Interview mit Antonius Bösterling – dem Gartenexperten auf der MS DEUTSCHLAND

Botanische Entdeckungsreise in ferne Länder mit dem Original-Traumschiff MS DEUTSCHLAND

Foto: Reederei Peter Deilmann

Foto: Reederei Peter Deilmann

Die Themenreisen auf der MS DEUTSCHLAND zeigen, dass Kreuzfahrten viel mehr als nur Erholung an Deck bieten. Damit war die Traumschiff-Reederei die erste der Branche mit einem solchen Angebot. Rund um das Thema Gartenkultur sind dieses Jahr beispielweise Routen zu dem Skulpturenpark in den norwegischen Fjorden, eine Wanderung durch die Botanik Frankreichs oder Koch- und Heilpflanzenkunde im fernöstlichen Indonesien im Programm. „Bei unseren Gartenkreuzfahrten stellen wir die Botanik und natürliche Vegetation in den Vordergrund, allesamt in Begleitung der ersten Riege der Experten. Dabei werden exklusiv auch private Anlagen besucht, die anderen verschlossen bleiben“, sagt Christopher Nolde, Vorsitzender der Geschäftsführung der Reederei Deilmann. Antonius Bösterling, ehemaliger Geschäftsführer der Garten-Gesellschaft, Heidi Howcroft, Landschaftsarchitektin, die mehrere Bücher veröffentlicht hat und Dr. Carsten Seick, Gartenkunsthistoriker und Landschaftsgärtner, begleiten die botanischen Entdeckungsreisen.

Faszination Botanik: Interview mit Gartenexperte Antonius Bösterling

Wie lange machen Sie schon die Gartenreisen auf der DEUTSCHLAND?

Die Reederei Peter Deilmann ist ein Pionier in Sachen Garten-Kreuzfahrten. Im Jahr 2001 habe ich zunächst für die DEUTSCHLAND zwei Gartenreisen pro Jahr nach England entwickelt, organisiert und begleitet, nun sind es bis zu acht im Jahr. Die Reisen wurden immer beliebter und wir benötigten Unterstützung. Die fanden wir in Gartenarchitektin Heidi Howcroft und Gartenhistoriker Dr. Carsten Seick.

Was fasziniert Sie so an Botanik und Gartenarchitektur?

Gärten sind Paradiese und Rückzugsorte, grüne Oasen, die klärend und ausgleichend wirken. Besondere Formen und Objekte im Garten zu strukturieren, ist nicht nur meine Lei-denschaft, es wirkt auch noch meditativ auf mich. Ich mache meine Arbeit sehr genau und durchdenke alles bis ins kleinste Detail, vor allem bei der Konstellation der Farben. Die von mir geplanten Gärten sind nach 40 Jahren unverändert.

An Seetagen halten Sie Seminare an Bord, wie kann man sich das vorstellen?

Bereits am ersten Abend nach der Begrüßung sind wir eine Gartengruppe und es beginnt ein intensiver Erfahrungsaustausch. Jeder Teilnehmer erfährt von jedem was für einen Garten und welche Lieblingspflanze er hat, und ob er ein Spezialist von Stauden oder Rosen ist. Wir treffen uns zu Vorträgen über die Geschichte der Gartenkunst und Trends. Wir laden auch zu Planungsgesprächen ein, in denen Anregungen für den eigenen Garten entwickelt werden. Die Teilnehmer erhalten für die jeweiligen Ideen einen Entwurf, den sie zu Hause umsetzen können. Oft schicken die Teilnehmer Fotos als Dank und Belege für die erfolgreiche Realisierung.

Wenn wir Sie bei einem Landausflug begleiten, wie würde so ein Tag aussehen?

Auf dem Weg zu den Gärten machen wir eine Stadterkundung und interpretieren die umliegende Natur. Gärten sind nie unabhängig von der Landschaft angelegt und zeigen auch die jeweilige Wirtschaftskraft der Region in den einzelnen Gartenepochen an. Vor Ort erläutere ich dann das was ich sehe. Erstaunlicherweise haben viele Menschen das „Sehen“ verlernt und erfreuen sich nach einigen Tagen an ihrem wiedergewonnenen Bewusstsein für die Schönheit der Natur.

Gibt es einen Ort, an dem es die größte Zahl unterschiedlichster Pflanzenarten gibt?

Die Dichte der Pflanzenarten hängt vom Klima, Boden und Leidenschaft der Gartenbesitzer ab. In der Namibiawüste ist die Wellwitschia ein Highlight. Sie ist extrem reich befruchtet, obwohl rundum ansonsten nur Sand ist. An den Hängen der norwegischen Fjorde unterstüt-zen nur wenige Pflanzenarten die skulpturale Landschaft. Gärtnern ist dort eine Herausforde-rung. Die reichste Flora wächst in Südirland und Südengland, in Kent, Cornwall und Sussex. Was auch viel mit der gärtnerischen Leidenschaft der englischen Frauen zu tun hat.

Haben Sie einen persönlichen Lieblingspark oder Garten?

Mir gehen zwei Gärten nicht mehr aus dem Kopf: Nördlich von Edinburgh liegt das House of Pitmuis Gardens in einer typischen englischen Parklandschaft. Gestaltet und mit Liebe versorgt von einer alten Dame namens Mrs. Ogilvie, die mit ihren 90 Jahren immer noch die Gartenpflege betreibt, sei es mit dem Rollator und einer angehängten Hacke. Auch beeindruckend: Prinzessin Sturdza in der Normandie pflanzte mit über 90 Jahren unentwegt Neuheiten von Bäumen und Sträuchern in ihrem fünf Hektar großen Waldlandschaftsgarten Le Vasterial.

Verraten Sie wie ihr privater Garten aussieht?

Ich habe einen Atriumgarten, in dessen Mitte eine Wasserstelle und eine Wallhecke liegt. Mein zweiter Garten befindet sich in meinem Büro. Es ist ein Experimentiergarten, in dem ich neue Pflanzenarten züchte und beobachte. Meine Proben und empfindlichen Schützlinge überwintern dann im Glashaus.

Bei so viel Begeisterung, haben Sie eine Lieblingspflanze?

Ich habe drei Lieblingspflanzen: Die Lotuspflanze, das Symbol der Reinheit, Vollkommenheit und weiblicher Schönheit. Die weiße Herbstanemone und der Quittenbaum, der für den Genuss der Liebe steht.