Ausnahmesituation: Verspätungen auf den Weltmeeren führen zu extrem vollen Hafenterminals, Trucker massiv betroffen
Extrem hohe Lagerauslastung
Durch die größer werdenden Schiffe und die dadurch steigenden Umschlagmengen pro Großcontainerschiff haben sich 2013 und in den ersten Monaten 2014 verstärkt schwankende Auslastungen (Peaks) an den Hamburger Containerterminals bemerkbar gemacht. Dazu kommt nun seit Anfang 2014 eine außergewöhnliche Situation, die auch vielen anderen europäischen und asiatischen Häfen zu schaffen macht: Durch verschiedene Unwettersituationen kam es zu teilweise mehrtägigen Verzögerungen bei Schiffsankünften. Dadurch haben sich große Mengen an Exportcontainern aufgebaut, denn die Exportcontainer werden angeliefert, auch wenn die für den Abtransport bestimmten Schiffe noch gar nicht eingetroffen sind. Die durchschnittliche Verweildauer eines Exportcontainers hat sich deswegen in den letzten Monaten verdoppelt. Dadurch fehlen im Export bis zu 25 % der gesamten Lagerkapazität.
Containerlager können bei einer Auslastung bis zu 80 % ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen. Die Lagerauslastung ist momentan an vielen Stellen von den üblichen 75 % auf nahezu 100 % angestiegen. Durch diesen Anstieg können die Terminals nicht alle Prozesse mit der von ihnen gewohnten Leistungsfähigkeit erbringen. Die Überlast führt dazu, dass die Datenverarbeitung nicht immer den optimalen Stellplatz auswählen kann; zudem muss die maximale Stapelhöhe in den Yards ausgenutzt werden. Damit steigen die Fahrwege für die Geräte deutlich an. Es sind viel mehr Umstaubewegungen als gewöhnlich erforderlich, die Zeit kosten. All dies kostet Produktivität.
Auswirkungen auf Bahn und Fuhre
Die Containerlager bilden bei den hohen wasserseitigen Produktivitäten ohnehin den Engpass der Terminals. Der ungewöhnlich hohe Anstieg der Lagerauslastung macht sich deshalb im gesamten System bemerkbar. Das führt dazu, dass die Abfertigung an Fuhre und Bahn in letzter Zeit mitunter nicht mehr mit dem gewohnten hohen Qualitätsstandard erfolgt.
Hinzu kommt, dass auf den Terminals insbesondere in der Zeit zwischen 13.00 und 17.00 Uhr ein extrem hohes Lkw-Aufkommen zu verzeichnen ist. Warum gerade in dieser Zeit die Lkws gebündelt die Terminals anfahren, konnte nicht zufriedenstellend aufgeklärt werden.
Die Terminalbetreiber können die hohe Verweildauer der Container nur sehr begrenzt beeinflussen. Dennoch haben sie bereits Maßnahmen umgesetzt, mit denen sie die Leistungsfähigkeit der einzelnen Anlagen aufrechterhalten: Auf einigen Anlagen wurden Ergänzungsläger eingerichtet, um die Lagerkapazität zu erhöhen. Dort wird zusätzliches Gerät eingesetzt.
Unterstützung durch Spediteure und Trucker
Momentan ist nicht absehbar, wann die Verzögerungen der Schiffsankünfte und die daraus entstehenden Engpässe auf den Terminals beendet sind. Daher sind Wartezeiten bei der Fuhre insbesondere in Spitzenstunden – montags bis freitags – weiterhin nicht auszuschließen. Um die Situation zu entschärfen, ist kurzfristig u.a. eine bessere Abstimmung mit den Truckern erforderlich. Speditionen und Trucker werden dringend gebeten, wenn immer möglich auch die Abend- und Nachtstunden sowie die Wochenenden zu nutzen. Zu diesen Zeiten gibt es auch weiterhin hinreichend Abfertigungskapazitäten ohne Wartezeit.
Mittelfristige Verbesserungsvorschläge
Mittelfristig sollte ein Truck Appointment System (Slot-System), wie es bereits bei der Hafenbahn erfolgreich angewendet wird, eingerichtet werden. Weitere denkbare Maßnahmen könnten zusätzliche Leercontainerflächen in unmittelbarer Nähe der Terminals sein, um hafeninterne Lkw-Umfuhren zu reduzieren. Das Lkw-Sonntagfahrverbot für hafeninterne Umfuhren aufzuheben, würde die Situation zusätzlich verbessern.