In Rostock gingen im ersten Halbjahr 2016 insgesamt 14,9 Millionen Tonnen (brutto) Güter über die Kaikanten. Davon wurden 13,9 Millionen Tonnen im Überseehafen umgeschlagen. Eine weitere Million Tonnen wurden laut Hafen- und Seemannsamt in anderen Rostocker Hafenanlagen wie dem Chemiehafen Yara sowie Fracht- und Fischereihafen verladen. Die Gütermengen aller Rostocker Häfen verzeichneten damit ein Umschlagplus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr, und damit erneut Zuwächse. Ebenfalls stieg die Zahl der beförderten Fährpassagiere von und nach Nordeuropa um 45.000 auf 931.000.
„Alle Rostocker Hafenunternehmen, hier operierenden Reedereien, Speditionen und Eisenbahngesellschaften haben in ihrem Zusammenspiel dafür gesorgt, dass der Hafenumschlag an der Warnow weiter wächst“, sagt Jens A. Scharner, Geschäftsführer der Hafen Entwicklungsgesellschaft Rostock.
Überseehafen Rostock
Mit 13,9 Millionen Tonnen umgeschlagener Güter im Überseehafen erhöhte sich das Vorjahresergebnis um 800.000 Tonnen bzw. sechs Prozent. Auf die rollende Fracht des Fähr- und RoRo-Verkehrs entfielen acht Millionen Tonnen. In diesem Segment gab es einen Zuwachs von 600.000 Tonnen bzw. neun Prozent. Der Anteil der Fähr- und RoRo-Güter am Gesamtumschlag im Universalhafen Rostock betrug im ersten Halbjahr 58 Prozent. 42 Prozent bzw. 5,9 Millionen Tonnen wurden mit dem Umschlag von Schütt-, Flüssig- und Stückgütern erzielt, was eine Zunahme von 200.000 Tonnen bzw. vier Prozent bedeutet.
„Damit zählt Rostock zu den wachstumsstärksten Häfen des Ostseeraums und ist Deutschlands größter Ostseehafen“, sagt Dr. Gernot Tesch, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock.
Der Rostocker Überseehafen verzeichnete 4.011 Anläufe von Fähr-, RoRo-, Fracht- und Kreuzfahrtschiffen in den ersten sechs Monaten des Jahres, davon 3.069 Anläufe von Fähr- und RoRo-Schiffen.
Rollende Ladung
Auf den drei Fähr- und vier RoRo-Verbindungen von und nach Dänemark, Schweden und Finnland wurden 178.258 Lkw (begleitete Einheiten) transportiert, ein Plus von acht Prozent. Der Umschlag von unbegleiteten Einheiten nahm ebenfalls zu, 64.737 Trailer rollten über die Kaikanten (+ vier Prozent). Im ersten Halbjahr 2016 wurden zudem 11.548 Eisenbahnwaggons über See transportiert.
„Wieder einmal hat sich der Fähr- und RoRo-Verkehr mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten als Wachstumstreiber erwiesen“, erläutert Dr. Gernot Tesch.
Auf dem Terminal für den Kombinierten Ladungsverkehr (KV) verkehren wöchentlich 34 Kombiverkehrszüge von und nach Verona (13), Hamburg (5), Karlsruhe (5), Brno (4), Novara (3), Duisburg (3), und Wels (1). Im ersten Halbjahr 2016 stieg die Anzahl der auf dem KV-Terminal umgeschlagenen Einheiten von 35.177 (1. Halbjahr 2015) auf 38.359 und damit um neun Prozent.
