Deutschland verfügt seit einigen Jahren nicht nur erstmals über eine Bundeskanzlerin, nein, die Deutschland seit Januar 2013 auch erstmals über eine Staffkapitänin. Vor rund fünf Jahren begann Claudia Kempkes an Bord der MS Deutschland zu arbeiten. Nun vertritt sie seit 1 ½ Jahren ganz offiziell mit demselben Know-how ihren Kapitän auf der Kommandobrücke. Wir vom Schiffsjournal danken Frau Kempkes für Ihre Zeit, die Sie sich für unsere Fragen genommen hat und sind stolz darauf, Sie mit zu unseren Antwortgebern zählen zu dürfen.
1. Ab wann hatten Sie begonnen davon zu träumen auf einem Schiff zu arbeiten und wie würden Sie die Zeit bis dorthin beschreiben?
Als ich 16 war, habe ich über das Arbeiten auf Schiffen gelesen und es hat mich nicht mehr losgelassen. Mit 17 habe ich in den Sommerferien ein Praktikum auf einem Containerschiff gemacht und dann war für mich klar, dass ich als Offizierin auf einem großen Seeschiff fahren wollte. Ich konnte es kaum abwarten, die Schule zu beenden um dann mit Ausbildung und Studium (insgesamt 5 Jahre) weiter zu machen. Das hat zum Glück alles problemlos geklappt und ich konnte mit 24 Jahren als Zweite Nautische Offizierin auf einem Containerschiff anheuern.
2. Wurden Sie von der überwiegend männlich besetzten Kommandobrücke gleich von Anfang an aktzeptiert, oder hatten Sie zu Beginn Ihrer Staff-Karriere mit Vorurteilen zu kämpfen?
Es gibt zwar nicht viele weibliche Schiffsoffiziere, aber ich bin auch nicht die Erste, die diesen Beruf ergreift. Viele Kollegen hatten schon Erfahrung mit Frauen auf der Brücke und waren mir wohl gesonnen. Es war leichter, als es sich vielleicht viele Leute vorstellen…
3. Sie sind ein großes Vorbild für weibliche Schiffsinteressierte. Welche Tipps würden Sie den Frauen mit auf den Weg geben, die eine ähnliche Karriere anstreben?
Jede(r) Interessierte sollte am besten erst einmal ein Praktikum auf einem Schiff machen um zu sehen, wie das Leben an Bord ist, nicht zuletzt auch wegen Problemen wie Seekrankheit und Heimweh. Von allzu romantischen Vorstellungen sollte man sich besser lösen, insbesondere die Frachtschifffahrt ist ein hartes Business.
4. Was zeichnet die Reederei Peter Deilmann als Arbeitgeber sowie die MS DEUTSCHLAND als Arbeitsplatz aus?
Die DEUTSCHLAND fährt immer noch unter deutscher Flagge, was auch deutsche Sozialversicherungen mit einschließt. Das hat keine andere Kreuzfahrtreederei. An Bord ist es schön, mit vielen langjährigen Kollegen zusammenarbeiten zu können.
5. Die MS DEUTSCHLAND ist in der ganzen Welt Zuhause. In welchen Ländern/Häfen fühlen Sie sich besonders wohl und Zuhause?
Gerne fahre ich durch die Schärenlandschaft nach Stockholm. Ich bin gern im Mittelmeer und in der Ostsee unterwegs, mich begeistern aber auch die entfernten Metropolen wie Singapur, Hongkong, Kapstadt.
6. Welche Früchte Ihrer Arbeit schmecken besonders gut und machten Sie zu dem was Sie heute sind, Staffkapitänin eines Kreuzfahrtschiffs?
Oft sprechen mich Gäste an – sowohl weibliche als auch männliche – die sich freuen, eine Frau in dieser Position zu sehen. Das wiederum freut mich immer wieder!
7. An Bord tragen Sie als Staffkapitänin eine hohe Verantwortung gegenüber Ihrer Crew, den Passagieren sowie dem Schiff. Womit laden Sie an Bord Ihre persönlichen Akkus wieder auf?
Mit dem, was die Kreuzfahrt ausmacht, nämlich das Entdecken vieler verschiedener Orte, verbringe ich auch gern meine Freizeit. Das ist dann ein kleiner Ausgleich dafür, dass man viel und lange weg ist von Zuhause.
8. Woran liegt es, dass Frauen bisher noch recht selten in Führungspositionen auf See vorzufinden sind und was kann man tun um das zu ändern?
Die meisten Frauen stehen irgendwann vor der Entscheidung, eine Familie zu gründen oder zur See zu fahren. Beides lässt sich leider nicht kombinieren, außer man hat einen Mann, der die ganze Zeit zu Hause ist.
9. Worauf freuen Sie sich in 2015 (wenn die MS DEUTSCHLAND in einem neuen Glanz erstrahlt) am meisten?
Auf die Weltreise mit einem rundum renovierten „Traumschiff“.
10. Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze:
Kreuzfahrtgäste der MS DEUTSCHLAND können sich sicher sein, dass … sie an Bord eine entspannte Atmosphäre in luxuriösem Ambiente vorfinden. Viele Stammgäste wissen das zu schätzen.
Für die Zukunft wünsche ich mir … trotz der Liebe zur Seefahrt mehr Zeit zu Hause verbringen zu können.
Mit der ZDF „Traumschiff“ Serie verbinde ich … Sehnsuchtsziele, perfekt inszeniert.