“Willkomm Höft”-Begrüßungskapitäne v.l.n.r.: Wolfgang Adler, Eckart Bolte, Hartmut Hoffmann, Friedrich Niemeyer und Helmut Fengler
1. Sie sind ein sogenannter Begrüßungskapitän. Wie kam es dazu und welche Qualifikation war nötig?
Im Alter von 6 Jahren habe ich dem damaligen Begrüßungskapitän zugearbeitet. D.h. Mit dem Fernglas in der Hand ging ich auf dem vor unserem Hause befindlichen Fähranleger und hielt nach den Schiffen Ausschau. Anschließend habe ich meine Beobachtungen, die aus Schiffsnamen und Nationalität bestanden, dem Kapitän mitgeteilt und dieser hat alles weitere eingeleitet. Anschließend hatte ich die Aufgabe, die sich an unserem Holzmast befindliche “Hamburg”-Flagge beim Passieren des Schiffes zu dippen. Nach meiner Berufsausbildung zum Seehafenspediteur, habe ich dann die Frachtlogistik zu den Schiffen, respektive den Transport bis zum Bestimmungsland und Ort disponiert. Ferne Länder, Schiffe und Häfen haben mich immer faziniert. Später habe ich dann als Skipper große Segelyachten auf allen Weltmeeren gesegelt und teilweise auch in die Karibik überführt. Als Ergebnis aus dieser Vergangenheit läßt sich die Qualifikation und die Fazination; wie schon vorher beschrieben, ableiten und ist aus meiner Sicht, Voraussetzung für diese Tätigkeit.
2. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsalltag in der Begrüßungsanlage und was zählt zu Ihren Hauptaufgaben?
Ich beginne mit der akustischen Schiffsbegrüßug oder Verabschiedung um ca. 10 Uhr morgens. Diese endet mit dem Sonnenuntergang. Über unser Radarsystem orte ich als erstes die Schiffsbewegungen im Hamburger Hafen und auf der Elbe. Zeitnah berechne ich dann den Passagezeitpunkt am Willkomm Höft. Danach entnehme ich aus unserer Schiffsdatenkartei; diese umfaßt ca. 17.000 Karteikarten, die entsprechende Karteikarte. Bei neuen Schiffen, im Fall des Erstanlaufs oder bei einer Schiffsnamenänderung, erstelle ich sofort eine neue Karte bzw. Datei. Hierzu bediene ich mich dem Lloyds–Schiffsregister in London. Zum weiteren informiere ich unsere Gäste über die Anlaufhäfen des passierenden Schiffes.
3. Wie viele Schiffe passieren die Anlage im Schnitt täglich?
In meiner Dienstzeit sind es zwischen 15 und 30 Schiffe.
4. Wie muss man sich die Begrüßung aus technischer Sicht vorstellen?
Die Nationalhymnen aller seefahrenden Nationen; gesamt 152, sind auf der Festplatte gespeichert und werden beim Passieren des Schiffes von mir per Knopfdruck gestartet. Nach dem Vorspann wird das Schiff in deutscher und in der jeweiligen Landessprache begrüßt oder verabschiedet. Zeitgleich wird beim Einlauf des Schiffes die Hamburg-Flagge gedippt und zusätzlich bei auslaufenden Schiffen die Flaggenkombination “U” und “W” (Uniform und Whiskey) gehisst. Diese Flaggenkombination bedeutet “Gute Reise”.
5. Erhalten Sie manchmal auch Rückmeldungen von Schiffen?
Ja… Entweder durch Flaggengruß oder einem 3 maligen Hupton. Zum weiteren erhalten wir auch direkte Anrufe vom Schiff.
6. Wie können Besucher die Anlage erleben?
Z.B. durch einen Besuch in unserer Kabine oder auch auf dem Fährponton. Im persönlichem Gespräch erklären wir unserern Gästen gerne die Anlage und auf Wunsch können die Gäste die Zeremonie “Live” miterleben.
7. Wodurch wird die Schiffsbegrüßungsanlage finanziert?
Die Begleichung der sich ständig wiederholenden Kosten wie z.B., Reparaturen, Wartung u.s.w. obligen ausschließlich dem Pächter des Neuem Schulauer Fährhauses.
8. Nimmt die Vielfalt der Hymen ab und wie oft kommt es noch vor, dass sie die deutsche Hymne spielen können?
Bedingt durch die Ausflaggung der Schiffe hat sich die Vielfalt etwas reduziert. In der Regel passieren täglich ca. 5 – 8 “deutsche Schiffe” das Willkomm Höft.
9. An welche Schiffe oder Momente erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Aus früheren Zeiten sind es die “Cap”-Schiffe der Hamburg Süd Reederei; die sogenannten weißen Schwäne, und die Schiffe der damaligen Hamburg Amerika Linie und dem Norddeutschen Lloyd. Als Passagierschiff habe ich die “Hanseatic” an erster Stelle gesetzt. Highlights waren in den 50er Jahren die Passage des Tankers “Tina Onassis” und dem schwedischen Passagierschiff “Italia”. Heute sind es die Queen Mary II, die Queen Elisabeth, das eine oder andere Containerschiff und natürlich die Großsegler wie z.B. die “Gorch Fock” oder die “MIR”.
10. Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:
Unsere Schiffsbegrüßungsanlage ist besonders, weil… sie weltweit einmalig ist, eine sehr lange Tradition hat und bei allen Seeleuten und Reedereien dieser Welt bekannt ist. Außer der traditionellen Pflege sind zwei weitere, wichtige Aspekte zum einen die mit der Schiffsbegrüßung verbundene Völkerverständigung und natürlich der Gruß an die Seeleute.
Schifffahrt bedeutet für uns… Freiheit und Sehnsucht.
Die bisher exotischste Hymne war… Qatar.