„Die positive Entwicklung auf der von Kombiverkehr betriebenen Direktverbindung Rostock-Duisburg (per Juni + 30 Prozent) lässt uns zuversichtlich auf die weitere Entwicklung dieser für den Standort wichtigen Verbindung schauen. Ferner bietet Kombiverkehr seit Mitte Juni die Verbindung Rostock-Nürnberg über den Bahnknotenpunkt Hamburg mit fünf wöchentlichen Abfahrten an. Der Dienst nach Brünn verkehrt seit Anfang Juli nunmehr wieder mit vier anstatt drei Abfahrten pro Woche. Wir sind mit der KV-Entwicklung zufrieden, arbeiten aber weiterhin daran, einzelne Relationen zu verdichten und neue KV-Verbindungen auszubauen“, so Dr. Gernot Tesch.
Massen- und Stückgüter
Der Flüssiggutumschlag der ersten sechs Monate 2016 stieg leicht auf etwas mehr als 1,3 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr an. Mehr Benzin, Gas- und Heizöl sowie Rapsöl wurden über die Kaikanten gepumpt.
Bei dem Umschlag von Schüttgütern gab es erneut einen Zuwachs von drei Prozent auf 4,2 Millionen Tonnen. Der Umschlag von Getreide (Braugerste, Gerste, Malz, Roggen und Weizen) lag mit 2,2 Millionen Tonnen rund 200.000 Tonnen über dem ersten Halbjahr 2015. Mehr als die Hälfte aller bewegten Schüttgüter entfallen auf den Getreideumschlag. Nennenswerte Steigerungen gab es neben dem Umschlag von Getreide noch bei Raps (plus 160.000 Tonnen) und dem Düngemittel Yara Axan (plus 60.000 Tonnen).
Im Stückgutbereich konnten 380.000 Tonnen über die Kaikanten gehievt werden. Diese Menge entspricht dem Vorjahresergebnis.
Projekte und Investitionen der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock
„Für Investitionen in Flächen und Gebäude plant die Hafen-Entwicklungsgesellschaft in diesem Jahr etwa 14 Millionen Euro, davon 4,6 Millionen Euro für die weitere Verkehrsertüchtigung und knapp zehn Millionen Euro für neue Kaianlagen“, erklärt Jens A. Scharner.
Darüber hinaus hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft die Gesamtkosten für den Neubau von Liegeplatz 7 in Warnemünde in Höhe von 7,7 Millionen Euro übernommen, der in den Winterhalbjahren 2013/2014 und 2015/2016 von der Hansestadt Rostock neu gebaut wurde.
Ende 2015 begann auf Pier II der Neubau einer etwa zwei Hektar großen Vorstellfläche für Lkw, der in diesem Frühjahr fertiggestellt wurde. Südlich der Kaihalle 4 wurde mit dem Neubau einer rund ein Hektar großen Vorstellfläche für Trailer begonnen. Die Fläche kann bereits im August 2016 einer Nutzung zugeführt werden.
Noch im Herbst 2016 sind erste Baureifmachungsmaßnahmen für die neue Teilanschlussstelle BAB A 19 geplant, die zur Entflechtung des Fährhafen- und Industriehafenverkehrs eine zusätzliche Anbindung für den Industriehafen bieten wird. Dazu zählen die Verlegung einer Gasfernleitung und der Abriss des Stellwerkkomplexes der Deutschen Bahn. Parallel dazu soll in Federführung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr das Planfeststellungsverfahren starten.
Ebenfalls im Herbst 2016 ist der Baubeginn für ein neues zweispuriges Brückenbauwerk in den östlichen, noch nicht erschlossenen Hafenteil geplant. Eine bestandskräftige Baugenehmigung liegt bereits vor.
Auf dem Fährterminal wurden die Heckseitenrampe und Gangway von Liegeplatz 66 an Liegeplatz 53 neu aufgebaut. Die Brückenrampe und die Gangway sind mittlerweile in Betrieb. Lange Baugenehmigungsverfahren verzögerten das Umsetzen der Passagier-Gangway. Am Liegeplatz 54 wurde der im Jahr 2012 neu gebaute moderne Fähranleger aktiviert und nach einer Probephase von der neuen Schiffsgeneration für die Fährlinie Rostock – Gedser erfolgreich in Betrieb genommen. Der An- und Ablegeprozess funktioniert weitgehend vollautomatisch.
