der Lloyd Werft im Bereich der Konstruktion. Mit spürbarem Erfolg hat die Lloyd Werft deutlich neue Schwerpunkte gesetzt.
Einer dieser Bereiche betrifft das Ballastwasser-Management an Bord von Schiffen. Die internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO hat schon vor gut zehn Jahren dieses Thema auf seine Agenda gesetzt. Entsprechende gesetzliche Vorschriften zur Kontrolle und Behandlung von Ballastwasser treten in absehbarerer Zukunft in Kraft. Dazu ist es notwendig, dass 30 Staaten, die mindestens 35 % der Welttonnage repräsentieren, diese IMO-Konvention ratifiziert haben. Ende 2014 waren es 40 Staaten mit 30 % Tonnage-Anteilen. Für die Lloyd Werft ist abzusehen, wann die IMO-Vorschriften für alle Reeder bindend werden und hat sich mit “maßgeschneiderten, und unabhängigen Lösungen” bereits in Position gebracht.
Die Konstrukteure und Ingenieure der Lloyd Werft haben inzwischen drei Lösungsansätze für den Einbau von Ballastwasser-Behandlungssystemen analog zu den IMO-Regularien erarbeitet, nachdem auf dem Markt vorhandene Systeme analysiert wurden. Sie basieren auf mechanischen, physikalischen oder chemischen Verfahren. Für die Umsetzung der Anlagen an Bord ist es nicht zwingend notwendig, dass die Schiffe nach Bremerhaven kommen, die “Riding Crews” der Lloyd Werft sind es seit Jahren gewohnt, auch in fremden Häfen und auf See aktiv zu sein. Seit 2012 heißt es deshalb bei der Lloyd Werft schon: Your Ship Our Concept!
Neben dem Offshore-Geschäft und der Verstärkung im Konstruktions-Management galt 2014 wieder einem Geschäftsbereich besondere Zuwendung, mit dem die Lloyd Werft weltweit an der Spitze steht: Umbau und der Reparatur von Kreuzfahrtschiffen. Allen voran stand der Großauftrag für den Umbau des neuen Phoenix-Flaggschiffs “Artania” (231 m lang, 29,60 m breit, 44.588 BRT) auf dem Programm. Der Lloyd Werft ist die neue “Artania” noch als “Artemis” von P & O bekannt und kam vom September bis Dezember 2014 für 76 Tage zur Lloyd Werft. Neue Motoren, 152 Balkone für Kabinen, neue Schalldämpfer, ein modernisiertes Frischwassersystem und viel Detailarbeit veranlassten Rüdiger Pallentin 2014 zu der Erkenntnis “Wir sind pickepacke voll. Manchmal ist die Werft zu klein.”
Die “Artania” aber war nur der herausragende Auftrag im Kreuzfahrtmarkt 2014. Die “Explorer” (180 m lang, 24.318 BRT) kam als schwimmende US-Universität (“Semester at Sea”) erstmals zur Lloyd Werft zu Reparaturarbeiten; die “National Geographic Explorer” (112 m lang, 6.471 BRT) kam zu umfangreichen Reparaturen und auch TUIs “Mein Schiff 1” (263 m lang, 76.998 BRT) – 2009 bei der Lloyd Werft von der “Galaxy” in TUIs erstes Clubschiff in “Mein Schiff 1” umgebaut – machte Station im Kaiserhafen.
Fazit: “2014 überzeugte vor allem mit sehr werthaltigen Aufträgen”, sagt Rüdiger Pallentin und lobt die immer enger und besser werdende Zusammenarbeit mit German Dry Docks. Fest steht für ihn: “Das Zusammenrücken von Lloyd Werft, German Dry Docks und Motorenwerke Bremerhaven hat sich bewährt. Das ist ein Gewinn.”