Zwei weitere Schwerpunkte beschäftigen sich mit Nachhaltigkeitsprojekten des Hafenbetreibers: Als gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahme für Hafeninfrastrukturprojekte investiert die Hafen Entwicklungsgesellschaft in die Schaffung eines parkähnlichen Areals auf rund 20 Hektar östlich der Werftallee in Groß Klein. Dieses Grundstück befindet sich im Eigentum der Hafen-Entwicklungsgesellschaft und wird als naturnaher Erlebnisraum bis Ende 2016 aufgewertet.
Des Weiteren hat die Hafen-Entwicklungsgesellschaft mit der naturschutzfachlichen Aufwertung des „Diedrichshäger Moores“ bei Warnemünde begonnen. Diese Maßnahme wurde 2009 genehmigt und planfestgestellt. Sie wird für zukünftige Ausbaumaßnahmen im existierenden Sondergebiet Hafen als naturschutzfachliches Kompensationspotential über ein Ökokonto dem Hafen zur Verfügung stehen. Es ist geplant, die Aufwertung, insbesondere die noch anstehenden umfangreichen Erdbewegungen zur Beseitigung degenerierter Moorböden, weitgehend umweltverträglich innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre umzusetzen. Etwa 90.000 Kubikmeter werden bis Ende 2016 abgetragen worden sein.
Erfolgreich wurde erstmalig und entsprechend den neuen Bestimmungen der Europäischen Union (EU) ein Einzelnotifizierungsverfahren für ein Hafenbauprojekt im Überseehafen durchgeführt: der Neubau von Liegeplatz 23 mit einer Investitionssumme von etwa 20 Millionen Euro. Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock geht davon aus, diese für die künftige Entwicklung des Schüttumschlags wichtige Neubaumaßnahme zügig umsetzen zu können.
Noch im Herbst 2016 ist der Start der Spundwandsanierung an den Liegeplätzen 21 und 22 geplant. Im Anschluss daran soll mit den Arbeiten am Liegeplatz 23 in 2017 begonnen werden.
Warnemünde bleibt vorn
Insgesamt werden in diesem Jahr 183 Anläufe von 33 Kreuzfahrtschiffen erwartet: 162 Mal legen die Schiffe in Warnemünde und 21 Mal im Überseehafen an.
„Unter den am häufigsten angelaufenen Kreuzfahrthäfen Deutschlands rangiert Rostock vor Hamburg und Kiel erneut auf Platz eins“, sagt Jens A. Scharner, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH.
Vier Schiffe steuerten erstmals die Warnowmündung an: „Koningsdam“ und „Zuiderdam“ der Reederei Holland America Line, „Viking Sea“ der Reederei Viking Ocean Cruises und „Monarch“ der Reederei Pullmantur.
Die Rostocker Reederei AIDA Cruises hat mit „AIDAdiva“ und „AIDAmar“ wieder zwei Schiffe in ihrem Ostseebasishafen Warnemünde stationiert. 41 von 51 Passagierwechselanläufen werden von AIDA Cruises in diesem Jahr absolviert. Zudem werden 57 Teilreisewechsel von Costa, MSC, NCL und anderen Reedereien durchgeführt, bei denen insbesondere deutsche Passagiere in Warnemünde an Bord bzw. von Bord gehen.
Im Kreuzfahrtkalender 2016 stehen ein Fünffachanlauf am 27. August, vier Vierfach- sowie 13 Dreifachanläufe. Mehr als 100 Anläufe finden an den Wochentagen Freitag (28), Sonnabend (49) und Sonntag (27) statt. Insgesamt laufen an 110 Tagen, und damit weniger als ein Drittel des Jahres, Kreuzfahrtschiffe den Hafen an der Warnow an.
Mit rund 800.000 Kreuzfahrtpassagieren, die an und von Bord gehen werden, peilt Rostock eine neue Bestmarke an.